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Rezension zu
Muna oder Die Hälfte des Lebens

Vielschichtiger Roman

Von: Rabiata
07.09.2023

Cover und Klappentext haben meine Neugier geweckt und ich habe mich sehr gefreut, als mir der Verlag ein Leseexemplar zur Verfügung stellte. Anfangs musste ich mich erst an den Schreibstil gewöhnen, da die Autorin keine wörtliche Rede verwendet, bzw. diese nicht durch die entsprechende Zeichensetzung ausweist. So brauchte ich ein paar Seiten, bis ich mit dem besonderen Tonfall des Buches zurecht kam. Aber sobald ich diese Hürde genommen hatte, war ich gefesselt. Eine weitere Besonderheit in diesem Buch ist, dass die Ich-Erzählerin Dinge, die sie nur denkt oder anderen doch nicht mitteilt, für die Leserinnen dennoch niederschreibt. Es sind teilweise Passagen durchgestrichen, die sie gerne geäußert hätte, aber dann aus unterschiedlichen Gründen doch anders formuliert oder nicht sagt/schreibt. Gedanken sind in Klammern geschrieben und so als solche zu erkennen. Dies ist ein kluges Vorgehen der Autorin, die uns so einen tieferen Einblick in die Gefühle und Gedanken der Protagonistin ermöglicht. Dadurch entsteht eine emotionale Nähe zu Muna, die mich oft mit ihr mitleiden ließ. Warum lässt sie so vieles zu, was ihr schadet und gar nicht gut tut? Die Autorin schafft es, dass man dran bleibt an Muna und ihrer Lebenshälfte. Das Buch beginnt um ihren 18. Geburtstag, kurz vor dem Mauerfall. Muna wächst in der DDR bei ihrer verwitweten Mutter auf, die Schauspielerin am Theater und Alkoholikerin ist. Kurz nach dem 18. Geburtstag versucht ihre Mutter sich das Leben zu nehmen, was allerdings nicht gelingt. Muna ist also von klein auf mit Brüchen in ihrem Leben konfrontiert. Sie kann im Theater ein und aus gehen, wächst in Künstlerkreisen auf und studiert nach dem Mauerfall auch im Ausland. Sie hat wechselnde Männerbekanntschaften, kann aber nicht ihre Liebe zu Magnus vergessen, der sie nach einer gemeinsam verbrachten Nacht kurz vor dem Mauerfall verlässt. Munas Vater ist früh gestorben, Magnus wuchs bei einem kontrollsüchtigen und gewalttätigen Vater auf. Beide haben also keine einfache Kindheit gehabt. Einige Jahre nach dem Mauerfall treffen sie sich zufällig wieder und obwohl Magnus abweisend und schroff ist, gibt Muna ihre Liebe nicht auf und folgt ihm quer durch die Welt, gibt sich nach und nach auf, ist emotional abhängig von Magnus und erfährt seelische und körperliche Gewalt. Beim Lesen habe ich Muna bewundert, bedauert und konnte mich nicht abwenden. Zu stark ist die Anziehungskraft, die die Autorin bei mir auslöste. Auch die psychologische Tiefe und die Art des Erzählens machen den Reiz dieses Buches aus. Zudem sind sämtliche Charaktere, die ihren Platz in diesem Buch finden, teils skurril, teils faszinierend und manchmal herrlich seltsam. Es ist ein wundervoller und vielschichtiger Roman, der meiner Meinung nach den Buchpreis verdient.

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