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Rezensionen zu
Muna oder Die Hälfte des Lebens

Terézia Mora

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€ 25,00 [D] inkl. MwSt. | € 25,70 [A] | CHF 34,50* (* empf. VK-Preis)

„Muna oder Die Hälfte des Lebens“ - ein Buch, das mich ganz schön aufgewühlt hat. Wie kann eine so gebildete, intelligente Frau einem Mann wie Magnus dermaßen verfallen? Worum geht’s? Die Geschichte beginnt 1989 in der DDR zur Zeit der Wende. Muna ist fast 18 und lebt zusammen mit ihrer alkoholkranken Mutter, einer Schauspielerin, in der fiktiven Stadt Jüris. Der Vater ist bereits verstorben. Als die Abiturientin den Lehrer und Fotografen Magnus Otto kennenlernt, ist sie sofort fasziniert von ihm und verliebt sich in ihn. Es kommt zu einer gemeinsamen Nacht, aber schon bald ist Magnus wieder verschwunden, scheinbar spurlos. Sieben Jahre später treffen die beiden wieder aufeinander. Und es entwickelt sich eine Beziehung, die toxischer nicht sein könnte, ein Irrsinn, einfach ein Wahnsinn - Magnus, ein Wahnsinniger. Muna kommt nicht mehr von ihm los. Schiebt alles, was schief läuft, auf sich, gibt sich selbst die Schuld. Diese Frau hat studiert, promoviert und ist nicht in der Lage, diese Beziehung zu durchblicken. Kein Einzelfall, wie man ja weiß. Man möchte schreien, wird wütend, möchte Muna helfen, sie wachrütteln. Wir begleiten die inzwischen erwachsene Frau auf ihren Stationen wie London, Basel, Berlin, Wien und Zürich mit der Hoffnung, dass sie doch noch zur Vernunft kommen wird. Terézia Mora hat es geschafft, mich mit ihrem außergewöhnlichen Schreibstil völlig zu packen. Die wörtliche Rede ist nicht in Anführungszeichen gesetzt, nicht Ausgesprochenes der Protagonistin durchgestrichen, Gedanken sind eingeklammert. Anfangs hat mich das etwas irritiert, schließlich fand ich es dann richtig klasse. 2013 bekam Terézia Mora für „Das Ungeheuer“ den Deutschen Buchpreis. Heute wurde die Shortlist für 2023 veröffentlicht, und erneut wurde ein Buch der Autorin nominiert. Drücken wir also die Daumen für „Muna oder Die Hälfte des Lebens“. Das Zeug zum Buchpreis hat der Roman auf jeden Fall. Große Leseempfehlung!

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Dieses Buch möchte man nach der Lektüre zuklappen und sich erleichtert sagen „Zum Glück ist alles nur erfunden.“ Doch ich fürchte, das, was der Ich-Erzählerin widerfährt, kommt in der Realität häufiger vor, als man wahrhaben will. Muna wächst in einer ostdeutschen Kleinstadt auf und verliebt sich mit achtzehn in den deutlich älteren Lehrer und Fotografen Magnus. Fortan ist sie ihm mit Haut und Haaren verfallen. Muna studiert Literatur, wohnt in Berlin, London und Wien und sammelt berufliche Erfahrungen im geisteswissenschaftlichen Umfeld. Sinn macht das Leben für sie jedoch nur, wenn sie mit Magnus zusammen ist. Es schmerzt, mitanzusehen, wie eine intelligente und gebildete Frau jegliche Selbstachtung verliert, wenn sie emotional abhängig wird und sich in einer toxischen Beziehung verfängt. Eine Amour fou zwischen einer impulsiven, sinnlichen Frau und einem sich geheimnisvoll gebenden, arroganten Intellektuellen mag eine klischeehafte Konstellation sein, doch was Terézia Mora daraus macht, ist weit davon entfernt. Sie arbeitet mit Stilmitteln, die die Beklemmung nur noch steigern. Abrupte Perspektivwechsel und durchgestrichene Wörter und Sätze wie in einem Tagebuch lassen tief in das Innenleben der Protagonistin blicken. Ähnlich wie die Erzählungen der Autorin „Die Liebe unter Aliens“ wird auch dieser Roman bei mir noch lange nachhallen.

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Cover und Klappentext haben meine Neugier geweckt und ich habe mich sehr gefreut, als mir der Verlag ein Leseexemplar zur Verfügung stellte. Anfangs musste ich mich erst an den Schreibstil gewöhnen, da die Autorin keine wörtliche Rede verwendet, bzw. diese nicht durch die entsprechende Zeichensetzung ausweist. So brauchte ich ein paar Seiten, bis ich mit dem besonderen Tonfall des Buches zurecht kam. Aber sobald ich diese Hürde genommen hatte, war ich gefesselt. Eine weitere Besonderheit in diesem Buch ist, dass die Ich-Erzählerin Dinge, die sie nur denkt oder anderen doch nicht mitteilt, für die Leserinnen dennoch niederschreibt. Es sind teilweise Passagen durchgestrichen, die sie gerne geäußert hätte, aber dann aus unterschiedlichen Gründen doch anders formuliert oder nicht sagt/schreibt. Gedanken sind in Klammern geschrieben und so als solche zu erkennen. Dies ist ein kluges Vorgehen der Autorin, die uns so einen tieferen Einblick in die Gefühle und Gedanken der Protagonistin ermöglicht. Dadurch entsteht eine emotionale Nähe zu Muna, die mich oft mit ihr mitleiden ließ. Warum lässt sie so vieles zu, was ihr schadet und gar nicht gut tut? Die Autorin schafft es, dass man dran bleibt an Muna und ihrer Lebenshälfte. Das Buch beginnt um ihren 18. Geburtstag, kurz vor dem Mauerfall. Muna wächst in der DDR bei ihrer verwitweten Mutter auf, die Schauspielerin am Theater und Alkoholikerin ist. Kurz nach dem 18. Geburtstag versucht ihre Mutter sich das Leben zu nehmen, was allerdings nicht gelingt. Muna ist also von klein auf mit Brüchen in ihrem Leben konfrontiert. Sie kann im Theater ein und aus gehen, wächst in Künstlerkreisen auf und studiert nach dem Mauerfall auch im Ausland. Sie hat wechselnde Männerbekanntschaften, kann aber nicht ihre Liebe zu Magnus vergessen, der sie nach einer gemeinsam verbrachten Nacht kurz vor dem Mauerfall verlässt. Munas Vater ist früh gestorben, Magnus wuchs bei einem kontrollsüchtigen und gewalttätigen Vater auf. Beide haben also keine einfache Kindheit gehabt. Einige Jahre nach dem Mauerfall treffen sie sich zufällig wieder und obwohl Magnus abweisend und schroff ist, gibt Muna ihre Liebe nicht auf und folgt ihm quer durch die Welt, gibt sich nach und nach auf, ist emotional abhängig von Magnus und erfährt seelische und körperliche Gewalt. Beim Lesen habe ich Muna bewundert, bedauert und konnte mich nicht abwenden. Zu stark ist die Anziehungskraft, die die Autorin bei mir auslöste. Auch die psychologische Tiefe und die Art des Erzählens machen den Reiz dieses Buches aus. Zudem sind sämtliche Charaktere, die ihren Platz in diesem Buch finden, teils skurril, teils faszinierend und manchmal herrlich seltsam. Es ist ein wundervoller und vielschichtiger Roman, der meiner Meinung nach den Buchpreis verdient.

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Ein verstörendes Meisterwerk

Von: Betty Literatur aus Bielefeld

04.09.2023

Die Buchpreisträgerin Terézia Mora (2013) steht mit ihrem neuen Roman abermals auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis „Liebeswahn ist, ebenso wie Liebeskummer, wie eine Krankheit.“ Die 18-jährige Muna ist im Leben auf sich allein gestellt, der Vater verstorben, die Mutter alkoholabhängig, schafft sie ihr Abitur in einer Kleinstadt in der DDR. Numa verliebt sich in den deutlich älteren Französischlehrer, der kommt aber aus dem Sommerurlaub nach Ungarn nicht zurück. Es ist das Jahr 1989 und alles verändert sich. Muna beginnt ihr Studium in Berlin, ihre Leistungen finden Beachtung, auch ihre äußere Erscheinung. Sie blockiert die vorsichtigen Annäherungsversuche ihrer Kommilitonen, wartet auf die Rückkehr des geliebten Magnus und schreibt Briefe, die er nicht erhält. Die Zerrissenheit der Ich-Erzählerin wird in jeder Zeile deutlich, während sie ihr Leben in fast distanziertem Ton beschreibt, werden ironische, kommentierende Bemerkungen und Gedanken in Klammern hinzugefügt. Ihre sprachliche Schlagfertigkeit ist amüsant und verletzend. Sie beobachtet und seziert winzige Details. Sie beginnt ihr Studium in Berlin, geht nach London und Wien und erntet erste Beachtung in der akademischen Welt. Nach 7 Jahren trifft sie Magnus in Berlin wieder. Ihre Liebe zu ihm gleicht einer Obsession. Während Magnus oft, schroff und abweisend zu ihr ist, gesteht sie ihm ihre große Liebe. „Begehren, der Rest ist Schwulst“, ist Magnus’ Antwort. Aber er wird zusehends unausgeglichener, sie kann das Dunkle in seinem Blick spüren, wenn sie wieder etwas getan hat, was ihm nicht gefällt. Und das kann man vorher nicht wissen. Verachtung, Gewalt Erniedrigung, Sex. Sie lässt es mit sich geschehen. „Ich bin bereit für alles. Danach ist es jedes Mal besser.“ Als Magnus sich von ihr trennt: „Ich weiß, was du willst“, sagte er. „Du bekommst es nicht.“, bricht sie vollständig zusammen, verliert jeden Halt. In mühsamer Rekonstruktion schreibt sie ihre Geschichten und Angstträume auf. Und sie begegnet ihm ein weiteres Mal. Dieses Buch hat mich vom ersten Moment in seinen Bann gezogen. Magische Sätze, Erzählkraft und eine vollständig verlorene Frau, die einem Mann verfällt, ihr Leben seinem unterordnet und in subtilen Gedankenkonstruktionen die Erklärung für all diese Leid bei sich selber sucht. Manchmal ist es kaum auszuhalten, wie Mona sich immer wieder zerfleischt und zu keiner erwachsenen Beziehung zu einem Mann in der Lage ist. Aber das soll so sein. Mona ist klug, gebildet, wortgewandt. Warum? Eine unglaubliche Leistung der Autorin, dass sie uns genau mit diesem Elend allein lässt. Ein verstörendes Buch voller Trauer, Verzweiflung, Kampf und Gewalt.

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