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Rezensionen zu
Über Menschen

Juli Zeh

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Was wissen wir über Menschen

Von: Karin

06.05.2021

Wer bin ich und wer will ich sein? Wie will ich leben und wo? Was für Chancen habe ich verpasst, welche Entscheidungen bereut? Wie soll es weiter gehen? Bin ich glücklich? All das fragt sich Dora und als die Corona Pandemie mit voller Wucht auf die Welt trifft, fühlt sie sich zum Handeln gezwungen. Ihre Flucht vor sich selbst hält allerdings nur neue Fragen für sie bereit. Sie wird mit Themen konfrontiert, die bis dato für sie gar nicht relevant waren, doch nun ihren Alltag prägen. An einigen Stellen hat man das Gefühl den Spiegel vorgehalten zu bekommen. Was wissen wir wirklich über unsere Mitmenschen!? Was wiegt mehr: die Wahrheit oder das was wir dafür halten? Wie finden wir einen Weg mit dem umzugehen, was anscheinend nicht ins allgemein gültige Weltbild passen will? Das Buch gibt Anstöße zum Nachdenken und Reflektieren über Menschen - über sich selbst. Fazit: Ich hatte mehr Spannung und Nervenkitzel erwartet, doch über Menschen kann man sich hier einige Gedanken machen und vielleicht was lernen.

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Ich muss sagen, dass ich selten ein Buch gelesen habe, wo der Titel so perfekt passt. Zeh weiß genau, wie sie Gedanken, Gefühle und Verhalten von und über Menschen einfängt. Es fühlt sich natürlich an das Buch zu lesen. Man taucht ein in eine Welt, die auch die eigene sein könnte. Natürlich war es zwischendurch sehr leicht für mich, sich in Dora einzufühlen, da sie ähnliche Einstellungen zu den meinen hatte, jedoch konnte ich dies auch an Stellen, die meinen eher konträr waren. Wer es also mag, nicht nur schwarz-weiß zu denken und seine eigenen Einstellungen und Handlungen sowie Gedanken zu reflektieren, für den ist dieses Buch genau das richtige! Vorsicht Spoiler! Zeh schafft es in ihrem Buch einen Nazi so sympathisch werden zu lassen, dass man ihn anfängt zu mögen. Dabei hat sie genau das richtige Maß. Vergisst man, dass er Nazi ist, so wird man kurz darauf wieder schmerzhaft daran erinnert und muss sich fragen, wie es sein kann, dass man selber mit einem Nazi sympathisiert. Für mich war das tatsächlich nicht leicht. Aber es zeigt vieles sehr gut: aus der Ferne Dinge zu verurteilen oder auch nur darüber zu urteilen, ist nochmal etwas anderes, wenn man diese kennenlernt. Die Autorin schafft es, dieses an vielen Beispielen zu verdeutlichen. Ich habe mich immer wieder dabei erwischt, in ähnliche Gedanken wie Dora zu verfallen und mich und meine Einstellungen selbst zu reflektieren. Zusätzlich dazu, dass das Buch sehr gut geschrieben ist und sich gut lesen lässt, ist es also ein Werk, was an vielen Stellen zum Nachdenken anregt. Große Props an die Autorin für dieses fantastische Buch.

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Gerne mehr „mit Menschen“…

Von: Katka

04.05.2021

Ich habe mich wahnsinnig auf das Buch gefreut und mit viel Elan zu lesen begonnen, ich wollte „über Menschen“ lesen und mich auf diese einlassen. Gleich zu Beginn wurde meine Euphorie getrübt, da es mit mir und Dora, der Hauptfigur, alles andere als „Sympathie auf den ersten Seiten“ war. Sie repräsentierte jedes Klischee, dass an Stadtmenschen, die aufs Land ziehen um sich selbst zu suchen/finden/zusammenflicken, bei Landmenschen sauer aufstößt. Mist! Jochen, der Rochen, war dafür ein Lichtblick – obwohl sich der Name mit der Zeit in bisschen abnutzt. Ich habe mich dann Seite für Seite weitergearbeitet und zwischendurch auch mit viel Vergnügen die Geschichte verfolgt, aber ganz abgeholt hat mich der Roman bis zum Schluss leider nicht. FAZIT: Zeitverschwendung war es sicher keine, dafür war es zu witzig, zu nachdenklich, zu sehr am (pandemiebedingt komatösen) Puls der Zeit – trotzdem blieb es für mich immer an der Oberfläche, also „über Menschen“ und nicht „mit Menschen“. Meine Erwartungen waren möglicherweise etwas hoch, nachdem mich Stefanie Sargnagels mit „Dicht“ derart Fulminant in der Welt der jungen deutschsprachigen Schriftsteller*innen willkommen geheißen hat.

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Über Vorurteile und Selbstreflexion

Von: Lesepingu

03.05.2021

"Über Menschen" gilt zu Recht als der neue Bestseller von Juli Zeh. Auf unterhaltsame Art entführt Juli Zeh den Leser in eine Welt, die für die Protagonistin Dora, mit Klischees bestickt ist und ihre unfreiwilligen Vorurteile zunächst vollends bestätigt werden. Aber im Laufe der Geschichte lernt Dora sich selbst besser kennen und auch zunächst unfreiwillig ihre Nachbarn. Sie muss erkennen das nicht immer alles so ist, wie es im ersten Moment erscheint und was die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind. Ich habe "Über Menschen" sehr gerne gelesen. Es hat mich berührt, gefesselt und zum nachdenken animiert. Ein großartiges Buch der aktuellen Zeit - kritisch und treffend.

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Im Dezember 2019 als die Pandemie noch nicht real war, ging Dora zum Notar in Berlin-Charlottenburg und unterschreibt den Kaufvertrag für ein kleines Haus in Brandenburg. Sie ist eine erfolgreiche Werbetexterin, ein Großstadtkind. Aber sie möchte ab und an raus aus der Stadt, möchte sich mehr in der Natur bewegen, Ruhe finden. Ihrem Freund erzählt sie davon nichts. Es ist ihr Projekt. Dann kommt Corona, das Leben verändert sich total, es wird komplizierter. Sie arbeitet im Homeoffice, ihr Freund wird zu einem militanten Corona Mahner, will ihr sogar verbieten mit ihrem Hund spazieren zu gehen. Da hält sie es nicht mehr aus, packt einige Sachen zusammen und fährt ohne Nachricht in ihr neues Brandenburger Häuschen. Sie ist vollkommen unvorbereitet. "Weitermachen. Nicht nachdenken" wird zu Doras Mantra, nicht nur bei der Gartenarbeit. Ihr Vater und andere Großstädter fragen sie, was sie dort will unter all den Nazis, die es doch da bestimmt in großer Anzahl gibt. Es dauert auch nicht lange, da stellt sich ihr Nachbar wie folgt vor: "'Angenehm', sagt Gote. 'Ich bin hier der Dorf-Nazi'. Oh je, schlimmer als sie dachte. Verbissen werkelt Dora vor sich hin, alle Kraft geht in den Alltag, der Supermarkt ist weit entfernt, der Busfahrplan ausgedünnt, kein Auto. Und dann Hilfe, einfach so, fast wortlos: das Robotermännchen von gegenüber ebnet ihre Wildnis ein, das bekiffte schwule Paar leiht ihr ein Fahrrad, der bedrohliche Nachbar von nebenan fährt sie mit seinem rappeligen Pick-up zum Einkaufen. Ausgerechnet dieser massige Kerl mit Glatze und Tattoos und Freunden, die am Lagerfeuer das Horst Wessel-Lied grölen. Und derselbe Typ schenkt Dora Möbel, organisiert Hilfe für ihren Garten, mag Hortensien und ist auch noch der liebende Vater einer kleinen Tochter. Dora möchte das alles nicht und sucht nach einem Ausweg. Doch dann fliegen ihr die Vorurteile und Klischees nur so um die Ohren. Stattdessen Zweifel und Verzweiflung: Einerseits die Stadt und Corona, der Job, der ihr lapidar mit besten Wünschen für die Zukunft gekündigt wird, der besessene Freund. Hier ihre Gewissheiten und Vorurteile, die sich als Klischees entpuppen und wie sie langsam spürt irgendwie auch anzukommen in dem Dorf. Die Schriftstellerin Juli Zeh lebt selbst in der ostdeutschen Provinz, sie kennt die Probleme zwischen Neuankömmlingen und Einheimischen, in ihrem Erfolgsroman "Unterleuten" hat sie das eindringlich geschildert. Es ist bisher das einzige Buch, welches in der Coronazeit spielt und das ich gelesen habe. Ich liebe die Bücher von Juli Zeh. Auch dieses Buch habe ich sehr, sehr gerne gelesen. Es ist für mich absolut faszinierend, wie Juli Zeh es schafft dieses komplexe Thema so intelligent, so differenziert darzustellen. Außerdem so menschlich und berührend. Natürlich musste ich schlucken, als ich mich fragte, finde ich Gote, den Dorfnazi, jetzt etwa sympathisch? Nein, das möchte ich doch nicht, das darf ich doch nicht. Da wird man mit den eigenen Klischees und Vorurteilen, mit dem was als falsch und richtig vorgegeben wird konfrontiert, möchte sich wehren. Dann geht man in sich und macht sich viele Gedanken, wie weit ist mein eigenes Schwarz-Weiß-Denken ausgeprägt? Wie oft habe ich Menschen im Supermarkt angeschnauzt, dass sie mir in dieser Coronazeit nicht zu nahe kommen sollen usw. Das Buch berührt, es fordert heraus. Es ist wunderbar, dass es das gerade jetzt gibt. Vielen Dank, liebe Juli Zeh. Es bestätigt mich in meinem Glauben: Nicht verhärten, versuchen möglichst alles differenziert zu betrachten und reden, auch wenn man es mit manchen Menschen partout nicht möchte. U.a. Sätze wie diese "Es geht nicht darum, wer was verdient hat. Nicht einmal darum, für oder gegen Nazis zu sein. Das Zauberwort heißt 'trotzdem'. Trotzdem weitermachen, trotzdem da sein. Trotz allem liegt da drüben ein Mensch" machen das Buch ganz besonders.

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Begeistert!

Von: Elisabeth

02.05.2021

Juli Zeh hat mich mit diesem Roman einfach begeistert! Ab der ersten Seite konnte ich mich mit der Protagonistin absolut identifizieren und habe oft herzlich gelacht. Meinem Freund habe ich einzelne Passagen vorgelesen, weil ich uns darin sehr gesehen habe, beispielsweise die Passage mit den Baumwollbeuteln. Noch immer lachen wir manchmal darüber, weil es so passt. Wir wohnen selbst in einer eher ländlichen Gegend in Mecklenburg-Vorpommern und können uns in die Lage der Protagonistin einfach hineinversetzen, da wir die AFD-Wähler hier genau so erleben. Mir hat sehr die Aktualität des Buches gefallen, die ja im Corona-Lockdown 2020 spielt. Ich empfehle dieses Buch jeder Person, die gerne mal wieder herzlich lachen will und die einen Roman lesen will, der aktueller nicht sein könnte!

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Das Buch hat mich sehr schnell in seinen Bann gezogen, obwohl ich mir anfangs wenig anhand des Klappentextes davon vorstellen konnte. Juli Zeh schafft es jedoch sehr schnell, aktuelle Konfliktthemen aufzugreifen - und zwar aus einer ganz alltäglichen Sichtweise heraus. Ganz ohne herausragende Protagonistin mit ungewöhnlichem Leben. Sondern eher eine lebensechte Situation mit Charakteren, bei denen wahrscheinlich jeder sich entweder selbst identifizieren kann oder aber Bekannte plötzlich in einer Rolle wiedererkennt. Sei es durch das Hamsterrad des hektischen Alltags + Berufslebens; durch die Diskussionen über Klimapolitik mit "Gutmenschen", die alles besser wissen; oder durch Corona "Experten" oder diejenigen, die es nicht mehr schaffen, sich bei der ganzen Schwarzmalerei, die einen in den Medien unermüdlich verfolgt, wieder ohne innere Panikattacken auf den Alltag zu konzentrieren. Und auch das in Deutschland sehr kritische Thema der Politik. Ein Buch was wirklich jeder einmal gelesen haben sollte im Laufe der Pandemie. Und was wahrscheinlich auch ein Stückchen dabei hilft, die Situation objektiver einzuschätzen und besser mit ihr umzugehen.

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Juli Zeh ist so verdammt klug und ich habe nahezu jedes Buch von ihr gelesen. Auf dieses war ich deswegen besonders gespannt, weil es brandaktuell ist und die Coronapandemie thematisiert. Dora lebt, gemeinsam mit ihrem Partner Robert, in Berlin. Zu Beginn des Lockdowns wird ihr Robert immer fremder. Schon zuvor fand sie seinen überambitionierten Klimaschutzaktivismus anstrengend, durch Corona wurde das Zusammenleben unerträglich, weil Robert die Maßnahmen so ernst nahm, dass er Dora am liebsten verboten hätte das Haus zu verlassen. "Was war aus der Gewissheit geworden, dass es keine absoluten Gewissheiten gibt, weshalb an allem gezweifelt, über alles gesprochen und gestritten werden muss? Dora verstand nicht, woher Robert das sichere Gefühl für die Überlegenheit seines Lebensstils nahm." Schließlich kauft sich Dora ein verlassenes Haus auf dem Land, trennt sich von Robert und zieht raus aus der Stadt, rein in die Provinz. In diesem kleinen Dorf muss Dora die Erfahrung machen, dass Haltungen, politische Gesinnung und Überzeugungen nur noch sehr wenig zählen, wenn plötzlich ein Mensch vor einem steht und man (weil es der neue Nachbar ist) Einblick in sein Leben erhält und ihn kennen lernt. Der neue Nachbar stellt sich als Dorfnazi vor, allein das ist für Dora ein Grund ab sofort kein Wort mehr mit ihm zu sprechen. Aber genau jener Nachbar hat auch eine andere Seite, eine liebenswerte Seite. Dora ist innerlich zerrissen. Sie kann seine Weltanschauung nicht akzeptieren, aber vielleicht kann sie sie tolerieren, weil sie einen Blick hinter die Kulissen (in diesem Fall die Mauer, die die beiden Grundstücke voneinander trennt) wirft. "In Zeiten von George Floyd geht sie mit einem Nazi zum Fest. Es gelingt ihr einfach nicht, eine Haltung zu finden. Vielleicht, denkt Dora, ist das Einnehmen von Haltungen nur so lange richtig und wichtig, wie man die Dinge aus sicherer Distanz betrachte." Die Distanz kann Dora zunehmend weniger wahren, weil sie schnell Teil des Dorfes wird, sich um die Tochter des Dorfnazis Gote kümmert und eine schmerzhafte Erfahrung über die Zerbrechlichkeit des Lebens machen muss. Juli Zeh zeigt in ihrem Roman, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt, sondern so viel dazwischen. Es gibt nicht die eine Wahrheit, sondern so viele Wahrheiten. "Alles wirbelt durcheinander wie Teile eines Puzzles, das jemand mutwillig in die Luft geworfen hat. Dora bekommt kein klares Bild vor Augen. Ihr fehlt der Standpunkt. Ohne Standpunkt gibt es keine Ordnung. Ohne Standpunkt bleibt die Welt chaotisch und unverständlich, und das schmerzt so sehr, dass sie es kaum ertragen kann. Also tut sie, was alle Verwirrten in orientierungslosen Zeiten tun: Sie sucht Wahrheit in Information." Dora muss sich hinterfragen und merkt, wie anstrengend es ist, wenn die eigenen Vorstellungen und Haltungen auf den Kopf gestellt werden: "Sie hat angefangen, sich zu fragen, was andere Menschen wählen. Was in den Geheimkammern ihrer Gehirne vor sich geht, während sie ihre Kinder abholen oder einkaufen fahren. Fest steht, dass alle Angst haben und dabei meinen, dass nur die eigene Angst die richtige sei. Die einen fürchten sich vor Überfremdung, die anderen vor der Klimakatastrophe. Die einen vor Pandemien, die anderen vor der Gesundheitsdiktatur. Dora fürchtet, dass die Demokratie am Kampf der Ängste zerbricht. Und genau wie alle anderen glaubt sie, dass alle anderen verrückt geworden sind. Das ist so verdammt anstrengend. Wie viel einfacher wäre es, eine Seite zu wählen." Wie auch in ihrem Roman "Unter Leuten" gelingt es der Autorin, dass sich die Geschehnisse im Dorf auf die gesamte Gesellschaft übertragen lassen. Das macht das Buch für mich so grandios und lesenswert, besonders in dieser Zeit, wo wir intensiv damit konfrontiert werden, dass es mehr als eine Wahrheit gibt und wir das "Nichtwissen" aushalten müssen.

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