Die beiden Protagonisten Mike und Verity sind seit Jahren ein Paar, und Mike liebt seine Frau über alles. Er würde alles tun, um sie glücklich zu machen, deshalb lässt er sich auch
auf ihre "Spielidee" des "Cravens" ein: Von Zeit zu Zeit gehen sie zusammen in einen Club, wo die hübsche Protagonistin sich von einem anderen Mann anflirten und später auf ein geheimes Zeichen hin von Mike "retten" lässt.
Das finden beide unheimlich erregend und gibt ihnen den sexuellen Kick.
Doch nachdem Mike von einem längeren beruflichen Amerika-Aufenthalt zurückgekehrt ist, trennt sich seine Frau scheinbar aus heiterem Himmel von ihm: Sie sagt, sie hätte sich in einen anderen Mann verliebt, den sie demnächst heiraten will.
Für Mike bricht eine Welt zusammen und für ihn wird nach und nach klar, dass Verity womöglich nur spielen will und es sich um ein komplexes Crave handelt. Er will ihr seine Liebe beweisen und lässt sich auf dieses scheinbare Spiel ein.
Aber was ist Spiel und was ist bitterer Ernst? Was ist wahr, was ist gelogen? Dem Leser wird die Aufgabe gestellt, dass für sich herauszufinden. Zur Hilfe bekommt er die Geschichte aus Mikes Sicht erzählt, der aber ein unreliable narrator ist.
Resumee:
Ich schreibe meine Bewertung bewusst zwei, drei Tage nachdem ich das Buch zuende gelesen habe. Ich habe es schlicht
"verdauen" wollen und über das Gelesene nachdenken wollen. Das passiert mir als Leseratte und Thrillerfan nicht sonderlich oft,
liegt zum großen Teil aber an Mike, dem Protagonisten des fessendelnden Thrillers. Er ist - so sehe ich das zumindest - ein
unreliable narrator. Man weiß eigentilch nie so recht, ob das, was er in den Tagebuch-ähnlichen Monologen schreibt, wirklich so passiert ist.
Mikes Gedankengänge sind deshalb so verwirrend und teilweise auch verstört bzw. gestört, weil er durch seine schwierige Kindheit und seine Bindungsstörungen
so viel negatives erlebt hat, dass er gerade wenn es um Beziehungen geht nicht klar denken kann. Er steigert sich deswegen in seine Gedankengänge oft hinein und hypberlisiert
vieles. Aber er ist nunmal auch unser einziger Erzähler - das ist von der Autorin
clever gemacht - sie zeigt uns bewusst nur Mikes Seite, damit der Leser selbst entscheiden soll, was da gerade passiert ist und vielelicht auch selbst herausfindet, was
Wahn und was Realität ist. Das macht den Thriller für mich auch sehr beklemmend und besonders faszinierend. Er lässt den Leser nicht schnell los und spannt ihn regelrecht mit
in dieses Gedankenkonstrukt ein und man stellt sich wie Mike die Frage ob das, was Verity tut, "nur" ein Spiel ist (wie sie es schon so oft gespielt haben) und ihn herausfodert oder ob es "bitterer" Ernst ist und sie tatsächlich
mit ihm Schluss machen möchte. Die Geschichte ist dabei ein regerelchter Strudel und wirkt teilweise auch sehr verstörend - weil das Spiel, dass die beiden so exzessiv betrieben haben, nicht für jeden Leser nachvollziehbar ist.
Auch das Ende ist - soviel kann ich schon mal verraten ohne zu spoilern - unvohersehbar "verrückt". Mal eben so zeigt uns da die Autorin auch, wie ungleich Männer und Frauen vor dem Gesetz behandelt werden. Genau solche Dinge sind es
an denen ich zu knabbern hatte. Spannend ist dabei, das eigentlich gar nicht soo viel passiert oder zumindest nicht soo viel erzählt wird - manch Leser wird an den relativ langsamen Erzählsträngen und den repetetiven Monologen kein Gefallen finden,
aber wer sich darauf einlässt, wird davon regelrecht gefesselt und das Buch liest sich in einem Fluss fast von ganz alleine.
Fazit: Mir hat das Buch gut gefallen - es ist nicht für jeden etwas, aber es lohnt sich sich "durchzukämpfen" - das Buch ist wirklich ganz andes als viele andere Thriller es sind.