Von:
Christina Meyer
06.03.2022
„Ein völlig anderes Leben“ von Lisa Quentin ist ein herzzerreißender Roman über die vielen Leben, die hätten gelebt werden können. Man stolpert mitten in das Leben von Jule, die ihre Mutter verloren hat. Zwischen Verzweiflung und Lethargie versucht Jule mit dem Tod ihrer Mutter klarzukommen und in ihrem alltäglichen Leben zu funktionieren. Dabei spielt das Funktionieren eine entscheidende Rolle in ihrem Leben, denn wie soll man mit dem Geheimnis weiterleben, welches Anke ihrer Tochter hinterlassen hat? Jule begibt sich auf die Spurensuche ihres Lebens und wird mit einem schicksalhaften Leben in der Zeit der deutschen Teilung konfrontiert. Parallel zu ihrer Geschichte wird man in die einer anderen Frau gezogen. Also was wäre, wenn man ein völlig anderes Leben hätte?
Lisa Quentin erzählt in ihrem Buch die Geschichte von zwei Frauen, die ein schreckliches Schicksal teilen. Die einzelnen Kapitel befassen sich mit den verschieden Perspektiven und Erzählungen der beiden Frauen, was für Abwechslung sorgt und man von Kapitel zu Kapitel die Zusammenhänge besser versteht. Ihr Schreibstil ist authentisch und nahe am Leser, sodass man sich gut in die Charaktere hineinversetzen kann. Sie schafft es eine Spannung zu erzeugen, die einen das Buch nicht aus der Hand legen lässt.
Es hat keine drei Tage gedauert, da hatte ich das Buch ausgelesen. Lisa Quentin hat durch ihren Schreibstil und der Geschichte, die sie erzählen wollte, eine solche Spannung aufgebaut, dass ich nicht aufhören konnte zu lesen. Ich habe mit dem Buch gelitten und fand mich in einem Wechselbad von Gefühlen wieder. Zwischen Wut, Verzweiflung und Hoffnung habe ich mich von Kapitel zu Kapitel durchgelesen. Die Abwechslung zwischen den Charakteren verschaffte mir definitiv keine emotionale Pause, was mich aber nur noch mehr fesselte. Warum hat Anke nie mit Jule über ihre Adoption geredet? Wird Jule ihre leibliche Mutter finden? Und wird sie am Ende glücklich sein?
„Ein völlig anderes Leben“ hat mich vieles über Ungerechtigkeit und Verzweiflung gelehrt und mir eine neue Sichtweise auf die damalige DDR gegeben. Das Buch ist für jeden lesenswert, der sich gerne in spannende Romane fallen lässt und wer in das Thema der Adoption in der DDR eintauchen möchte. Dieses Buch ist viel mehr als eine Roman, sondern leistet auch einen Beitrag zur Aufarbeitung der DDR-Zeit, welches ich aus voller Überzeugung weiterempfehlen kann.