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Rezensionen zu
Die vergessene Heimat

Deana Zinßmeister

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Mit dem Roman "Die vergessene Heimat" hat die Autorin ein sehr persönliches Werk über die Flucht aus der DDR ihrer Eltern und der Demenzerkrankung ihres Vaters geschrieben. Klar, wusste sie von der Flucht, aber vieles kommt erst jetzt ans Licht, nachdem der Vater während seiner Erkrankung vieles nochmal durchlebt. Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen, die Kapitel sind kurz gehalten und in 2 Zeitebenen geschrieben und wechseln sich mit den Jahren 1961 mit der Vergangenheit zur Vorbereitung und Durchführung der Flucht und 2014/15 mit der zunehmenden Demenzerkrankung des Vaters ab. Besonders gut gefiel mir die Idee mit dem Glückssäckchen, welches sich durch das ganze Buch in der Gegenwart zieht, was allerdings leider immer leerer wird. In diesem Roman blieben die Nebenprotagonisten namenlos, was ich teilweise vom Verständnis her schwierig fand, wenn z.B. von "Der Schwägerin des jüngeren Bruders" oder "Der Mann der Schwester" die Rede war. Da hätte ich mir fiktive Namen gewünscht, weil es das Verständnis und den Lesefluss blockierte. Allerdings hatte die Autorin ihre Gründe, warum sie das so gehandhabt hat, aus Rücksicht ihrer Familie, was ich auch durchaus verstehen kann. Irgendwann gewöhnte ich mich daran und es störte mich nicht mehr so. Was hier wirklich gut geschildert wurde in der Gegenwart war die fortschreitende Demenzerkrankung des Vaters und auch wie die Angehörigen damit umgehen, die Ängste, die Gefühle und die Akzeptanz der Erkrankung und wie man sich gemeinsam Hilfe holt in einem Demenzkurs. Die Vorbereitung der Flucht war zwar langwierig, musste aber natürlich auch gut vorbereitet werden, vorallem weil es dann doch mehr Flüchtige in der Gruppe gab wie anfangs geplant war. Die Durchführung der Flucht war dann unglaublich spannend und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Auch wenn im Klappentext stand "Als ihr Vater an Demenz erkrankt, verrät er unabsichtlich Details aus dem Jahr des Mauerbaus 1961" kam das zwar beim Lesen nicht so bei mir an, als wenn der Vater der Autorin dies aus seinem Munde erzählt hat, aber doch werden Themen der Flucht in der Gegenwart des demenzkranken Vaters aus der Vergangenheit aufgegriffen, so als ob er alles nochmal durchlebt. Das gefiel mir doch ausgesprochen gut und entspricht dem Krankheitsbild eines an Demenz erkrankten. Fazit: Mir hat die sehr persönliche Geschichte der Autorin richtig gut gefallen, es ist sehr emotional und ich erfuhr vieles, was ich noch nicht wusste in Bezug auf Sperrbezirk, Zonengrenze und den Notaufnahmelager, wie hier beschrieben Marienfelde. Die Demenzerkrankung des Vaters ist sehr realistisch dargestellt mit all dem Kummer, den Ängsten und das Akzeptieren der Erkrankung. Auch die Darstellung der Vorbereitung und Durchführung der Flucht spannend und nervenaufreibend. Sehr gerne empfehle ich diesen Roman weiter.

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Deana Zinßmeister ist Leserinnen, die wie ich historische Romane lieben, wohl bekannt. Normaler Weise schreibt sie Bücher, die im 16. oder 17. Jahrhundert spielen. In ihrem neuen Buch ist sie allerdings neue Wege gegangen. In ihrem halbbiografischen Roman hat sie die Geschichte ihrer Eltern Ernst und Leni aufgeschrieben, die im damaligen Ostberlin gelebt haben und als eine der Letzten während des Mauerbaus flüchten konnten. Der Roman basiert auf zwei Zeitebenen: einmal der oben beschriebene Zeitpunkt im Jahr 1961 und in der Gegenwart in den Jahren 2013-2016. Die Kapitel wechseln zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Während wir im Jahr 1961 gebannt die Vorbereitungen zur Flucht von Leni und Ernst verfolgen, erlebt man in der Gegenwart die fortlaufende Demenz von Ernst mit. Selten fesseln mich beide Erzählstränge gleich stark, doch Deana Zinßmeister hat es mit "Die vergessene Heimat" problemlos geschafft. Im Jahr 1961 leben Leni und Ernst im Grenzgebiet. Während Leni als Friseurin in der sowjetischen Zone arbeitet, pendelt Ernst jeden Tag nach Westberlin. Er ist ein Grenzgänger und sieht die Differenz zwischen Ost- und West sehr genau. Er überlegt relativ früh sich nach Westberlin abzusetzen, denn die vermehrte Überwachung setzt ihm zu. Als ein Freund verhaftet wird, weil er öffentlich Kritik am System äußerst, ist für ihn die Zeit gekommen. Nicht zu früh, denn es wird bereits mit dem Aufziehen des Stacheldrahtes begonnen. Der Leser erlebt die folgenden Wochen sehr intensiv mit. Die Planung, die ständige Angst und der Fluchtversuch selbst, sind wahnsinig spannend geschrieben. Gänsehaut garantiert! Im Gegenwartsstrang ist Ernst fast achzig Jahre alt und leidet an beginnender Demenz. Die Autorin schlüpft in die Rolle als Britta Hofmeister, Kochbuchautorin, und schreibt in der Ich-Form über die Krankheit des Vaters. Bis seine Frau Leni, Britta und ihre Geschwister sich endlich eingestehen, dass dieser krank ist, ist die Demenz bereits fortgeschritten. In all den Jahren haben die Eltern nie über die dramatische Flucht aus der Deutschen Demokratischen Republik aus Furcht von der Stasi gesprochen. Britta erlebt nun diese Zeitspanne im Leben ihrer Eltern bei den Besuchen mit und erfährt dabei Unglaubliches. Äußerst lebendig und gefühlvoll erzählt die Autorin von dieser furchtbaren Krankheit, die vorallem die Familie an ihre Grenzen bringt. Auch meine Mutter litt die letzten Jahre ihres Lebens daran und oftmals erkannte ich bei einigen Begebenheiten und Zwischenfällen einige typische Reaktionen wieder. Gott sei Dank kam es nicht mehr so weit, dass sie uns nicht mehr erkannte oder vergaß wie man isst und trinkt. Ich habe tiefstes Verständnis für alle Familienmitglieder, die einfach nicht mehr weiter wissen und Vater oder Mutter in eine Pflegeeinrichtung bringen. Die Spannungen und zusätzliche Belastung werden mit dem unaufhörlichen Fortschritt der Demenz immer mehr. Die Alten werden wieder zu Kinder und verlernen mit der Zeit alles. Manche werden agressiv und handgreiflich, was noch schwerer zu ertragen ist. Man reibt sich zwischen der eigenen Familie und den Eltern auf und erfährt keinerlei Dank. Diese Situation muss man mal jahrelang verkraften können! Genauso schlimm finde ich den Beginn der Krankheit beim Patienten, wenn er erkennt, dass er laufend Dinge vergisst und langsam sein Gedächnis verliert. Ein furchtbarer Gedanke! Der Schreibstil der Autorin ist hier etwas einfacher gehalten, als bei ihren historischen Romanen. Die Kapitel sind eher kurz und wechseln zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Deana Zinßmeister schreibt fesselnd und gefühlvoll. Ich bin durch die Seiten geflogen und war tief in dieser spannenden Geschichte versunken, die wohl die persönlichste der Autorin ist. Deana Zinßmeister weist im Nachwort die Leser darauf hin, dass Demenz nicht einfach nur "Honig im Kopf" ist. Sie zeigt völlig ungeschönt auf, wie diese Krankheit Familien zerstören kann. Die Autorin hat mit dem persönlichen Einverständis ihrer Mutter und Geschwister die Geschichte aufgeschrieben und uns ein Stückchen Zeitgeschichte näher gebracht. Ich danke ihr herzlich dafür! Fazit: Ein spannendes Stück Zeitgeschichte aus ganz persönlicher Sicht der Autorin. Der halbbiografische Roman konnte mich fesseln und hat mich sehr bewegt. Die Geschichte wird sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Vielen Dank, dass du uns an deiner Geschichte hast teilhaben lassen!

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Verschwiegen, nicht vergessen!

Von: Aischa aus Kissing

12.11.2020

Deana Zinsßmeister hat es als Autorin historischer Romane zu einiger Bekannheit und Beliebtheit gebracht, zu Recht wie ich finde: Ihre Plots sind bis ins Detail akribisch recherchiert, und ich schätze auch den sprachlichen Duktus ihrer bisherigen Werke. Mit "Die vergessene Heimat" hat Zinßmeister ihr bewährtes Genre verlassen. Dieser Roman ist stark autobiografisch, sie verarbeitet darin die Fluchtgeschichte ihrer Eltern aus der damaligen DDR sowie die Demenzerkrankung ihres Vaters gut 50 Jahre danach. Die Krankheit ist es auch, die die Flucht in der Familie - nach dem jahrzehntelang kaum davon gesprochen wurde - wieder zum Thema werden lässt, denn der Vater der Autorin spricht in seiner Verwirrung immer wieder von dieser Zeit. Zinßmeister erzählt auf diesen zwei zeitlichen Ebenen, die sich in kurzen Kapiteln rasch abwechseln. Für meinen Geschmack waren diese Perspektivwechsel etwas zu rasch, die Kapitel sind meist nur wenige Seiten lang, und kaum hatte ich mich in einer Szenerie zurecht gefunden, folgte schon der nächste Zeitsprung. Dafür kommt jedoch definitiv keine Langeweile auf, der Roman hat einen durchweg hohen Spannungsbogen. Die Flucht ist sehr detailliert beschrieben, man fiebert förmlich mit, obwohl man ja durch den Klappentext bereits vom glücklichen Ausgang weiß. Besonders gefällt mir, dass Zinßmeister nicht - wie so viele andere Geschichten mit dieser Thematik - aufhört zu erzählen, sobald ihre Protagonisten in der Bundesrepublik angekommen sind, sondern auch vom nicht gerade einfachen Neubeginn der Flüchtlinge berichtet: vom Alltag im Auffanglager, der Angst, als Spion zu gelten oder auch noch im Westen nicht sicher vor dem Zugriff der Stasi zu sein. Sprachlich konnte mich dieser Roman leider nicht ganz überzeugen. Manche Dialoge wirkten seltsam hölzern, und ich hatte oft Schwierigkeiten, wer nun welche handelnde Person ist. Das liegt daran, dass die Familienmitglieder der Autorin (abgesehen von ihren Eltern und Geschwistern) namenlos bleiben. So heißt es oft "der jüngere Bruder", "die Schwägerin" etc., auch wenn diese Personen miteinander sprechen. Einerseits verständlich, es hat laut Zinßmeister damit zu tun, dass die meisten nicht mehr leben und sie daher einer Veröffentlichung nicht mehr zustimmen konnten. Andererseits hätte man ja einfach fiktionale Namen vergeben können, auch die Ich-Erzählerin heißt schließlich im Roman nicht Deana. Bei der Geschichte über die Demenz des Vaters wurde für mich Potenzial verschenkt. Zwar erfährt man viel über diese Krankheit und darüber, welche Belastung es für die Angehörigen darstellen kann, körperlich wie psychisch. Aber ich hätte mir bei einem Thema von dieser Tragweite mehr Reflexion gewünscht. Die Töchter versuchen - fast nach dem Motto "koste es, was es wolle" - eine stationäre Unterbringung des Vaters so lange wie möglich zu verhindern, selbst als dies zu Lasten der Gesundheit der Mutter geht. Der Sohn hingegen, der etwas nüchterner mit der Situation umgeht, kommt für meine Begriffe zu schlecht weg. Und die innerfamiliären Konflikte, die die Pflege eines Demenzkranken unweigerlich mit sich bringen, wurden zu kurz abgehandelt, schade. Dennoch - vor allem wegen der wirklich guten Darstellung der Flucht - ein lesenswerter Roman.

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📖 𝗗𝗶𝗲 𝘃𝗲𝗿𝗴𝗲𝘀𝘀𝗲𝗻𝗲 𝗛𝗲𝗶𝗺𝗮𝘁 📝 𝗗𝗲𝗮𝗻𝗮 𝗭𝗶𝗻𝘀𝘀𝗺𝗲𝗶𝘀𝘁𝗲𝗿 🔎: KT Inhalt : Die Geschichte von der Flucht ihrer Eltern aus der DDR kennt Britta Hofmeister seit Kindesbeinen. Sie selbst kam in der Bundesrepublik zur Welt, wuchs mit ihren Geschwistern behütet auf und hatte nie Grund, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen. Bis ihr Vater an Demenz erkrankt. Zunehmend verwirrt, beginnt er, von früher zu erzählen. Und bald wird klar: Was bei der Flucht 1961 wirklich geschah, hat er jahrzehntelang verschwiegen. Nun kommt die dramatische Wahrheit ans Licht und stellt die Familie vor eine Zerreißprobe … 🖌 REZI: Eines der persönlichsten Bücher, welches ich bisher gelesen habe. @deanazinssmeister beschreibt offen, ehrlich und besonders liebevoll ihr Leben mit einem demenzkranken Vater. Danke für so viele Einblicke in Ihr privates Leben !!! Der Wechsel zwischen den Jahren in den einzelnen Kapiteln gefiel mir richtig gut. Es entstand von Seite zu Seite eine Spannung , die man kaum in Worte fassen kann. Ich selbst bin ein in der DDR geborenes „Kind“, ich bin dort groß geworden und war zum Zeitpunkt der Wende 9 Jahre alt. Ich lese so gern aus dieser Zeit , um ein wenig zu verstehen , warum Menschen geflüchtet sind, und wie ihre Flucht verlief. Dieses Buch ist ein wahrer Schatz ! Den Einblick in ein Leben mit einem schwer an Demenz erkrankten Familienmitglied gelang Ihnen außerordentlich gut. Ich selbst habe außer im Berufsleben keinen Kontakt zu solchen Menschen, bin Ihnen aber dennoch sehr dankbar, die Sichtweisen von Ihnen, Ihrer Mutter & Ihren Geschwistern so beschrieben zu haben, dass es auch mir vlt. ein wenig leichter fallen wird, mit an Demenz erkrankten Menschen umzugehen. Manchmal bin ich ratlos, fassungslos und sprachlos wenn ich Kunden betreue, die gefühlt gestern noch „normal“ waren! Dieses Buch hat mir nicht nur in Sachen DRR, Mauerbau und Flucht ein wenig mehr die Augen geöffnet, es hat mir gezeigt, wie besonders Menschen denken, leben & fühlen, die ihr Leben von Tag zu Tag mehr vergessen. Ich danke Ihnen von Herzen für dieses besondere Buch !!! #steffsbücherliebe #steffsbücherjahr2020 #gegendasvergessen #dievergesseneheimat

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Als ich vor ein paar Wochen durch Zufall gelesen habe, dass die Autorin Deana Zinßmeister, bekannt durch ihre historischen Romane aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die Geschichte ihrer Familie aufgeschrieben hatte war ich neugierig. Als ich dann anhand des Klappentextes las, worum es in dem Buch ging, musste ich es einfach haben. Ich habe es innerhalb eines Tages ausgelesen und habe dann an dem Abend noch eine E-Mail an die Autorin geschrieben. Da es schwerfällt, meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, hier einfach mal einen Auszug aus der Mail: »Danke für so ein wunderbar berührendes Buch. Ein Buch das ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte und eine so heimtückische Krankheit auf eine Art und Weise verknüpft, wie ich das nie für möglich gehalten hätte. Ich habe beim Lesen mitgebangt und mitgelitten und als Ernst sich im Pflegeheim so verändert hat, bettlägerig wurde und dann für immer eingeschlafen ist, konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten. Hier kamen Erinnerungen an meinen Onkel hoch, der 15 Jahre von meiner Tante zu Hause gepflegt wurde und erst ins Pflegeheim kam, als sie es kräftemäßig nicht mehr stemmen konnte. Vielen herzlichen Dank für diese Geschichte und dafür, dass Sie so etwas Persönliches mit ihren Lesern teilen.« Was hat mich an dem Buch so begeistern können: das persönliche. Das Deana Zinßmeister den Mut hatte, das Schicksal ihrer Eltern der breiten Masse zugänglich zu machen. Das Buch teilt sich in zwei Handlungsstränge auf. Zum einen gehen wir in den August 1961 zurück und erleben mit, die die Grenzen der DDR dichtgemacht werden, wie vor den Augen von Leni und Ernst der Stacheldraht hochgezogen wird. Gemeinsam mit ihnen – und es ist ein gemeinsam denn ich war bei Lesen mittendrin – planen wir die Flucht nach Westberlin. Wir erleben das flaue Gefühl, wenn man glaubt und weiß, dass man bespitzelt wird. Wenn man nicht mehr weiß wem man trauen kann. Wir sind bei der Flucht hautnah mit dabei, erleben wie akribisch das ganze vorbereitet wird, spüren förmlich die Zweifel vor der Flucht, die Angst währenddessen und die Erleichterung, als es vorbei ist. Der Blick in das Auffanglanger Marienfelde – krass wie es da zugegangen sein muss. Der zweite Handlungsstrang hat mich in Teilen noch ein Stück mehr berührt als der Teil der Flucht. Denn hier sind wir hier im hier und jetzt und müssen miterleben, wie die Familie erneut auf den Kopf gestellt wird. Denn Ernst erkrankt an Demenz. Hier schildert die Autorin gefühlvoll und behutsam die Zeit der Entdeckung der Krankheit, die so heimtückisch ist. Ohne zu dramatisieren oder zu beschönigen beschreibt sie den Alltag mit einem Demenzkranken, das Gefühl des „ich muss mich schämen wie mein Vater sich verhält“ und des Verdrängens „Nein, mein Vater hat keine Demenz, das muss andere Ursachen haben“ und des Begreifens und Akzeptierens „wir brauchen Hilfe“. Der Schock über die Diagnose, die Strapazen der Pflege und das hintenanstellen der eigenen Bedürfnisse kommen in dem Teil wunderbar rüber, ohne das auf der Mitleidsschiene „geritten“. Auch der Bruch in der Familie, welcher auf Grund der Umstände einfach normal ist, wird herausgearbeitet. Ich kann nicht sagen, welche Teil des Romans mir besser gefallen hat – die Vergangenheit oder die Gegenwart. Ich kann nur sagen, ich bin ein Kind der DDR (geboren 1975) und habe das Thema Bückware, nicht alles bekommen und nicht reisen können, erlebt. Ich sage extra erlebt, denn wirklich bewusst wahrgenommen habe ich es nicht. 14 Jahre nach meiner Geburt war dann alles anders und das Thema DDR und der Grenzbau war dann bei uns nie ein Thema. Wohl aber das Thema „Überwachung“ denn auch wir wurden überwacht. Das Thema der Gegenwart hat mich, wie ich in meiner Mail an die Autorin ja geschrieben habe, sehr bewegt da es auch bei uns in der Familie einen Fall von Demenz gab und ich das „Abbauen“ und das Verändern des Wesens meines Onkels sehr bewusst wahrgenommen habe. Obwohl er, soweit ich weiß, eher der liebe und dankbare war und aggressive Phasen selten waren. Ich kann nur noch einmal DANKE für das sehr bewegende Buch sagen und eine klare Leseempfehlung aussprechen. Von mir bekommt das Buch auf jeden Fall 5 von 5 Sternen und ist eines meiner Highlight des Jahres.

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Deana Zinßmeister ist vielen bereits bekannt als Autorin historischer Romane, die sie mitreißend, realistisch und vor allen bitgewaltig schreibt. Ihre Bücher sprechen von der Leidenschaft für Geschichte und von viel Interesse an der Recherche. Im aktuellen Roman führt sie ihre Leser ebenso wieder in die Vergangenheit. Zwar nicht in die Zeit der Pest oder Burgen, aber auch in die „Die vergessene Heimat“ geht es um erschütternde Wahrheiten und Menschen, die für ihr Glück alles auf sich nehmen. „Die vergessene Heimat“ basiert auf der wahren Geschichte ihrer Eltern und erzählt davon wie ihr Vater an Demenz erkrankt. Mit Fortschreiten der Krankheit offenbart er seinen hilflosen Kindern immer mehr Details zu Zeiten des Mauerbaus 1961 und seiner darauf folgenden Flucht aus der DDR. In Rückblenden beschreibt die Autorin die damalige Situation für Leni und Ernst. Persönliche Niederlagen, Rückschläge und vor allen das Gefühl eingesperrt zu sein. Ernst arbeitet damals noch im Westen und hat als Grenzgänger zunächst Vorteile, doch die sich mehrende Überwachung durch den Staat, das ständige Gefühl beobachtet zu werden oder die Angst eine falsche Äußerung zu tätigen verstärken seine Pläne in den Westen zu gehen. In der Gegenwart beschreibt sie die Hilflosigkeit als Angehörige eines dementen Familienmitglieds. Zunächst ist große Sorge im Vordergrund, aber es gibt auch Streit zwischen den Geschwistern, weil nicht alle den Ernst der Lage sehen bzw. sehen wollen. Mich hat das sehr berührt! Solche ein Schicksalsschlag ist sicher nicht leicht. Was jedoch tröstet – und das spürt man immer wieder -, dass zwischen Leni und Ernst eine große Verbundenheit herrscht! Hier haben sich zwei starke Charaktere gefunden, die trotz aller Widrigkeiten an ihrem Traum ihren Kindern eine bessere Zukunft zu bieten festhalten. Deana Zinßmeister hat mich mit in „Die vergessene Heimat“ sehr bewegt, mitgerissen und begeistert. Eine klare Empfehlung nicht nur für Leser, die das Thema Republikflucht und die ehemalige DDR fasziniert, sondern auch für Angehörige von an Demenz erkrankten Familienmitgliedern.

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In ihrem Buch "Die vergessene Heimat" erzählt uns Deana Zinßmeister die Geschichte ihrer Eltern, die im August 1961 aus der DDR in die BRD geflüchtet sind und von ihrem Vater, der 2014 unheilbar an Demenz erkrankte. Wir wechseln immer zwischen den beiden Zeitebenen hin und her und ich habe voller Spannung die Planung und die Flucht miterlebt, habe mitgefiebert, ob alles trotz guter Vorarbeit problemlos gelingt. Aus Angst vor der Stasi wurde in der Familie nie über die Flucht gesprochen, erst durch die Erkrankung des Vaters kam vieles ans Licht. Die Krankengeschichte hat mich dann sehr zu Tränen gerührt. Man weiß natürlich, dass man bei Demenz irgendwann alles vergißt. Aber ich hatte leider keinerlei Ahnung, inwieweit sich alles auf den Alltag ausweitet, was es alles zu beachten gilt und wie auch die Familie darunter leidet und man sich sogar entzweit. Wie schlimm muß es für beide sein, wenn man sein Lebtag zusammen ist, Höhen und Tiefen durchsteht und am Schluß den Partner nicht mehr kennt. Bei so einem Schicksal ist eine Sternebewertung eigentlich unangebracht. Aber ich vergebe meine 5 Sterne für den wunderbaren einfühlsamen und lebendigen Schreibstil, der mich durchs Buch hat fliegen lassen und mich zum Nachdenken gebracht hat, wirklich bewußter durchs Leben zu gehen und Wert zu schätzen, wenn es einem gut geht. Die Geschichte wird mir bestimmt noch lange in Erinnerung bleiben. Ich danke der Autorin sehr, dass sie uns an dieser wirklich sehr emotionalen Geschichte hat teilhaben lassen. Vielen Dank an den Goldmann Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.

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Absolut lesenswert, packende Geschichte

Von: S.Meng aus Nk

16.10.2020

Gerade habe ich das neue Buch von Deana Zinßmeister „Die vergessene Heimat“ zu Ende gelesen. Ein spannendes, gut erzähltes Buch nach einer wahren Geschichte. Die Autorin nimmt uns Leser mit auf die Flucht ihrer Eltern aus der DDR. Schon nach wenigen Zeiten konnte ich gedanklich in die Zeit des Mauerbaus eintauchen und verstand, warum viele den Weg in den Westen suchten und sich nach Freiheit und Demokratie sehnten. Wir begleiten die Familie der Autorin auf zwei Zeitachsen. Die Zeit der Flucht und die Zeit der Demenzerkrankung ihres Vaters, dessen unbeugsamer Wille mit dafür verantwortlich war, das die Flucht aus der DDR gelang. Durch die Krankheit des Vaters erfahren wir Stück für Stück, was es auch für Angehörige bedeutet, wenn ein nahestehender Mensch an Demenz erkrankt und sich immer mehr verliert. Und dennoch bleibt vieles bestehen, Erinnerungen, die Jahrzehnte im Alltag begraben waren, kommen ans Licht und entfalten neue Augenblicke. Die Familie steht in schweren Zeiten zusammen und wächst mit der Krankheit. „Die vergessene Heimat“ ist ein besonderes Geschichtsbuch, eine spannende Biografie, ein Buch der Hoffnung und Zuversicht!

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