Jess Brightwell hat überlebt. Was nicht unbedingt selbstverständlich ist, wenn man bedenkt, dass die Große Bibliothek von Alexandria ein durchaus lebensfeindlicher Ort ist. Bücher sind wichtiger als Menschenleben und Bibliothekar zu werden bedeutet, in einer Armee kämpfen zu müssen. Jess Freunde hatten nicht alle so viel Glück. Seine Freundin Morgan ist auf der Flucht vor den Bibliothekaren und Jess und ein paar andere Lehrlinge sind auf der Suche nach ihrem verschwundenen Freund Thomas. Genauso wie Morgan müssen sie allerdings schon bald selbst aus Alexandria fliehen. In London erhoffen sie sich Zuflucht, doch schon bald muss sich Jess zwischen seinen Freunden, seiner Familie und der Bibliothek entscheiden. Dabei setzt Letztere alles daran, die vollständige Kontrolle zu erlangen.
Die Skrupellosigkeit der Bibliothek oder vielmehr des Artifex hat sich bereits im ersten Band der Reihe gezeigt, in “Papier und Feuer” wird erneut deutlich, dass Bücher vor Menschenleben stehen. Während in “Tinte und Knochen” der Fokus vor allem auf den Charakteren und ihren Beziehungen zueinander lag, steht in zweiten Band der Aufbau der Welt im Vordergrund, wobei auch die Machtstrukturen eindeutiger werden.
Obwohl man tiefer in die erzählte Welt eintaucht, liest sich die Geschichte eher wie ein Wettlauf gegen die Zeit und hat mich dahingehend stellenweise an “In 80 Tagen um die Welt” erinnert. Allerdings mit mehr Action, mehr Kampfszenen und mehr Blut.
Aber auch das Setting bewegt sich im Bereich Steampunk. Zwar spielt die Geschichte im Jahr 2025, demgegenüber steht allerdings der Figurenalltag, der sich mehr nach Früher Neuzeit anfühlt, da viele technische Entwicklungen einfach nicht vorhanden sind.
Die Handlung rund um Jess wird wie bereits im ersten Teil nach jedem Kapitel durch Ephemera unterbrochen. In diesen Tagebucheinträgen, Notizen, Briefen und auch kurzen Briefwechseln taucht man tiefer in die jüngere und ältere Vergangenheit der Bibliothek ein. Gleichzeitig wird dadurch aber auch erneut deutlich, wie grausam die Methoden der Bibliothek schon immer waren.
Rachel Caines Reihe über die Bibliothek von Alexandria ist zu großen Teilen auch ein Gedankenspiel, was wohl passiert wäre, wenn es bestimmte Erfindungen, wie etwa den Buchdruck, nicht gegeben hätte. Das Bücher Macht besitzen, weiß wohl jed*er Leser*in, wie groß diese Macht sein kann, zeigt die Magische Bibliothek.