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Rezension zu
Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne

Leichtigkeit, Humor und ernste Reflexion

Von: Martina
14.07.2024

Als großer Fan von Saša Stanišić kann ich sein neues Buch nur jedem ans Herz legen. Was mich an Stanišićs Schreiben besonders fasziniert, ist seine Fähigkeit, gehaltvolle Themen mit einer Mischung aus Leichtigkeit, Humor und ernster Reflexion zu verbinden. Seine Figuren sind so authentisch und lebendig, dass man das Gefühl hat, sie persönlich zu kennen. Stanišićs Sprache ist elegant und kraftvoll, und er schafft es, die alltäglichen Kämpfe und Träume seiner Protagonisten in einer Weise darzustellen, die sowohl berührt als auch zum Nachdenken anregt. Saša Stanišićs „Möchte die Witwe angesprochen werden …“ ist ein meisterhaft komponierter Erzählband. Stanišić erweist sich einmal mehr als einfühlsamer Chronist unserer Zeit. Er entfaltet seine Geschichten wie ein kunstvolles Mosaik, das die großen Themen Herkunft, Identität und Zugehörigkeit in den Mittelpunkt rückt. Die erste Geschichte versetzt uns in den Sommer 1994, wo vier Freunde, die sich selbst als „Ausländerjungs in Deutschland“ bezeichnen, in den Weinbergen Heidelbergs träumen und philosophieren. Fatih, einer von ihnen, entwickelt die revolutionäre Idee eines „Proberaums fürs Leben“, in dem man zehn Minuten seiner Zukunft ausprobieren kann. Stanišić gelingt es, diese Mischung aus Science-Fiction und existenzieller Philosophie mit einer solchen Leichtigkeit und Tiefe zu erzählen, dass der Leser unweigerlich in den Bann gezogen wird. Stanišićs Stärke liegt darin, uns an das Gute im Menschen glauben zu lassen, ohne die Härten des Lebens zu verschweigen. Seine Protagonisten, zumeist Menschen mit Migrationshintergrund, entwerfen sich bessere Zukünfte, um die sie qua Herkunft oft betrogen werden. Mit scharfem Blick und viel Empathie schildert Stanišić ihre Kämpfe und Träume. Stanisic Erzählstil in den zwölf Geschichten ist spielerisch. Das Buch ist nicht nur eine Sammlung fiktiver Lebensmodelle, sondern auch eine Reflexion über den eigenen Weg des Autors zur Schriftstellerei. Stanišić verbindet Fakt und Fiktion, Realität und Fantasie auf kunstvolle Weise und schafft so ein literarisches Universum, das den Leser tief bewegt und zum Nachdenken anregt. Die Geschichten sind eng miteinander verwoben und reichen von der Insel Helgoland bis hin zu den unendlichen Möglichkeiten des Erzählens. Besonders die titelgebende Geschichte um eine Witwe, die nach dem Tod ihres Mannes wieder bereit für eine neue Liebe ist, zeigt Stanišićs Talent, tiefe menschliche Emotionen einzufangen. Die Geschichten, die von vier Migrantenjungs in Heidelberg ausgehen, erstrecken sich über verschiedene Lebenswirklichkeiten und bieten immer wieder neue Perspektiven Stanišić schreibt mit einer Mischung aus Witz und literarischer Courage, eine Erzählstruktur, die Vergangenheit und Zukunft, Fakt und Fiktion miteinander verwebt. Mit „Möchte die Witwe angesprochen werden …“ beweist Stanišić einmal mehr seine außergewöhnliche Fähigkeit, tiefgründige Themen mit Leichtigkeit und Humor zu verbinden. Seine Geschichten sind ein Spiegel unserer Gesellschaft, die uns zum Nachdenken und Träumen einladen. Stanišićs Sprache ist elegant und kraftvoll, seine Figuren sind lebendig und berührend. Er versteht es wie kaum ein anderer, das Menschliche in all seinen Facetten darzustellen und dabei stets authentisch und nahbar zu bleiben.

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