Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezensionen zu
KaDeWe. Haus der Wünsche

Marie Lacrosse

KaDeWe (2)

(16)
(4)
(0)
(0)
(0)
€ 16,00 [D] inkl. MwSt. | € 16,50 [A] | CHF 22,50* (* empf. VK-Preis)

Das Buch „KaDeWe – Haus der Wünsche“ von Marie Lacrosse ist der zweite und damit abschließende Teil einer Dilogie und zeigt den weiteren Werdegang des KaDeWe in Berlin von 1927 bis 1936. Berlin 1927: Mit viel Fleiß und Engagement hat sich Rieke vom Kassenmädchen zur Verkäuferin hochgearbeitet. Nun steht ihre Beförderung zur Leiterin einer sehr gefragten Abteilung im berühmtem KaDeWe an und Rieke wähnt sich am Ziel ihrer Träume. Auch wenn das Kaufhaus an andere Eigner verkauft wurde, hat Rieke nach wie vor mit einem missgünstigen Vorgesetzten zu kämpfen, welcher ihr alles andere als wohlgesonnen ist. Ihre Freundin Judith Bergmann macht währenddessen an der Universität Karriere. Doch sie kann ihre Augen nicht vor der bitteren Armut verschließen, welche Berlin immer fester im Griff hat – der unermessliche Luxus im KaDeWe steht im heftigen Kontrast zu diesem Elend. Auf den Straßen Berlins macht sich Unfriede breit, welcher von den Anhängern der NSDAP weiter befeuert wird. Viele sehen in den jüdischen Mitmenschen die Schuldigen, dabei bleibt es nicht nur bei wüsten Beschimpfungen und Beleidigungen. Auch die neuen jüdischen Eigentümer des KaDeWe stehen dem blanken Hass vieler Menschen gegenüber und sie sollen mit allen Mitteln aus dem Unternehmen gedrängt werden. Rieke und Judith müssen schwere Entscheidungen treffen. Marie Lacrosse ist das Pseudonym der Autorin Marita Spang – eine meiner absoluten Lieblingsautorinnen. Schon seit einigen Jahren begeistert sie mich mit ihren historischen Romanen und jede Neuerscheinung wird sehnsüchtig erwartet. Die Buchreihen um „Das Weingut“ (erschienen 2018, 2019) und „Das Kaffeehaus“ (erschienen 2020, 2021) haben mich bestens unterhalten und stehen an der Spitze meiner absoluten Lieblingsbücher. Als sie zu Beginn des Jahres 2022 ihre neue zweiteilige Reihe über das KaDeWe ankündigte, war mein Interesse direkt geweckt. Ich durfte dieses Kaufhaus 2005 und 2008 besuchen und war beide Male von der Größe und dem immensen Angebot fasziniert. Auch wenn der ursprüngliche Bau im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, gilt das KaDeWe als das bekannteste Warenhaus in Deutschland und ist mit 60.000 Quadratmetern Verkaufsfläche eines der größten Warenhäuser in Europa. Der Auftakt „KaDeWe-Haus der Träume“ konnte mich im Oktober 2022 mit einer erleb- und fühlbaren Atmosphäre, sowie mit starken und unvergesslichen Charakteren bestens unterhalten. Mit großer Vorfreude (und Ungeduld) habe ich die Fortsetzung erwartet. Auch den hier vorliegenden zweiten Teil bekam ich von der Autorin über den Goldmann Verlag als kostenloses Rezensionsexemplar zugesendet, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte. Im Vordergrund des Covers befindet sich am rechten Bildrand eine Frau, welche dem Betrachter den Rücken zuwendet und mit in einem lilafarbenen Kostüm bekleidet ist. Ihr Blick geht nach links – damit wird ihr Profil sichtbar. Den Hintergrund bildet die Fassade des KaDeWe – hier stehen und laufen Menschen davor, von denen auch einige einen Blick in die Schaufenster werfen. Durch diese vielen Menschen wirkt das Cover insgesamt sehr bewegt und lebendig, vor allem aber stimmungsvoll. Auffällig ist, dass die Markisen des Gebäudes farblich zu der Kleidung der Frau im Vordergrund passen. Ein weiterer Blickfang ist der Buchtitel und der Untertitel, welcher im unteren Bereich des Covers steht und mit zwei versetzten Quadraten umrandet wird. Der Name der Autorin befindet sich ganz oben. Zusammen mit den perfekt zueinander passenden Covern und den abgestimmten Buchtiteln hat diese Dilogie einen sehr gelungenen Wiedererkennungswert. Das Buch ist eine sehr schön gestaltete und hochwertige Klappbroschur. Auf der vorderen Klappe ist ein stimmungsvoller Textausschnitt abgedruckt, in der Klappe befindet sich ein Bild des KaDeWe. Auf der hinteren Klappe wird die sympathische Autorin vorgestellt, im inneren werden die beiden Teile der Dilogie gezeigt. Der Widmung des Buches folgen drei sehr unterschiedliche Zitate von Personen aus der Zeit, in der die Handlung des Buches angesiedelt ist. Diesen Zitaten schließt sich das ausführliche Personenregister („Dramatis Personae“) an. Der Hauptteil beginnt mit einem Prolog, welcher im Januar 1927 ansetzt, und wird mit einem Epilog abgeschlossen, welcher im August 1936 spielt. Es folgen das umfangreiche Nachwort der Autorin, ein Glossar und ein Verzeichnis der wichtigsten Quellen. Die Haupthandlung des Buches gliedert sich in vier Teile auf: – „Teil 1: Hoffnung und Aufbruch (1927 – 1928) – „Teil 2: Sorgen und Ängste (1929 – 1930) – „Teil 3: Glanz und Elend (1931 – 1932) – „Teil 4: Macht und Ohnmacht (1933 – 1934) Zusammen mit dem Prolog und dem Epilog umfasst die gesamte und chronologisch erzählte Handlung etwa neuneinhalb Jahre. Meiner Meinung nach ist es empfehlenswert, dass man den ersten Band der Buchreihe bereits gelesen hat, da man die Hintergründe, vor allem aber die Entwicklungen der einzelnen Figuren besser nachvollziehen kann – es ist aber nicht unbedingt erforderlich. Auch ohne Kenntnisse von „KaDeWe – Haus der Träume“ bietet dieser zweite Band ein unterhaltsames und dramatisches Lese-Erlebnis. Ein Blick in das ausführliche Personenregister am Anfang des Buches zeigt, dass eine Vielzahl an Figuren in diesem Roman eine Rolle spielen. Viele von ihnen sind fiktiv, einige sind historische Persönlichkeiten oder diesen nachempfunden. Judith und Rieke, zwei fiktive Frauen, welche von ihren familiären Hintergründen her nicht unterschiedlicher sein könnten und bereits aus dem ersten Band bekannt sind, stehen im Mittelpunkt der Geschichte. Sie sind beide seit ihrer Kindheit mit dem KaDeWe vertraut, kennen es aber jeweils aus völlig unterschiedlichen Blickwinkeln: Während Rieke es durch die harte Arbeit ihrer Mutter bereits im Kindesalter kennenlernt und später auch zu ihrem Arbeitsplatz wird, kann Judith durch die hochgestellte Arbeit ihres Vaters von Beginn an eher den Luxus und Glanz des Kaufhauses genießen. Rieke ist eine äußerst hilfsbereite und sympathische Frau, welche sich durch ihren Fleiß und Engagement im KaDeWe hocharbeitet. Auch privat hat sie ihr Glück an der Seite von dem fürsorglichen Peter gefunden. Sie hat sich sehr glaubhaft weiterentwickelt und ist nach wie vor immer für andere Menschen in ihrer Umgebung da – vor allem für ihre Mutter. Auch wenn es nicht immer leicht ist, nimmt ihr Leben in die Hand und gibt sich nicht auf. Als Abteilungsleiterin ist sie eine Vorgesetzte, wie man sie sich wünscht: Sie ist immer für ihre Mitarbeiterinnen da und fällt ihnen niemals in den Rücken. Auch Judith ist empathisch und hilfsbereit und verschließt nie die Augen vor der Armut und dem Elend in Berlin in den 1920er Jahren. Da ihr in ihrem liebevollen Elternhaus nie die Bildung verwehrt wurde, kann sie nun ihr Leben finanzieren und ist auch an der Universität als Dozentin gefragt. Doch Judith ist sich nicht sicher, ob ihr nur die Karriere als Lebensinhalt reicht. Sie wünscht sich auf der einen Seite eine eigene Familie, möchte aber auf der anderen Seite ihre Eigenständigkeit nicht aufgeben und die Karriere an den Nagel hängen. Auch Judith hat eine sehr glaubwürdige Entwicklung durchgemacht und ist, neben Rieke, eine meiner Lieblingsfiguren in dieser Buchreihe. Auf den ersten Blick wirken Rieke und Judith völlig verschieden, sie haben aber doch viele Gemeinsamkeiten und sie eint eine tiefe und innige Freundschaft zueinander. Neben diesen beiden Hauptfiguren stehen deren Familien: Riekes Mutter, welche nach dem Tod ihres gewalttätigen Mannes einen neuen Mann an der Seite hat, tritt in diesem Teil etwas in den Hintergrund, sie ist aber für Rieke nach wie vor ein wichtigster Bezugspunkt und Vorbild. Ihr verdankt sie einiges und so ist für Rieke klar, dass sie jetzt auch für ihre eher zurückhaltende Mutter da ist. Sanni, Riekes jüngere Schwester, setzt ihre negative Geschichte und Entwicklung aus dem ersten Band weiter fort und sorgte mit ihren Äußerungen und Ansichten des Öfteren bei mir für Kopfschütteln. An Judiths Seite stehen ihr Vater Paul und ihre Mutter Rebekka, mit denen sie in einer herrschaftlichen Villa lebt. Auf den ersten Blick wirkt die Familie Bergmann sehr harmonisch, doch eine furchtbare Tragödie hat Spuren und Wunden in der Familie hinterlassen. Pauls loyalen Charakter und seine differenzierte Sicht auf die Dinge, mochte ich bereits im Auftakt der Reihe. Mit Rebekka hingegen wurde ich bis zum Ende der Reihe nicht richtig warm. Eng mit der fiktiven Familie Bergmann verbunden, ist die historisch belegte Familie Tietz und deren fürchterliches Schicksal. Da es nur einige wenige Fakten über Georg und Martin Tietz sowie den Schwiegersohn Dr. Hugo Zwillenberg gibt, heißt es im Nachwort von Marie Lacrosse dazu, dass die Charaktere „daher hauptsächlich intuitiv nachgestellt“ (S. 687) sind und die „Charakterisierung der drei Geschäftsführer der Hermann Tietz OHG also eher auf […] Fantasie, als Fakten beruht.“ (S. 688). Diese intuitive Nachstellung beherrscht Marie Lacrosse wunderbar und sie hat damit sehr authentische Figuren geschaffen – vor allem Martin Tietz mit seiner sprunghaften und auch anmaßenden Art ist gut gelungen. Um diese Figuren agieren noch einige weitere historische und fiktive Figuren. Hier ist die historische Alice Salomon zu nennen – dieser interessanten und vielschichtigen Frau hat Marie Lacrosse in ihrer Dilogie ein Denkmal gesetzt und sie und die anderen Frauen der ersten Frauenhochschule damit aus der allgemeinen Vergessenheit geholt. Einige der zahlreichen Figuren sind bereits aus dem Auftakt der Reihe bekannt und entwickeln sich sehr lebensecht und glaubhaft weiter. Alle Figuren werden mit vielen Facetten und Emotionen realistisch zum Leben erweckt und wunderbar mit all ihren Dramen und Schicksalen miteinander verwoben. Auch wenn nicht alle Figuren sympathisch sind, bilden sie alle zusammen ein sehr authentisches Bild der Gesellschaft in den 1930er Jahren in Berlin. Es war eine Gesellschaft der Gegensätze: Während in großen Kaufhäusern (vor allem im KaDeWe) der pure Luxus angeboten werden konnte, nahm die Armut und das Elend in weiten Teilen der Bevölkerung immer weiter zu. Viele Familien hausten in Unterkünften, welche das Wort Wohnung nicht einmal verdienten – Schimmel, verdrecktes und untrinkbares Trinkwasser, wenig bis gar kein Tageslicht. Diese Missstände zeigt Marie Lacrosse anhand der Wohnsiedlung Meyers Hof – es fiel mir teilweise sehr schwer, diese Passagen über die heutzutage unvorstellbaren Lebensumstände zu lesen. Die Weltwirtschaftskrise war im vollen Gange. Es kam zu äußerst prekären Einkommenssituationen und die immer weiter steigende Zahl der Arbeitslosen: Lag die Zahl der Arbeitslosen im Jahr 1927 bei etwa 1 Millionen, waren im Februar 1930 bereits 3,5 Millionen Menschen ohne Arbeit. Zwei Jahre später erreichte die Krise auf dem Arbeitsmarkt ihren Höhepunkt: Über 6 Millionen Arbeitslose waren gemeldet. All diese Umstände ließ die verheerende Saat der Nationalsozialisten auf fruchtbaren Boden fallen. Schnell wurde die NSDAP stärkste Macht und noch schneller wurden Sündenböcke für die miserable Lebensbedingungen gefunden und Feindbilder erschaffen: Die Juden. Es begann mit Beleidigungen und Beschimpfungen auf offener Straße, es folgten körperliche Angriffe und Ausgrenzungen und schlussendlich Vertreibung, Verfolgung und millionenfacher Mord. „»Wir sind gute deutsche Staatsbürger wie Millionen andere auch«, empörte sich Judith. »Wir zahlen Steuern. Johannes hat im Weltkrieg für Deutschland gekämpft. Was haben wir verbrochen, um einen solchen Hass auf uns zu ziehen?« »Wir dienen der gläubigen Christenheit schon immer als Sündenböcke«, pflegte ihr Vater Paul lakonisch zu antworten.“ [Kapitel 19, S. 408] Auch die neuen Eigner des KaDeWe waren vor dieser systematischen Vertreibung nicht gefeit. Nur wenige Jahre nach der Übernahme der Geschäftsführung wurde die Familie aus der Chefetage vertrieben, das KaDeWe arisiert. Marie Lacrosse zeigt mit ihren vielfältigen Figuren sehr anschaulich, wie dieses Gedankengut in weiten Teilen der Bevölkerung angenommen wurde, bei vielen aber auch auf strikte Ablehnung traf, zeigt aber auch die Opfer dieser Verfolgungen und Ausgrenzungen. In ihrem ausführlichen Nachwort geht die Autorin auf die vielen historischen Hintergründe ein, welche sie wieder einmal hervorragend recherchiert hat und gekonnt mit den vielen Schicksalen ihrer fiktiven und historischen Persönlichkeiten verbindet. Mit ihrem lebendigen und detaillierten, aber niemals langatmigen Sprachstil, zog mich Marie Lacrosse sehr schnell in der Geschichte, in der ich schnell wieder angekommen war. Die Einstreuung des Berliner Akzents, die Beschreibungen und Details über der Stadt und des KaDeWe sowie die vielfältigen Menschen ließen mich das Buch wie eine Zeitreise in vergangene Zeiten empfinden und ich legte es nur ungern aus den Händen. Ich möchte mich am Ende dieser Rezension ganz herzlich bei Marie Lacrosse für dieses mitreißende Lese-Erlebnis bedanken. Fazit: Marie Lacrosse zieht den Leser/ die Leserin ab der ersten Seite in diese emotionale und spannende Geschichte rein, welche einen nicht mehr los lässt. Lebendiger, packender und farbenprächtiger kann dieses düstere Kapitel Deutscher Geschichte nicht erzählt werden. Ein eindrucksvoller und absolut lesenswerter Abschluss einer atemberaubender Dilogie.

Lesen Sie weiter

In der Kaufhaus-Saga hat Marie Lacrosse mit "KaDeWe - Haus der Wünsche" den zweiten Band vorgelegt, der im Goldmann Verlag erscheint. Berlin Mitte der 20er Jahre: Die strengen Zeiten des Kaiserreiches sind vorbei, das wilde Leben der 20er Jahre bringt wirtschaftliche Möglichkeiten und einigen Frauen ermöglicht sich auf beruflicher Ebene die Chance auf einen guten Job. Verkäuferin Rieke Krause hat im KaDeWe den Sprung zu Abteilungsleiterin erklommen, der ihr von einem männlichen Kollegen geneidet wird. Gleichzeitig lehrt Judith Bergmann als Dozentin an Alice Salomons Sozialer Frauenschule, sie ist mit dem neuen Geschäftsführer des KaDeWe liiert. Beide Frauen haben große Zukunftspläne, doch dann bringen die politischen Veränderungen alles durcheinander. Die jüdischen Eigentümer des KaDeWe unterliegen der nationalsozialistischen Verdrängung. Nachdem mit der erste Band um das Kaufhaus und seine Figuren so gut gefallen hat, musste ich unbedingt den abschliessenden Band lesen. Erneut hat mich der wunderbar flüssige und bildhafte Schreibstil der Autorin durch das Buch getragen, gespannt folgte ich den lebendig wirkenden Figuren und bin gefesselt in diese authentisch beschrieben Zeit eingetaucht. Marie Lacrosse hat einfach ein Händchen für eine interessante und realistische Ausgestaltung der Charaktere und erweckt sie mit vielen unterschiedlichen Facetten und Emotionen zum Leben. Die Schicksale passen zur damaligen Zeit, die politischen Veränderungen kann man dadurch nah und sehr glaubhaft miterleben. Die Handlung ist emotional, spannend und so zeitbeschreibend, daß man sich spürbar in diese Zeit hinein versetzt fühlt. Die 20er Jahre bringen neuen Schwung in die Wirtschaft und in das Lebensgefühl der Menschen, viele können sich wieder etwas gönnen. Aber es gibt auch noch viele arme Leute, die sich mühsam ihren Lebensunterhalt erarbeiten. Martin Tietz, der neue Geschäftsführer im Kaufhaus, baut das Ambiente und das Angebot im Luxussegment weiter aus, die Reichen sind ihm die liebsten Kunden. Politisch gesehen, bietet sich in Deutschland den Nationalsozialisten ein fruchtbarer Boden, sie breiten sich immer weiter aus und die Juden immer mehr aus den Geschäften. Einmal mehr hat mich Marie Lacrosse mit ihren Figuren mitfühlen lassen, die Freuden, Sorgen und Nöte der Menschen erzählt und mir damit die Zeit bildhaft und emotional vor Augen geführt. Die abwechslungsreiche Geschichte zeigt wie sich Frauen im Berufsleben gegenüber den Männern behaupten mussten, wie viele Menschen trotz Wirtschaftsaufschwung in Armut und Not leben mussten und wie sich der Neid auf reiche Mitbürger und jüdische Geschäftsleute ausweitete und eine Welle der Judenverfolgung in Gang setzte. Die Handlung um die Protagonistinnen Rieke und Judith gewährt differenzierte Einblicke in die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und beschreibt die Lage der jüdischen Bevölkerung, die mehr und mehr angefeindet werden. Für mich war dieser fesselnde Abschluß der Dilogie ein echtes Lesevergnügen, das mich mit dem Geschehen rund um das Kaufhaus gut unterhalten hat und außerdem die politische Entwicklung dieser Zeit nachvollziehbar wiedergegeben hat.

Lesen Sie weiter

Covertext: Berlin Mitte der 20er Jahre: In der Stadt tobt das Leben, die Strenge des Kaiserreichs ist passé, und Frauen eröffnen sich nie dagewesene Chancen. Im KaDeWe hat sich die Verkäuferin Rieke Krause zur Abteilungsleiterin emporgearbeitet. Währenddessen macht Judith Bergmann Karriere an der Universität und ist mit einem der neuen Geschäftsführer liiert. Rieke und Judith haben noch viele Pläne. Doch dann ziehen dunkle Wolken am Horizont auf. Die neuen Machthaber versuchen, die jüdischen Eigentümer des KaDeWe aus dem Unternehmen zu drängen. Und auch auf Rieke und Judith kommen schwere Zeiten zu … „Kadewe - Haus der Wünsche“ ist der 2. Band der großen Kaufhaus-Saga von Marie Lacrosse. Nachdem ich den 1. Band verschlungen habe, war die Freude groß als ich den 2. Band in Händen hielt. Die Handlung umfasst die Jahre1927- 1934 und der Epilog das Jahr 1936. Die Geschichte schließt direkt an den 1. Band an das im Jahre 1926 endete. Ich habe mich gefreut die mir liebgewonnenen Charaktere wieder zutreffen. Judith und Rieke schmieden weiterhin Pläne für ihre Zukunft. Dabei hat Rieke es schon weit gebracht. Das Mädchen, dass aus armen Verhältnissen stammt hat eine große Entwicklung durchlebt. Mit viel Fleiß hat sie sich bis zur Abteilungsleiterin empor gearbeitet. Leider macht ihr, ihr Vorgesetzter Gunter Perl ihr Leben schwer. Auch Judith hat große Pläne. Sie macht Karriere an der Universität und ist mittlerweile Dozentin. Auch an der Alice Salomons Sozialer Frauenschule lehrt Judith. Nachdem das Kadewe an die Familie Tietz verkauft wurde ist Martin Tietz Geschäftsführer des Kaufhauses. Judith und Martin werden ein Paar. Doch an Hochzeit denkt Judith noch nicht. Sie möchte ihre Eigenständigkeit und ihren Beruf nicht aufgeben. Derweil werden die Wolken am Himmel über Berlin dunkler. Die Nationalsozialisten haben die Macht im Land übernommen. Die jüdischen Mitbürger bekommen immer mehr Auflagen, das Leben wird ihnen immer schwerer gemacht. Diese Erfahrung muss auch die Familie Tietz machen. Marie Lacrosse erzählt die Geschichte wieder einmal auf eine so tolle Art, dass es nur Freude macht das Buch zu lesen. Die Autorin erzählt in erster Linie die Geschichte des Kadewe, seinem Besitzer und den Angestellten. Marie Lacrosse erzählt aber auch ein Stück unserer deutscher Geschichte die natürlich auch Einfluss auf das Kaufhaus hat. Die 20er Jahre in Berlin werden lebendig. Nach der Hyperinflation können sich die Menschen wieder mehr leisten. Es gibt aber auch immer noch viel Not und Armut, auch davor macht die Autorin keinen Halt. Dann kommt die Zeit des Nationalsozialismus. Auch hier erzählt Marie Lacrosse sehr authentisch wie sich für viele Menschen im Land die Lage verschlechtert. Ihre Protagonisten egal ob real oder fiktiv sind wie immer gut gezeichnet. Judith und Rieke, so unterschiedlich sie auch sind, sind mir beide ans Herz gewachsen. Das Buch ist wunderschön gestaltet. Am Anfang gibt es ein Personenregister in dem die historischen Persönlichkeiten gekennzeichnet sind. Am Ende erzählt die Autorin in einem Nachwort von ihrer Recherche. Marie Lacrosse schreibt, dass sie die vielen Überlieferungen gut als Gerüst nutzen konnte aber um die Geschichte mit Leben zu füllen musste sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Ich finde das ist ihr wieder einmal großartig gelungen. Die Geschichte, die Charaktere alles passt so gut zueinander, dass man es sich kaum anders vorstellen kann. Es war wieder ein tolles Leseerlebnis und ein weiteres Lesehighlight auf meiner Liste.

Lesen Sie weiter

Meine Meinung zur Autorin und Buch Marie Lacrosse ist eine großartige Schriftstellerin, sie versteht es jedesmal von neuen zu begeistern. Es ist so als ob sie mich an der Hand nehmen würde um mit mir in die Geschichte des KaDeWe abzutauchen. Auch der Abschlussband ihrer Dialogie , hat mich dermaßen gefesselt, das es mir schwer fiel das Buch aus der Hand zulegen. Sie hat alles wunderbar zusammengefasst, der Werdegang des berühmten Kaufhauses, und der damaligen Zeit, auch das politische Zeitgeschehen . Alles ist wie immer hervorragend recherchiert, man spürt mit wieviel Herzblut sie das ganze Geschrieben hat. Die meisten ihrer Figuren sind real und bis auf einige Fiktiv. Auch hat sie sich hervorragend in jede ihrer Protagonisten hinein gelebt, man merkt die Psychologin in ihr. Schade das ich Abschied nehmen musste von meinen heiß geliebten Protagonisten, besonders Rieke und Judith. Es war mir ein Vergnügen die Freundinnen Rieke und Judith wieder zusehen und sie auf ihren Wegen von 1920 bis 1936 zu begleiten. So unterschiedlich sie beide Ihrer Herkunft sind, kann sie nichts trennen. Rieke stammt aus einfachsten Verhältnissen von einem der Meyerischen Hinterhöfen in Berlin, und hat es mit viel Fleiß geschafft sich im KaDeWe nach oben zu arbeiten, als Aufsichtsdame in der Damenabteilung. Natürlich hat sie auch ihre Neider, die ihr das Leben schwer machen. Besonders Gunter Perl, sie ist ihm ein Dorn im Auge. Aber Paul Bergmann steht hinter ihr, seine Tochter Judith ist als sozial Arbeiterin , in den Armenvierteln unterwegs, es war einfach rührend wie sie sich für die ärmsten der Armen einsetzte. Die wilden Zwanziger waren schon extrem, als gäbe es kein Heute und Morgen. Martin Tietz , hat große Pläne er baut das Kaufhaus als Luxustempel um, vielleicht etwas Größenwahnsinnig, besonders die Lebensmittel Abteilung, habe ich noch immer deutlich vor Augen, was für ein Luxus, für die reichen. Riekes Mann Peter hat es zum leitenden Dekorateur gebracht , zu gerne hätte ich seine Dekorationen gesehen. Während die ärmsten Hunger leiden, nicht wissen wie sie ihre Miete bezahlen sollen. Ich hatte oft Tränen in den Augen, die Schere zwischen Arm und reich klaffte weit auseinander. Trotzdem war es schön mit Rieke und Judith durch Berlin und das KaDeWe zu schlendern. Aber es bauen sich dunkle Wolken am Horizont auf, die Politische Lage in Deutschland ist am Boden, kein Wunder das Hitler und seine Schergen an die Macht kamen. Das Glück von Rieke , der Jüdin Judith Bergmann den Familien Tietz und Jahndorf sind bedroht, nur weil sie dem jüdischen Glauben angehören. Das ganze soziale Gefüge ist sehr gut beschrieben, es gab keine Sozialversicherung. Es geht sehr spannend und ergreifend zu in der Geschichte, lest es bitte selber.

Lesen Sie weiter

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.