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Rezension zu
Der Untergang der "Wager"

Der Untergang der "Wager"

Von: gosureviews
13.06.2024

David Granns Buch Der Untergang der "Wager" ist eine fesselnde Reise in die dunklen Tiefen des menschlichen Überlebensinstinkts und die Herausforderungen des 18. Jahrhunderts auf hoher See. Mit beeindruckender Detailgenauigkeit und akribischer Recherche gelingt es Grann, die tragische Geschichte der HMS Wager wieder zum Leben zu erwecken, die während des Krieges um Jenkins’ Ohr 1741 an der patagonischen Küste Schiffbruch erlitt. Das Buch beginnt mit der Vorstellung der HMS Wager und ihrer Mission, als Teil einer britischen Flotte die spanischen Handelsrouten im Pazifik zu stören und letztlich spanische Gold- und Silbertransporte zu kapern. Grann schildert das Leben an Bord mit all seinen Schrecken – von press gangs, die ahnungslose Männer zwangsrekrutierten, bis hin zu den verheerenden Auswirkungen von Skorbut und anderen Krankheiten. Die Bedingungen auf den Schiffen waren entsetzlich: Überfüllung, schlechte Hygiene und unzureichende Nahrung führten zu zahlreichen Todesfällen noch bevor die eigentliche Katastrophe eintrat. Die Stärke des Buches liegt in Granns Fähigkeit, die historischen Figuren lebendig und greifbar zu machen. Besonders beeindruckend sind die Charakterisierungen von Kapitän David Cheap, dessen rigide Führung und zweifelhafte Entscheidungen zur Eskalation der Krise beitrugen, und Midshipman John Byron, der später als Großvater des berühmten Dichters Lord Byron bekannt wurde. Auch die Darstellung des Gunners John Bulkley, Anführer der Meuterer, ist bemerkenswert; Grann zeigt ihn als einen komplexen Charakter, der sowohl maritimes Geschick als auch literarisches Talent besaß. Nach dem Schiffbruch auf einer unbewohnten Insel zerbrach die Disziplin der Royal Navy schnell. Die Männer teilten sich in Fraktionen, und es kam zu Plünderungen, Befehlsverweigerungen und schließlich zu Mord und Kannibalismus. Grann schildert diese Ereignisse mit einer Intensität, die den Leser tief in die verzweifelte Lage der Überlebenden eintauchen lässt. Besonders eindrucksvoll ist seine Fähigkeit, die widersprüchlichen Berichte der Überlebenden zu präsentieren und abzuwägen, ohne den Lesefluss zu stören. Neben der packenden Erzählung bietet Der Untergang der "Wager" auch wertvolle Einblicke in die maritimen und gesellschaftlichen Bedingungen des 18. Jahrhunderts. Grann ergänzt die zentrale Handlung durch Diskussionen über die Herausforderungen des Lebens in der Royal Navy, die Auswirkungen von Skorbut und Begegnungen mit den indigenen Völkern, die die Schiffbrüchigen trafen. Ein weiterer Höhepunkt des Buches sind die zahlreichen Illustrationen und Karten, die das Leseerlebnis bereichern. Von zeitgenössischen Porträts der Hauptfiguren über Karten der Reiseroute bis hin zu Darstellungen des Lebens auf der verlassenen Insel bieten diese visuellen Elemente eine willkommene Ergänzung zur textlichen Schilderung. David Grann gelingt es, die komplexe und dramatische Geschichte der HMS Wager in einem knappen und prägnanten Stil zu erzählen. Mit einer Länge von etwa 432 Seiten bleibt das Buch stets spannend und verliert sich nie in unnötigen Ausschweifungen. Es ist ein beeindruckendes Beispiel für historische Sachliteratur, die nicht nur informiert, sondern auch tief bewegt. Der Untergang der "Wager" ist ein Muss für Liebhaber von Seefahrtsgeschichten und historischer Non-Fiction. Granns Werk zeigt eindrucksvoll, wie dünn der Schleier der Zivilisation ist und wie extremen Bedingungen den wahren Charakter eines Menschen offenbaren können. Ein meisterhaft erzähltes Abenteuer!

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