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Rezension zu
Muna oder Die Hälfte des Lebens

Ein verstörendes Meisterwerk

Von: Betty Literatur aus Bielefeld
04.09.2023

Die Buchpreisträgerin Terézia Mora (2013) steht mit ihrem neuen Roman abermals auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis „Liebeswahn ist, ebenso wie Liebeskummer, wie eine Krankheit.“ Die 18-jährige Muna ist im Leben auf sich allein gestellt, der Vater verstorben, die Mutter alkoholabhängig, schafft sie ihr Abitur in einer Kleinstadt in der DDR. Numa verliebt sich in den deutlich älteren Französischlehrer, der kommt aber aus dem Sommerurlaub nach Ungarn nicht zurück. Es ist das Jahr 1989 und alles verändert sich. Muna beginnt ihr Studium in Berlin, ihre Leistungen finden Beachtung, auch ihre äußere Erscheinung. Sie blockiert die vorsichtigen Annäherungsversuche ihrer Kommilitonen, wartet auf die Rückkehr des geliebten Magnus und schreibt Briefe, die er nicht erhält. Die Zerrissenheit der Ich-Erzählerin wird in jeder Zeile deutlich, während sie ihr Leben in fast distanziertem Ton beschreibt, werden ironische, kommentierende Bemerkungen und Gedanken in Klammern hinzugefügt. Ihre sprachliche Schlagfertigkeit ist amüsant und verletzend. Sie beobachtet und seziert winzige Details. Sie beginnt ihr Studium in Berlin, geht nach London und Wien und erntet erste Beachtung in der akademischen Welt. Nach 7 Jahren trifft sie Magnus in Berlin wieder. Ihre Liebe zu ihm gleicht einer Obsession. Während Magnus oft, schroff und abweisend zu ihr ist, gesteht sie ihm ihre große Liebe. „Begehren, der Rest ist Schwulst“, ist Magnus’ Antwort. Aber er wird zusehends unausgeglichener, sie kann das Dunkle in seinem Blick spüren, wenn sie wieder etwas getan hat, was ihm nicht gefällt. Und das kann man vorher nicht wissen. Verachtung, Gewalt Erniedrigung, Sex. Sie lässt es mit sich geschehen. „Ich bin bereit für alles. Danach ist es jedes Mal besser.“ Als Magnus sich von ihr trennt: „Ich weiß, was du willst“, sagte er. „Du bekommst es nicht.“, bricht sie vollständig zusammen, verliert jeden Halt. In mühsamer Rekonstruktion schreibt sie ihre Geschichten und Angstträume auf. Und sie begegnet ihm ein weiteres Mal. Dieses Buch hat mich vom ersten Moment in seinen Bann gezogen. Magische Sätze, Erzählkraft und eine vollständig verlorene Frau, die einem Mann verfällt, ihr Leben seinem unterordnet und in subtilen Gedankenkonstruktionen die Erklärung für all diese Leid bei sich selber sucht. Manchmal ist es kaum auszuhalten, wie Mona sich immer wieder zerfleischt und zu keiner erwachsenen Beziehung zu einem Mann in der Lage ist. Aber das soll so sein. Mona ist klug, gebildet, wortgewandt. Warum? Eine unglaubliche Leistung der Autorin, dass sie uns genau mit diesem Elend allein lässt. Ein verstörendes Buch voller Trauer, Verzweiflung, Kampf und Gewalt.

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