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Rezension zu
Am Meer

Am Meer

Von: Letteratura
09.07.2024

In „Am Meer“, dem neuesten bei uns erschienenen Roman der US-amerikanischen Autorin Elizabeth Strout, gibt es ein Wiedersehen mit Lucy, die Fans der Schriftstellerin schon aus ihren Romanen „Die Unvollkommenheit der Liebe“, „Alles ist möglich“ und „Oh, William!“ kennen. Die Romane können problemlos unabhängig voneinander gelesen werden. Im aktuellen Buch nun befinden wir uns zu Anfang des Jahres 2020. Während die meisten dem Virus, das sich langsam über die Welt und hier insbesondere auf dem nordamerikanischen Kontinent ausbreitet, noch recht gleichgültig gegenüberstehen, ist William, Lucys Ex-Mann, sich sicher, dass diese Krankheit gefährlich ist, und auch, dass es eine ganze Weile dauern wird, bis sich alles wieder einigermaßen normalisieren wird. Wie lange? Völlig ungewiss. William jedenfalls ist sich sicher, dass er raus muss aus der Stadt, und Lucy soll mitkommen. Ihre Ehe ist lange vorbei, doch sie sind sich freundschaftlich sehr verbunden. Er hat ein Haus in Maine organisiert, in dem sie beide unterkommen können, dort ziehen sie ein und leben einen gemeinsamen Alltag, und von diesem Alltag erzählt „Am Meer“. Das Leben ist einerseits eintönig, und Lucy wünscht sich nichts sehnlicher, als dass die Pandemie und die Lockdowns endlich vorbei sind. Andererseits ist die Situation auch bedrohlich, in Lucys Bekanntenkreis gibt es einige schwere Krankheitsfälle, und nicht alle überleben. Große Sorgen macht sie sich um ihre Töchter, beide aus der Ehe mit William, bei ihnen spielen sich einige Dramen ab. Elizabeth Strout schafft es in „Am Meer“ erneut, einerseits über die großen Themen des Lebens zu schreiben, über Tod und Liebe, über die verschiedenen Beziehungen, nicht nur partnerschaftliche, sondern auch die zu den eigenen Kindern, zu Geschwistern und zu Freunden. Andererseits sind es die kleinen Begegnungen, die Begebenheiten des Alltags, auf die sie blickt. Immer sehr genau beobachtend, immer mit Liebe zu ihren Figuren, und immer ganz nah an ihnen dran. Ihre Lucy ist reflektiert, doch sie hat auch ihre rauen, ihre vielleicht manchmal sogar unsympathischen Seiten. Dennoch schließe ich sie wieder ins Herz, folge ihr nur zu gern durch ihre Zeit am Meer, auch wenn die Pandemie und ihre Auswirkungen so gut erzählt werden, dass der Roman mich teils allzu realistisch zurückgeschickt hat in die Zeiten des Lockdowns. Nicht nur die Pandemie bestimmt das Leben Lucys und Williams, sie werden auch erschüttert vom Mord an George Floyd und vom Sturm aufs Kapitol im Januar 2021, um nur zwei wichtige Ereignisse zu nennen. Das Private und das Politische sind voneinander nicht zu trennen, auch wenn „Am Meer“ sich vor allem intensiv seinen Protagonist:innen widmet. Das ist warmherzig und unterhaltsam, und irgendwann läuft sogar Strouts zweite große (Anti-)Heldin Olive Kitteridge durchs Bild. Im nächsten Roman, der in den USA noch dieses Jahr erscheinen wird, werden Lucy und Olive offenbar aufeinandertreffen. Man darf also gespannt sein.

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