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Rezensionen zu
Jenseits des Grabes

Fred Vargas

Kommissar Adamsberg ermittelt (10)

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€ 26,00 [D] inkl. MwSt. | € 26,80 [A] | CHF 35,50* (* empf. VK-Preis)

Bevor ich mich in die schon vorbereitete Lektüre zu Kulturanthropologie werfe, habe ich als Zwischengang einen Krimi von Fred Vargas gelesen. Hat gut geschmeckt, anfangs eher geschmacksneutral hat sich das Aroma nach und nach entwickelt zu einer ausgewogenen geschmacklichen Komposition mit ungewöhnlichen, überraschenden Noten. Ich glaube, ich habe ziemlich alle ihre Krimis gelesen, manche auf französisch , manche in deutscher Übersetzung. Frédérique Audoin-Rouzeau, so der bürgerliche Name der Autorin, ist von ihrer Ausbildung her Historikerin und Mittelalterarchäologin mit zusätzlichem Schwerpunkt Archäozoologie. Sie ist nicht eine, die ihre Bücher im Akkord schreibt, sondern eines alle zwei Jahre, höchstens, eher weniger. Auf dieses, 2023 herausgekommene, habe ich daher eine Weile gewartet. Die Autorin, die aus einer künstlerisch-intellektuellen Familie stammt, ist neben Ruth Rendell und Batya Gur eine meiner liebsten Krimiautorinnen. Diese drei Autorinnen haben gemeinsam, dass in ihren Büchern die Krimihandlung im Grunde nur ein Vorwand für Milieuschilderungen oder Psychogramme ist. Nach den ersten Seiten dieses Buchs war ich nicht wirklich begeistert. „Naja“, dachte ich „ein Gespenst, ausgerüstet mit einem Stock, das als Ankündiger eines Mordes durch die Straßen schleicht. Da hatte sie aber wirklich schon bessere Ideen“. Aber tatsächlich wird die Handlung zusehends komplexer und spannender und die Auflösung ist äußerst originell und unerwartet. Dieses Buch mit dem deutschen Titel „Jenseits des Grabes“, ist in deutscher Übersetzung von Claudia Marquardt 2024 im Limes-Verlag, einem Mitglied der Penguin-Randomhouse Gruppe erschienen. Das französische Original 2023 bei Flammarion, Paris. Der französische Titel „sur la dalle“ was in etwa „auf der Steinplatte“ bedeutet, bezieht sich darauf, dass Kommissar Adamsberg seine Betrachtungen anstellt wenn er sich allmorgendlich auf einen Menhir legt. Den deutschen Titel finde ich nicht besonders gelungen. Vargas bleibt ihrem Muster treu, seltsame, mythologisch anmutende Geschehnisse darzustellen, die dann langsam, mit archäologischer Akribie in ihren wahren Zusammenhang gestellt werden. Manchmal ist der Ort der Handlung Paris, oft andere französische Regionen oder auch andere Länder. „Jenseits des Grabes“ spielt in der Bretagne, in einem kleinen Ort, in dem als besondere Attraktion ein Nachkomme von Chateaubriand lebt, der zu seinem Unglück seinem berühmten Vorfahren wie aus dem Gesicht geschnitten ist, was ihn zu einer Art Touristenattraktion macht. In den Krimis von Fred Vargas tummeln sich immer sehr ungewöhnliche, skurrile Personen. Sie lässt die Skurrilität aber nie in Klamauk umkippen. In diesem ohnehin schon ungewöhnlichen Ort erscheint nun die Truppe von Kommissar Adamsberg um in mehreren Mordfällen zu eermitteln. Er selbst ist – ganz in der Tradition des zeitgenössischen europäischen Kriminalromans – ein sehr ungewöhnlicher Mensch und seine Truppe steht ihm an Skurrilität in nichts nach. Jede einzelne dieser Figuren inklusive Kommissariatskater wird, man könnte sagen in liebevoller Schonungslosigkeit beschrieben. Viele von ihnen könnten sich aufgrund ihrer diversen psychischen und sonstigen Probleme kaum in ein „normales„ Leben eingliedern, aber Adamsberg führt seine Truppe höchst erfolgreich auf seine Art mit klarem Blick im Nebel und holt aus allen ihre ganz speziellen Qualitäten heraus. Mir kommen Vargas Bücher immer vor, wie ein Plädoyer für die Buntheit und Vielfalt menschlicher Gesellschaften. Eigenschaften, die man auf den ersten Blick eindeutig als Schwächen einstuft, entpuppen sich in manchen Situationen als ganz große Qualitäten. „Sur la dalle“. „Jenseits des Grabs“ ist nicht Vargas bester Roman, aber doch sehr spannend und auch vergnüglich zu lesen. Mondgestein bei der UNO 13. Juli 2024 · 4 Kommentare · Bearbeiten Es sieht mit freiem Auge in keiner Weise spektakulär aus, stammt aber vom Mond. Die Inszenierung sieht auf dem Foto auch auffallender aus als in Wirklichkeit.

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Lange war es still um Jean-Baptiste Adamsberg, Kommissar der Brigade Criminelle des 13. Pariser Arrondissements. Jetzt ist er zurück, um gemeinsam mit seinem Team einen mysteriösen Fall in der Bretagne zu untersuchen, die mit ihren megalithischen Dolmen den perfekten Hintergrund für den von seinen Intuitionen geleiteten Adamsberg bietet. In Louviec, einem kleinen Dorf nahe Combourg in der Bretagne, ist ein Wildhüter gewaltsam zu Tode gekommen, und er wird nicht das einzige Opfer sein. Es gibt zwei Besonderheiten, die allen Opfern gemeinsam ist: Das Ei in der Hand und die Flohbisse an fast allen Körpern. Und da ist sie wieder, die besondere Vorliebe der Autorin für kleine Tiere, die von Haus aus unter anderem eine Qualifikation als Archäozoologin vorzuweisen hat. Erinnert ihr euch auch noch an die Spinnen im Vorgänger? Und natürlich kommt auch während der Ermittlungen Vargas‘ Faible für Mythen und Legenden zum Tragen, sind die Dorfbewohner doch davon überzeugt, dass in dem kleinen Ort ein hinkender Geist umgeht, der nahendes Unheil verkündet. So greift die Vergangenheit in die Gegenwart, wird Altes lebendig gehalten. Und bald ist ein Verdächtiger gefunden. Josselin de Chateaubriand, ein Nachfahre von François de Chateaubriands, der gerne dessen perfekten Doppelgänger gibt… „Jenseits des Grabes“ ist nicht der beste Band der Reihe. Die Krimihandlung wird fast in den Hintergrund verbannt, dafür werden permanent weitgehend sinnfreie Gespräche geführt, während das Team gefühlt permanent mit der Essensaufnahme beschäftigt ist. Aber wenn sie sich dann vom Tisch losreißen können, gleichen ihre Aktionen denen der Superhelden. Adamsberg hingegen hat sich die Ruhe bewahrt und sinniert in bewährter Manier, in diesem Fall inspiriert von den Kraftfeldern der Dolmen, bis ihm schwuppdiwupp die Eingebung kommt und das Rätsel gelöst ist. Eigentlich für Krimileser höchst unbefriedigend, wenn der Täter praktisch aus dem Hut gezaubert wird. Aber dennoch habe ich das Wiedersehen mit den skurrilen und sympathischen Protagonisten genossen, was in erster Linie den vielen kleinen Nebenerzählungen sowie den historischen Verweisen geschuldet ist, die die Autorin passgenau in die eigentliche Handlung einflicht. À bientôt, mon commissaire.

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