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Rezensionen zu
Muna oder Die Hälfte des Lebens

Terézia Mora

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Muna ist eine lebensfrohe junge Frau. Sie hat ihren Vater vor einiger Zeit an Lungenkrebs verloren. Jetzt muss ihre Mutter auf sich selbst aufpassen. Die ist eine, in die Jahre gekommene alkoholkranke Schauspielerin, die nach mehreren Abstürzen, mit kleineren Rollen Vorlieb nehmen muss. Als Muna den unfreundlichen wortkargen Magnus kennenlernt, arbeitet sie gerade neben dem Abitur bei einer kleinen Zeitung. Zuerst ist sie fasziniert von Magnus Fotos, dann von ihm. Sie versucht ihn mehrmals abzufangen, aber er radelt ihr immer davon. Während einer kleinen Betriebsfeier trinkt Muna zu viel und endet in Magnus Bett. Am nächsten Morgen fährt er für drei Wochen in den Urlaub und kommt nicht zurück. Muna tingelt durch die Welt, schreibt sich in Wien für ihr Studium ein, arbeitet nebenbei und schlägt sich wacker durch ihr Leben. Obwohl sie Magnus nicht vergessen kann, fängt sie ein Verhältnis mit ihrem schottischen Englischdozenten an. Sieben Jahre später trifft sie Magnus zufällig in einem Theater wieder und die Obsession nimmt ihren Lauf. Muna möchte gebraucht sein. Wenn ihr eigentliches Harmoniebedürfnis in Gefahr ist, neigt sie zu Hysterie. Sie sucht intensiv Magnus Nähe, der ihr keine geben kann. Magnus fühlt sich von Muna bedroht und beantwortet ihre Ausbrüche mit Gewalt. Fazit: So weit so gut. Ich mag dieses Thema einer “toxischen” Beziehung. Die subtilen Zwischentöne, die diese gegenseitige Abhängigkeit am Laufen halten. Je unmenschlicher die Beziehung wird, desto geringer der Selbstwert. Muna klammert und Magnus versucht sich zu befreien. Allerdings fand ich die Umsetzung nicht so gelungen. In der Geschichte tauchen für meinen Geschmack zu viele Namen auf. Alles zieht sich in die Länge. Der Mensch Magnus hat sich mir nicht so recht erschlossen. Mir war er nicht so gut gezeichnet. Ich hätte ein wenig mehr über seine eigenen Probleme gewusst. Nur am Rande erfuhr ich davon, dass sein Vater ihn geschlagen und gedemütigt hat. Allerdings hat die Form der Ich-Erzählung auch ihre natürlichen Grenzen, wenn sie nicht an Glaubwürdigkeit verlieren will. Ich denke, dass diese Geschichte von jeder Leser:in anders gedeutet werden wird, je nach eigener Lebenserfahrung.

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„So sah ich ihn zum ersten Mal, sich irritiert nach mir umdrehend: den schönsten Mann, den ich je im Leben sehen würde.“ (S. 30) Therézia Moras Buch erzählt von durch und durch toxischen Beziehungen. Bereits die Beziehung zu ihrer Mutter ist vergiftet durch den Krebstod des Vaters. Bereits an dieser Stelle verliert Muna nicht nur eine Bezugsperson, auch ihre Mutter ist keine zuverlässige Bezugsperson mehr, so wird Muna geprägt und auch uns Lesenden präsentiert sich Muna als unzuverlässige Erzählerin. Als sie Magnus begegnet, erschafft sie sich zunächst eine einseitige Beziehungswelt mit Stalkingmethoden. Doch auch Magnus ist beziehungsunfähig. Der Roman, sprachlich sehr ansprechend, geht immer wieder dahin, wo es wehtut auch wenn die ein oder andere Länge kritische Stimmen findet, runden sie für mich das Bild von der „Hälfte des Lebens“ ab. Lesenswert und starke Kandidatin auf der Shortlist 2023 des deutschen Buchpreises.

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•Buchrezi• 😳 Zum Inhalt: Muna liebt Magnus. Liebe auf den ersten Blick, könnte man sagen. Französischlehrer, Fotograf, geheimnisvoll… Muna hat es nicht leicht, früh verliert sie ihren Vater. Ihre Mutter ist alkoholkrank, ihr Verhältnis gewöhnungsbedürftig. Nach einer gemeinsamen Nacht mit Magnus, verlieren die beiden sich aus den Augen. Aber Muna lässt nicht locker. Entwickelt gerade zu eine Obsession ihn wieder zu finden. Jahrelang schreibt sie ihm Briefe, deponiert diese bei einem gemeinsamen Freund. Aber die Briefe erreichen Magnus nie. Doch irgendwann beginnt Muna loszulassen, lernt andere Männer kennen, aber keinen lieben. Steckt mehr und mehr Zeit in ihre Ausbildung, in einen guten Job. Und plötzlich taucht Magnus wieder auf, ein Gesicht in der Menge, und die beiden werden ein Paar… und Munas Albtraum beginnt. Denn Magnus liebt Muna nicht, ist toxisch und gewalttätig und Muna… die kämpft um die Beziehung. Aber warum? Mein Fazit: Ja, warum eigentlich? Ich denke, viele Leser*innen können Munas Verhalten nicht nachvollziehen, sind wütend darüber. Aber wer schon mal in einer toxischen Beziehung gefangen gewesen ist, erkennt sich eventuell in Muna wieder. Ratschläge von Freunden oder Familie hört man sich zwar an, aber am Ende überwiegt die Liebe, die man zu besagter Person empfindet. Wobei… kann DAS wirklich Liebe sein? Noch nie hatte ich solche gemischten Gefühle einer Protagonistin gegenüber. Nicht nur die Beziehung mit Magnus ging mit durch Mark und Bein, alle Männer, die Muna im Laufe der Geschichte kennenlernt, sind toxisch und die Frauen… unterwürfig, ich weiß nicht… Der Schreibstil ist sehr speziell. Für mich war er mitunter zu durcheinander, verwirrend. Viele Zwischensätze, viele Charaktere. Und ganz oft habe ich mich gefragt, passiert das gerade wirklich? Denkt sie das nur, oder hat sie das wirklich gesagt? Muna, warum lässt du das mit dir machen? Von mir gibt es trotzdem ⭐️⭐️⭐️⭐️ von fünf ⭐️nen! Weil es mich trotz seiner schweren Thematik, so so sehr gefesselt hat und vielleicht auch, weil ich mit Anfang 20 ebenfalls naiv gewesen bin…

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Muna

Von: @buch.und.buehne

05.10.2023

Vorsicht Spoiler Muna hat ihren eigenen Kopf, könnte man denken. Und Muna ist zielstrebig, könnte man auch denken. Muna lässt sich auf etwas ein, sie riskiert etwas und manchmal sogar viel. Jung ist sie noch, Schülerin in der ostdeutschen Kleinstadt vor der Wende, da will sie Journalistin werden. Oder eben für das kulturelle Blatt arbeiten und geht den Redakteuren so lange auf die Nerven, bis sie es darf. Ohne großen Lohn zahlt sie ein: Enthusiasmus, Liebe, Zeit und bekommt dafür: Wenig, ein bisschen Anerkennung, manchmal ein Zeugnis, einen Abschiedskuss. Und so sind die Weichen gestellt: Die Assistentin an der Uni, die Doktorandin, die Lektorin. Ein Leben von der Hand in den Mund, oft ein Zimmer in einer WG. Doch in den Neunzigern scheint auf einmal die Sonne für sie. Der Märchenprinz, die Liebe ihres Lebens, Magnus, der Große Magnus taucht auf, lange verloren geglaubt und endlich wiedergefunden. Das Leben ist so schön, und ihn nimmt sie in ihrer Leichtigkeit auch noch Huckepack. Am Anfang eine Wochenendbeziehung zwischen Berlin und Wien gehen die Reisen, die schon schnell nur ihre eigenen Reisen werden. Magnus muss viel arbeiten, er hat wenig Zeit, aber das stört Muna erst einmal nicht, das ist so okay. Überhaupt ist so vieles okay, Magnus darf dies und jenes. Sie lässt es zu, dass er Grenzen überschreitet: Erst psychische Gewalt, dann physische. Nichts rüttelt sie wach, kein Schlag ist ungerechtfertigt. Und sogar nach der Prügel sehnt sich Muna, als es vorbei ist. Ob es in der zweiten Hälfte des Lebens besser wird? Ich hätte mich am liebsten mehr als gefühlte hundert Mal in den Roman hineingebeamt, um Muna durchzuschütteln und ihr zuzurufen, diesen Dreckskerl sofort und augenblicklich zu verlassen. Um mit ihr dann gleich zur Polizei zu laufen und den Schläger wegen Körperverletzung anzuzeigen. Obwohl: Durchgedrungen zu ihr wäre ich mit meinem Vernunftskram vermutlich nicht. Und weil wir so vernünftig sind, lässt uns Terézia Mora nur durch das Fenster diese supertoxische Beziehung betrachten, lässt uns gelegentlich schlaglichtartig in den Kopf von Muna schauen, mit ihr durchgestrichene Gedanken verschlucken und an ihrem Verfall still wutschweigend teilhaben. Ein Wahnsinnsroman, eine Achterbahnfahrt mit gemächlichem Aufstieg, bis sich dann unendliche Doppelloops aneinanderreihen. Atemberaubend. Großartig. Terézia Mora hat mit Muna die Shortlist beim Deutschen Buchpreis erreicht. Wegen mir darf sie den Preis auch gerne ein zweites Mal gewinnen. #tereziamora #muna #berlin #wien #basel #island #luchterhandverlag @luchterhand_verlag #bookstagram #literatur #literature #literatura #edebiyat #文學

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„Ich will den Schmerz nicht, aber ich will ihn. Aber was, wenn er ohne diesen Schmerz nicht zu haben ist […]?“ Muna verbringt ihre Kindheit in der DDR. Ihr Vater stirbt früh, ihre Mutter ist Schauspielerin und ertränkt ihren Kummer im Alkohol. Mit 17 lernt sie Magnus kennen. Er ist Fotograf, Lehrer und deutlich älter. Sie ist fasziniert, auch wenn er unnahbar scheint. Doch trotzdem verbringen die beiden eine Nacht miteinander. Direkt danach verschwindet er. Sie kann ihn nicht vergessen. Schreibt Briefe, die ihn nicht erreichen… In den folgenden 7 Jahren studiert Muna an verschiedenen Orten, beginnt eine Promotion, arbeitet an Projekten und lernt Männer kennen. Doch sie fühlt sich unzulänglich auf allen Ebenen. Sie sehnt sich nach Magnus. Und trifft ihn zufällig in Berlin wieder… womit sich für Muna ihr Traum erfüllt und sie gleichzeitig in einen tosenden Abwärtsstrudel gerät. In der ‚Beziehung‘ mit Magnus macht Muna sich klein, versucht keine Angriffsflächen zu bieten und mit ihrem Körper zu deeskalieren; alles nur um bei einem Mann zu sein, der sie verbal und körperlich misshandelt und ihr deutlich macht, dass er sie im Grunde verabscheut. Sätze wie „Wenn du doch nur Abstand davon nehmen könntest, zu reden.“ (S. 341) fühlten sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Muna ist eine kluge, weltoffene und gebildete Frau und dennoch äußert sie sich selbst gegenüber so: „Der Schlüssel ist, so zu tun, als wärst du eine von ihm unabhängige Frau mit einem eigenen Leben, einer eigenen Laufbahn. Unkompliziert sein und gut aussehen. Nicht zu viel Quatsch erzählen, nicht klagen und nicht zu viel fragen.“ (S. 254) Diesen Konflikt und damit die Unsicherheit Munas schafft es Terézia Mora mit schnörkelloser, aber dennoch gewaltiger Sprache darzustellen. Wir Lesenden müssen all das aushalten; einerseits die Unsicherheit, Unterwürfigkeit, Toxizität, Gewalt; anderseits Munas Leistungsfähigkeit und ihr Wille Dinge voranzutreiben. Das tut weh, öffnet aber auch die Augen. Verdient auf der Shortlist für den Buchpreis! Darüber hinaus eine Lektüre, die nachhallt und schmerzt.

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Der Schluss haut noch mal richtig rein. Und plötzlich ist es zu Ende. Aber das ist es nur für mich. Nur das Ende des Romans. Nur das Ende der Zeit, die ich Muna begleitet habe und das ist nur die (angenommen) Hälfte ihres Lebens. Ratlos und mit Frage bleibe ich zurück. Die in Ungarn geborene Schriftstellerin Terézia Mora hat mit „Muna“ ein detailliertes Psychogramm einer Frau und ihrer Beziehungen geschrieben. Muna wächst in einer Kleinstadt in der DDR auf und lernt als 17-jährige kurz von dem Abitur den älteren Magnus kennen. Er wird ihre große Liebe und Obsession werden. Doch bereits bei diesem ersten kurzen Zusammenkommen zeigt sich die künftige Beziehungsdynamik. Magnus will sie nicht und behandelt sie schlecht. Er ghostet sie bereits nach der ersten und einzigen gemeinsamen Nacht. Zufällig treffen sich beide Jahre später wieder und die ungute Dynamik kommt erneut in Fahrt. Sie lassen die Beziehung wieder aufleben und ziehen zeitweise sogar zusammen. Nein, diese Beschreibung erweckt einen falschen Eindruck. Das ist keine Beziehung. Muna macht sich so klein, dass sich irgendwo in eine Zwischenraum von Magnus Leben passt. Aber das reicht noch nicht, sie stört ihn, sie nervt ihn, er misshandelt sie verbal und bald körperlich massiv. Mora legt die Figur „Muna“ als selbstbewusste und starke Frau an, die ziemlich genau weiß, was sie will und es sich entsprechend erarbeiten kann. Die an der Uni ein Genderneztwerk aufbaut und zu Hause verprügelt wird. Sie ist keine Frau mit naiven Illusionen. “Der Schlüssel ist, so zu tun, als wärst du eine von ihm unabhängige Frau mit einem eigenen Leben, einer eigenen Laufbahn. Unkompliziert sein und gut aussehen. Nicht zu viel Quatsch erzählen, nicht klagen und nicht zu viel fragen.” Umso größer das Rätsel, warum diese eigenständige Frau ihre ganze Energie dafür einsetzt, einem Mann nahe zu sein, der nicht deutlicher signalisieren könnte: Ich will dich nicht. Doch das ist genau die große Kunst und das Faszinierende in Moras Roman. Er gibt keine einfachen Antworten. Keine Antwort auf die Frage: Warum hält Muna an dieser Beziehung, an diesem Mann, fest. Mora konzentriert sich ganz auf die Innenperspektive Munas, die von ihren verschiedenen Freund*innen widergespiegelt oder komplementiert wird. Ich finde es stilistisch sehr raffiniert gemacht, wenn ich in Klammern oder durchgestrichen, die eigentlichen Gedanken Munas lesen kann und das bringt mich sehr nah an die Figur. Das ist in den gewalttätigen Szenen sehr beklemmend und Munas Rechtfertigungen für Magnus Gewalt sind schwer erträglich. Persönlich sehr berührt hat mich Munas heimlicher Kinderwunsch, obwohl Magnus klar gemacht hat, dass er auf keinen Fall und niemals Kinder möchte und peinlich auf die Verhütung achtet. Obwohl mich „Muna“ in seiner Komplexität sehr beeindruckt hat, werde ich den Roman nicht zu meinen Highlight zählen, denn für meinen ganz persönlichen und proletisch sozialisierten Geschmack ist der Roman literarisch zu ambitioniert und in seiner Länge zu ausgewalzt. Lesenswert ist er und war „Muna“ für mich und der Roman hat meinen Lesehorizont erweitert, was für mich immer ein mögliches Kriterium für ein gutes Buch ist.

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Muna, die junge Ich-Erzählerin, wächst in keinen leichten Verhältnissen in der DDR auf. Ihr Vater stirbt und die Mutter zerbricht an diesem Tod und widmet sich immer mehr dem Alkohol. Muna hat dadurch viele Freiheiten. Sie schreibt unheimlich gerne und absolviert ein Praktikum in einer Redaktion. Dann trifft sie auf Magnus. Er ist Fotograf und Lehrer. Sie verbringen eine Nacht miteinander, dann verschwindet Magnus. Er ist aus der DDR in den Westen abgehauen. Muna lebt ihr Leben weiter, studiert, führt Beziehungen, knüpft Freundschaften, ist viel in der Welt herumgekommen. Dann steht da nach sieben Jahren plötzlich Magnus, den Muna nicht vergessen konnte, trotz der Zeit, die vergangen ist und all ihrer neuen Erlebnisse. Mit Magnus Rückkehr beginnt das Unglück für Muna. Die Protagonistin Muna ist so authentisch geschrieben, sie steht für sich ein, promoviert, weiß was sie möchte, aber wenn es um Magnus geht, ist Muna ein völlig anderer Mensch. Sie ist besessen von ihm, möchte alles für ihn geben. Merkt nicht, wie toxisch diese Beziehung ist, wie wenig Magnus sich für sie interessiert. Die Lektüre dokumentiert toxische Beziehungen ungeschönt, unverfälscht und mit psychologischer Tiefe.

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„Der Mann, den ich liebe, wird nicht mehr lebendig, und ich habe die Hälfte meines Lebens noch vor mir. Im statistischen Mittel.“ Bis mich diese beiden letzten Sätzen ausgespuckt haben, hatte ich ganz schön was hinter mir: Selten war ich so nah an einer Romanfigur, wie an Muna Appelius. Kennengelernt habe ich die in einer Ostdeutschen Kleinstadt lebende Muna, kurz vor ihrem 18. Geburtstag. Gleich zu Beginn erzählte sie mir, dass ihre Mutter gerade versucht hat, sich das Leben zu nehmen. Dass ihr Zuhause nach dem frühen Tod des Vaters aus einem „Totenbett, einem leeren Ehebett und einem Kinderbett“ besteht, ihre Mutter, einst gefeierte Schauspielerin und lange schon Alkoholabhängig, sie zum Geburtstag doch mit liebevoll gewählten Geschenken überraschen konnte, dann aber keine Woche mehr durchgehalten hat, bis Tabletten und Rotwein zum Abtransport mit Blaulicht geführt haben. Muna schafft ihr Abitur und während sie noch überlegt, wie es für sie weitergehen soll, begegnet ihr Magnus, Lehrer, Fotograf und "der schönste Mann, den ich je im Leben sehen würde." Sie verliebt sich Hals über Kopf und unsterblich, für ihn ist es ein One-night-stand und während er im Juni 1989 eine Radtour durch Ungarn und Bulgarien macht, verschwindet er erstmal – für sieben Jahre. Muna entscheidet sich für ein Literaturstudium und will Journalistin werden. Sie geht nach Berlin, London und Wien, arbeitet als Babysitter und für ein frauengeschichtliches Forschungsprojekt, lässt keine der angesagten Theateraufführungen aus und beginnt zu promovieren. Sie lernt Männer kennen, hat, mehr oder weniger unerfreuliche, Affären und denkt an Magnus. Ständig. Als sie ihm nach diesen sieben Jahren und unzähligen Briefen an ihn, die ihn nie erreichten, zufällig in einem Foyer begegnet, wird daraus tatsächlich eine Beziehung. Muna scheint endlich „zuhause“ zu sein, mit ihm, "weiß ich, dass das Leben, das ich lebe, wirklich meins ist." Sie liebt ihn hingebungsvoll, er reagiert darauf anfangs oft unwirsch: "Wenn du doch nur Abstand davon nehmen könntest zu reden.“, bald wird daraus aber Gewalt: „Mieses Stück parfümierte Scheiße!Ich weiß nicht, ob es seine Stimme war oder etwas in meinem Kopf, das mir die Wahrheit über mich sagte. Dann wurde das Rauschen meines Blutes in meinen Ohren so laut, dass ich nichts mehr hörte, auch nicht mehr einen Gedanken. Das war die Halsschlagader, die er zugedrückt hielt, während er mich gegen die Wand presste.“ Immer wieder kommt es zu Gewaltausbrüchen – doch Muna bleibt. Sie lernt seine Stimmungen zu erkennen, nimmt Rücksicht, versucht mit Körperlichkeiten zu deeskalieren. Sie sucht die Schuld bei sich und kehrt letzten Endes die Perspektive um: „Ich gebe zu, dass ich anfing, wie am Spieß zu schreien. Wenn jemand das mit mir gemacht hätte, hätte ich denjenigen wahrscheinlich auch von meiner Schwelle gestoßen und die Tür vor ihm zugeknallt. Und hätte derjenige nicht genug Körperkontrolle gehabt und wäre hingefallen und hätte dann auf dem Boden sitzend, schäumend gegen die Tür getreten, hätte ich dann auch die Tür aufgemacht und hätte demjenigen mit einem Gürtel eins übergebraten, damit er durch den Schock wenigstens für einen Augenblick mit der Toberei aufhört und hört, wenn ich ihm ins Gesicht zische, dass ich ihn, wenn er sich nicht benehme, so was von auf die Straße setzen werde, dort, in der Gosse, könne er diesen Zirkus meinetwegen veranstalten, aber nicht hier!“ Man ist schwer versucht, Muna zu packen, zu schütteln, möchte Magnus mit einem kräftigen Tritt mindestens bis zum Mond befördern, um Muna, in deren Kopf man durch durchgestrichene oder in Klammern gesetzte Sätze direkt steckt, aus dieser Beziehung zu reißen. Diese kluge, ehrgeizige und lebenshungrige und schöne junge Frau … Terézia Mora hat mit Muna eine Figur geschaffen, die ich so schnell nicht vergessen werde. Sie hat mir ein ausgesprochen beklemmendes Leseerlebnis beschert, das ich aber trotzdem uneingeschränkt empfehlen kann – ein großartiger Text! #leseempfehlung #shortlistlesen Dem Verlag, @luchterhand_verlag, und dem @team.bloggerportal danke ich sehr für das #Leseexemplar.

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