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Rezensionen zu
Der Untergang der "Wager"

David Grann

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€ 25,00 [D] inkl. MwSt. | € 25,70 [A] | CHF 34,50* (* empf. VK-Preis)

David Grann ist eigentlich kein Unbekannter. Letztes Jahr wurde das Buch *Ein Verbrechen* mit keinem Geringeren als Robert De Niro verfilmt. Grann hat ein Talent historische Ereignisse spannend und greifbar zu beschreiben. Ich mag historische Ereignisse, die Geschichte an sich. So auch hier. Oft fehlt einem jedoch die Zeit und auch der Anreiz nach geschichtlichen Ereignissen zu suchen. Umso schöner finde ich die Idee an sich, echte Ereignisse aufzugreifen und neu zu erzählen. Der Roman ist eine Mischung aus Sachbuch und Roman. Faktisch basiert er auf Lokbücher und Daten aus dem 18 Jahrhundert. Ein königliches Schiff mit einer Besatzung von 250 Mann macht sich auf die Reise und erleidet im heutigen Chile Schiffsbruch. Zwei Drittel der Besatzung schaffen es auf eine Insel im Pazifik. Letztendlich erreichen aber nur knapp 30 Leute England wieder. Jeder mit einer eigenen Variante des Unglückhergangs. Grann hat einen großartigen Erzählstil. Eindringlich, spannend und reell. Die Geschichte der Wager besagt, dass nach Schiffsbruch ein absolutes Chaos ausbrauch. Man spricht von Mord und Meuterei, von Hungersnot und Krankheiten. Ein jeder bezichtigt den anderen der Schuld. Letztendlich muss ein Kriegsgericht darüber entscheiden. Ich habe selten so ein spannendes Geschichtsbuch gelesen. Selbst ein klassischer Urlaubsleser hat an diesem Buch ganz sicher seine Freude. Wer Lust auf True Crime, Naturgewalt und echten geschichtlichen Background hat, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Es ist kein Wunder, dass *THE WAGER* in anderen Ländern hochgelobt wird. Großes erzählerisches Kino weitab vom typischen Mainstream.

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Im Januar 1742 strandet ein Segelboot mit 30 Mann Besatzung an der Küste Brasiliens. Die Seeleute sind die einzig Überlebenden des Eroberungsschiffes "The Wager", das in einem Sturm zerschellt ist Drei Schiffbrüchige werden sechs Monate später in Chile an Land gespült und sagen aus, daß die 30 Seeleute Meuterer wären, die skrupellos gemordet hätten. Ein britisches Kriegsgericht soll die Wahrheit ans Licht bringen. David Grann hat mit "Der Untergang der Wager - Eine wahre Geschichte um Schiffbruch, Mord und Meuterei" ein ganz besonderes Buch geschaffen. Aus Archivmaterial dieses historischen Kriminalfalles hat er einen spannenden Roman geschrieben. Wobei man dieses Buch zwar als Roman lesen kann, man aber in Wirklichkeit ein Sachbuch vor sich hat. Atmosphärisch dicht wird hier der Frage nachgegangen, wer die Schuld am Untergang der Wager trägt. Doch heute wie damals wird dies nicht geklärt. Selbst die Zuhilfenahme der Aussagen von Zeitzeugen bringt hier kein Licht ins Dunkel. Denn man kann hier nicht einfach in schwarz und weiß, gut oder böse einteilen. Die Situationen waren für die Beteiligten hart und extrem, jeder kämpfte um sein Überleben und sie mußten dafür alles geben und auch ihre Prinzipien aufgeben. Man erlebt hier das Leben an Bord jenseits der romantischen Verfilmungen in all seiner Härte. Stürme, Gefechte und Krankheiten bedrohen die Besatzung und fordern viele Todesopfer. David Grann beschreibt dies alles so eindringlich, daß man mit jedem Opfer leidet. Der Autor arbeitet hier auch Geschichte auf. Politisches Geplänkel zwischen England und Spanien wird hier verständlich gemacht und man lernt, wie brutal der Kampf um die Seeherrschaft war. Dieses Buch ist extrem spannend und trotz der speziellen Thematik leicht verständlich zu lesen. Im Mittelteil befindet sich ein Bildteil voller wunderbarer Farbbilder, die das Buch zusätzlich aufwerten. Ich kann dieses Buch jedem sehr ans Herz legen!

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Anfang des Jahres 1742 wird ein Segelboot an die Küste Brasiliens gespült. An Bord befinden sich 30 Männer, die den Untergang des Schiffes „Wager“ überlebten. Doch sechs Monate später landen drei weitere Schiffbrüchige an der Küste Chiles und behaupten, diese 30 Männer seien Meuterer, die sich den Befehlen des Kapitäns widersetzt hätten. Ein Kampf zwischen den beiden Parteien beginnt. Und dann taucht auch noch der totgeglaubte Kapitän wieder auf. . Es ist wirklich erstaunlich, wie David Grann es schafft, ein Sachbuch wie einen spannenden Roman erscheinen zu lassen. Schon während den ersten Seiten fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt, meint während des Lesens fast, die Geräusche um einen herum zu hören und die Seeluft zu riechen. Grann schildert nicht nur das Schicksal der Wager, sondern beschäftigt sich tiefer mit der Materie, widmet sich auch den Umständen und Gepflogenheiten jener Zeit, sodass man einen wunderbaren Blick in diese Ära erhält und an manchen Stellen tatsächlich meint, man sei mittendrin im Geschehen. Diese intensive Erzählweise setzt Grann dann auch fort, wenn die Leser schließlich die Fahrt der Wagner begleiten und die Verstrickungen, die zu einem Aufstand führten, miterleben. „Der Untergang der Wager“ liest sich wie ein klassischer Abenteuerroman. Man sieht die Ereignisse vor seinem inneren Auge, kann beide Seiten der Besatzung verstehen und ist, sofern man die wahre Geschichte noch nicht kennt, gespannt, wie es weitergeht und endet. Grann versteht es hervorragend, unklare historische Tatsachen so zu schildern, dass man sich seine eigenen Gedanken darüber macht. Es verwundert daher nicht, dass sich Hollywood die Filmrechte zu dieser Tragödie gesichert hat und daraus mit Sicherheit ein genauso beeindruckendes Abenteuer daraus macht, wie es schon mit diesem Buch vorliegt. Granns Schreibstil macht unglaublich Spaß. Es fällt schwer, sich von der Geschichte loszureißen, zumal sie ja auf wahren Begebenheiten basiert und daher noch eine ganz andere Wirkung hat. Es sind gerade die gesellschaftlichen und politischen Hintergründe, die Grann am Anfang des Buches erzählt, die letzten Endes das Schicksal der Wager zu einem ganz besonderen Erlebnis machen. Denn gerade durch diese, für manch einen vielleicht langatmige Einführung bekommt man einen Eindruck, wie es zu der Katastrophe und dem Unmut der Mannschaftsmitglieder überhaupt kommen konnte. Die umfangreiche Recherche des Autors zahlt sich aus. Die Bilder im Innenteil vermitteln ein zusätzliches Gefühl, wie es damals zugegangen ist, und die Karten am Anfang und Ende des Buches zeigen die Streckenführungen der verschiedenen Parteien und deren Schiffe. Insgesamt ein Werk, das hervorragend und absolut kurzweilig unterhält, und für Fans von Dan Simmons’ „Terror“ und Michael Palins „Erebus“ ein gefundenes Fressen darstellen dürfte. . Fazit: Spannend und kurzweilig, wie ein klassischer Abenteuerroman. ©2024 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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David Granns Buch Der Untergang der "Wager" ist eine fesselnde Reise in die dunklen Tiefen des menschlichen Überlebensinstinkts und die Herausforderungen des 18. Jahrhunderts auf hoher See. Mit beeindruckender Detailgenauigkeit und akribischer Recherche gelingt es Grann, die tragische Geschichte der HMS Wager wieder zum Leben zu erwecken, die während des Krieges um Jenkins’ Ohr 1741 an der patagonischen Küste Schiffbruch erlitt. Das Buch beginnt mit der Vorstellung der HMS Wager und ihrer Mission, als Teil einer britischen Flotte die spanischen Handelsrouten im Pazifik zu stören und letztlich spanische Gold- und Silbertransporte zu kapern. Grann schildert das Leben an Bord mit all seinen Schrecken – von press gangs, die ahnungslose Männer zwangsrekrutierten, bis hin zu den verheerenden Auswirkungen von Skorbut und anderen Krankheiten. Die Bedingungen auf den Schiffen waren entsetzlich: Überfüllung, schlechte Hygiene und unzureichende Nahrung führten zu zahlreichen Todesfällen noch bevor die eigentliche Katastrophe eintrat. Die Stärke des Buches liegt in Granns Fähigkeit, die historischen Figuren lebendig und greifbar zu machen. Besonders beeindruckend sind die Charakterisierungen von Kapitän David Cheap, dessen rigide Führung und zweifelhafte Entscheidungen zur Eskalation der Krise beitrugen, und Midshipman John Byron, der später als Großvater des berühmten Dichters Lord Byron bekannt wurde. Auch die Darstellung des Gunners John Bulkley, Anführer der Meuterer, ist bemerkenswert; Grann zeigt ihn als einen komplexen Charakter, der sowohl maritimes Geschick als auch literarisches Talent besaß. Nach dem Schiffbruch auf einer unbewohnten Insel zerbrach die Disziplin der Royal Navy schnell. Die Männer teilten sich in Fraktionen, und es kam zu Plünderungen, Befehlsverweigerungen und schließlich zu Mord und Kannibalismus. Grann schildert diese Ereignisse mit einer Intensität, die den Leser tief in die verzweifelte Lage der Überlebenden eintauchen lässt. Besonders eindrucksvoll ist seine Fähigkeit, die widersprüchlichen Berichte der Überlebenden zu präsentieren und abzuwägen, ohne den Lesefluss zu stören. Neben der packenden Erzählung bietet Der Untergang der "Wager" auch wertvolle Einblicke in die maritimen und gesellschaftlichen Bedingungen des 18. Jahrhunderts. Grann ergänzt die zentrale Handlung durch Diskussionen über die Herausforderungen des Lebens in der Royal Navy, die Auswirkungen von Skorbut und Begegnungen mit den indigenen Völkern, die die Schiffbrüchigen trafen. Ein weiterer Höhepunkt des Buches sind die zahlreichen Illustrationen und Karten, die das Leseerlebnis bereichern. Von zeitgenössischen Porträts der Hauptfiguren über Karten der Reiseroute bis hin zu Darstellungen des Lebens auf der verlassenen Insel bieten diese visuellen Elemente eine willkommene Ergänzung zur textlichen Schilderung. David Grann gelingt es, die komplexe und dramatische Geschichte der HMS Wager in einem knappen und prägnanten Stil zu erzählen. Mit einer Länge von etwa 432 Seiten bleibt das Buch stets spannend und verliert sich nie in unnötigen Ausschweifungen. Es ist ein beeindruckendes Beispiel für historische Sachliteratur, die nicht nur informiert, sondern auch tief bewegt. Der Untergang der "Wager" ist ein Muss für Liebhaber von Seefahrtsgeschichten und historischer Non-Fiction. Granns Werk zeigt eindrucksvoll, wie dünn der Schleier der Zivilisation ist und wie extremen Bedingungen den wahren Charakter eines Menschen offenbaren können. Ein meisterhaft erzähltes Abenteuer!

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Wir schreiben das Jahr 1741, als ein vollkommen heruntergekommenes und zusammengezimmertes Boot mit 30 Mann Besatzung, in einer Bucht an der Südostküste Brasiliens anlandet. Bei den völlig entkräfteten, verwahrlosten und dem Tode naher Männer, handelt es sich um den kläglichen Rest einer Besatzung von 250 Mann, die am 23. August 1740 von Portsmouth, Großbritannien in See stachen. Ihr Auftrag lautete, eine mit Gold und anderen Kostbarkeiten beladene Galeere der königlich spanischen Armada zu entern und zu plündern. Am südlichsten Zipfel Südamerikas, am Kap Hoorn geriet die 1734 (eigentlich als Handelsschiff) gebaute Wager in einen heftigen Sturm, in deren weiteren Verlauf sie am 14. Mai 1741 um ein Haar sank und die Überlebenden für Monate auf eine unbewohnte Insel vor der Küste Patagoniens verbannte. Aus Wrackteilen der Wager bauten sich die Männer ein Boot, in dem sich 81 der Übriggebliebenen auf den beschwerlichen Weg machten, bewohntes Land zu erreichen. Die dreieinhalb Monate andauernde Fahrt besiegelte den Tod weiterer 50 Männer. Der Rest trotzte starken Winden, schwerem Seegang, Eisstürmen und Erdbeben, bis 30 von ihnen tatsächlich das brasilianische Festland erreichten. Als sechs Monate später drei weitere Männer in noch schlimmeren Zustand, in einer Art selbst zusammengeschusterten Einbaum mit zusammengeflicktem Segel, an der Küste Chiles angespült wurden, erhoben diese später, zurückgekehrt in ihrer englischen Heimat, schwere Vorwürfe gegenüber ihren übrigen Schiffsgefährten. Sie seien keine Helden, sondern Meuterer und Mörder. In den folgenden Auseinandersetzungen wurde klar, wie sehr die gestrandeten Männer der Wager auf der nach ihr benannten Insel leiden mussten. Kälte und Hunger zwang die ehemalige Besatzung, die sich provisorische Siedlungen errichteten, zu Plünderungen, Kämpfen, Mord und Kannibalismus. Für ein Land, das sich die Verbreitung der Zivilisation auch in den letzten Winkel dieser Welt auf die Fahnen geschrieben hatte, waren diese kriminellen Exzesse natürlich eine Schmach. Die Betroffenen trugen also gut daran, sich genau zu überlegen wie und vor allem was sie berichteten. Für seinen exzellent recherchierten Zeitzeugenbericht "Der Untergang der Wager - Eine wahre Geschichte von Schiffbruch, Mord und Meuterei" hat der 1967 geborene US-Amerikaner David Grann jahrelang die unterschiedlichsten Manuskripte, Zeitungsartikel, Aufzeichnungen der verschiedenen Besatzungsmitglieder, Log- und Tagebücher, persönliche Briefe, Mitschriften, Konstruktionspläne, Gerichtsakten, Aufzeichnungen der Admiralität und der Regierung, sowie diverse historische Berichte zusammengetragen und selbige studiert. Sogar eine dreiwöchige Reise nach Westpatagonien hat der Journalist, Redakteur des New Yorker und Autor Grann unternommen, die ihn selbstredend auch nach Wager Island verschlug. Dabei hat Grann, der gerne mal als regelrecht besessen bezeichnet wird, eine ausgezeichnete und informative historische Geschichte rund um die Vorbereitungen auf und um den Krieg zwischen der britischen und der spanischen Krone zusammengetragen. Diese trägt er mit der Euphorie und Haltung eines Zeitzeugen vor und bindet sie ansatzweise in die damalige Ausdrucksweise ein. Auf geradezu enthusiastische Weise bringt uns David Grann somit seine Einschätzungen über die Wager und das karge Leben an Bord näher, geht dabei aber auch immer wieder auf allgemeine Anekdoten der Schifffahrt ein. Lediglich die zahlreichen Anmerkungen innerhalb seines Textes sind eher störend als hilfreich, dienen allerdings auch eher zum Nachweis und zur Untermauerung seiner Aussagen, als zur Aufklärung oder Unterhaltung seiner Leserschaft. Während das britische Empire, im Oktober 1739, Spanien den Krieg erklärte, um deren Vorherrschaft im Pazifikküste Südamerikas bis zu den Philippinen zu unterbinden, wartete der stämmige Schotte David Cheap, seines Zeichens Oberleutnant auf der Centurion auf deren Instandsetzung...

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David Grann setzt sich in seinen literarischen Sachbüchern immer wieder mit der Frage des Überlebens in Extremsituationen auseinander. Ganz gleich, ob er uns in den Regenwald des Amazonas, in die weiße Hölle der Antaktis, auf die Ölfelder in Oklahoma oder, wie in seinem neuesten Sachbuch, auf hohe See mitnimmt. „Der Untergang der Wager“ erzählt, so der Untertitel, eine „wahre Geschichte von Schiffbruch, Mord und Meuterei“. Aber dieses akribisch recherchierte Buch hat mehr, viel mehr zu bieten, wirft es doch bei näherem Hinsehen einen entlarvenden Blick auf das britische Empire, das skrupellos seinen Einflussbereich mit allen Mittel erweitern und festigen will, sinnlose Kriege führt (wie in diesem Fall der „War of Jenkins‘ Ear „1739 – 1748) und ohne mit der Wimper zu zucken Menschen in den sicheren Tod schickt. Anfang 1740 sticht die „Wager“ als Teil einer Flotte von 6 Schiffen in See. Sie ist kein Kriegs- sondern ein umgebautes Handelsschiff, nicht geeignet für die lange Reise bis zur Südspitze Südamerikas und die unter Seeleuten gefürchtete Umrundung Kap Horns. An Bord knapp 200 Mann Besatzung, die meisten zwangsrekrutiert, offiziell mit dem Auftrag, die spanische Flotte zu dezimieren, inoffiziell angewiesen, sich der vermuteten Goldschätze auf den Schiffen der Spanier zu bemächtigen. Was folgt, ist Geschichte. Vor Patagonien wütet ein Sturm, dem die unterernährte und von zahlreichen Krankheiten gezeichnete Mannschaft nichts entgegenzusetzen hat. Die „Wager“ wird abgetrieben, läuft auf einen Felsen, bricht auseinander, sinkt. Die wenigen Überlebenden retten sich auf eine unbewohnte Insel. Ein halbes Jahr später landet an Brasiliens Küste ein windschiefer, notdürftig zusammengeflickter Segler mit 30 Männern, die sich als die einzigen Überlebenden des Unglücks zu erkennen geben…bis, ja bis ein halbes Jahr später 3 Schiffbrüchige in Chile an Land gespült werden, die eine ganz andere Version der Ereignisse erzählen. Sie berichten von Meuterei, von Mord und von Flucht. Aussage steht gegen Aussage, wer sagt die Wahrheit? Dies gilt es herauszufinden, und so kommt der Fall nach der Rückkehr nach Großbritannien vor ein Kriegsgericht. Wie gewohnt wurden von David Grann Unmengen der zugänglichen Materialien verarbeitet, was die Quellenangaben von S. 371 – 430 beweisen. Nach eigener Aussage hat er über fünf Jahre für dieses Buch recherchiert, einen Wust von Dokumenten gesichtet, detailliert geführte Log- und Tagebücher ausgewertet, sich vor Ort an den Originalschauplätzen umgeschaut und all diese Erkenntnisse zu einem höchst lesenswerten Sachbuch verarbeitet, das spannender als so mancher Thriller ist. Er liefert Informationen, ergreift aber keine Partei (höchstens zwischen den Zeilen), sondern überlässt es seinen Lesern, sich eine eigene Meinung zu diesem Fall zu bilden. Was man allerdings nicht vergessen sollte, und das scheint mir auch ein Anliegen Granns und die Kernaussage dieses Buches zu sein: Die offizielle Geschichtsschreibung stützt sich auf die Aussagen der Sieger und die Anweisungen derjenigen, die alle Möglichkeiten haben, damit nur die Informationen an die Öffentlichkeit gelangen, die ihrem Narrativ dienen. Wen wundert’s? Lesen. Unbedingt!

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1742 schaffen es 30 Männer zurück nach England. Sie erzählen von einer abenteuerlichen Fahrt entlang von Kap Hoorn, bei der sie strandeten und nicht alle überlebten. Sechs Monate später kommen drei weitere Besatzungsmitglieder zurück nach England und erklären, dass die 30 Männer Meuterei begingen. Wer sagt die Wahrheit und was trug sich wirklich zu? Ein Gericht muss die Entscheidung treffen. Ich lese selten Sachbücher. Dieses hat mich dennoch aufgrund der Thematik angesprochen, nachdem eine englische Bloggerin sehr positiv darüber berichtet hat. Zudem hat es einen der Goodreads Choice Awards gewonnen, weshalb für mich klar war, dass ich für dieses Buch wirklich eine Ausnahme machen würde. Und es hat sich definitiv gelohnt. Das Buch liest sich sehr angenehm flüssig. Auch wenn klar ist, dass dies ein Sachbuch ist, ist es teils doch beinahe wie ein Roman geschrieben. Ich wollte am liebsten gar nicht aufhören zu lesen und insbesondere nach etwa 130 Seiten wurde es immer spannender und interessanter. Besonders gefallen hat mir, dass der Autor die Charaktere und Geschehnisse mit dem Zeitgeschehen verknüpft und dabei auch auf Literatur der Zeit zurückgreift. Ich hatte das Gefühl, nicht nur über den Untergang der Wager zu lernen, sondern auch mehr über die Zeit generell. Das Buch ist extrem gut recherchiert, wovon insbesondere die vielen Zitationshinweise im Buch zeugen. Schön fand ich auch die Bebilderung, welche sich in der Mitte des Buches finden und die einige der Charaktere des Buches, die Schiffe und generelle Szenen der Zeit zeigen. Fazit: Ich möchte dieses Buch unbedingt allen ans Herz legen, die sich für Seefahrt oder die generelle Zeit um 1740 interessieren, egal ob man sonst gerne Sachbücher liest oder nicht. Hier lernt man so einiges und gleichzeitig übt dieses Buch einen Sog aus, wie es sonst eher ein Roman tun würde!

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Mit Sachbüchern ist es bei mir so eine Sache. Ich bin wirklich an vielen Themen interessiert und möchte dann immer mehr darüber wissen. In meinem Leben bin ich aber an einem Punkt, an dem ich gerade nicht die Kapazität und auch die Lust habe, mich mit wirklich tiefer gehend mit einem Thema auseinander zu setzten und zu recherchieren. Oder kurz gesagt, ich möchte fertig aufbereitete Informationen, optional unterhaltsam umgesetzt. Diese Bedürfnisse stillt „Der Untergang der Wager“ in perfekter Art und Weise. Wenn das Time Magazin dem Klappentext urteilt „Liest sich wie ein Thriller“, dann ist das keine Übertreibung. Auch ich fand die Geschichte des englischen Schiffes, die historischen Hintergrundinformationen und die von Grann ausgewählten Einzelschicksale so spannend, dass mich das Buch unglaublich fesselte und zu meinen Highlights der populärwissenschaftlichen Bücher gehören wird. Ich möchte nicht so viel vom Inhalt spoilern. Gut, das Schiff wird untergehen, das verrät schon der Titel. Aber warum? Und was passiert danach mit der Besatzung? Und Mord und Meuterei? Zugeben, das kling schon etwas reißerisch, wird aber den historischen Tatsachen, die sich im Januar 1742 vor der Küste Brasiliens abspielten, gemäß Granns detaillierten Recherchen durchaus gerecht. Mir gefällt diese Mischung aus Seefahrer-Abenteuer und Survival-Geschichte ausgesprochen gut. Zumal Grann seine Erzählung in viele interessant beschriebene Hintergrundinformationen zum historischen Kontext über Seefahrt, die englische Navy und die damalige gesellschaftliche und soziale Situation einbettet. „Der Untergang der Wager“ bietet mir einen wunderbar unterhaltsamen und lebendigen Einblick in die Vergangenheit. Positiv hervorheben möchte ich besonders, dass Grann auch auf die negativen Folgen und beispielhaft auf das dem Kolonialismus zu Grunde liegende Menschenbild eingeht. Und er vergißt nicht den wertvollen Hinweis auf die vielen ebenfalls tragischen, aber vergessenen und unerzählten Geschichten der ,durch den Kolonialismus ausgelöschten, indigenen Völker. Ein Benefit ist das farbige Bildmaterial und die Karten in den Buchdeckeln, weswegen ich hier nicht zum Hörbuch gegriffen habe, sondern mit dem hochwertig Hardcover sehr glücklich bin. Für mich war „Der Untergang der Wager“ ein Must-Read und ist für dich eine große Empfehlung, wenn es dich thematisch anspricht.

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