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Rezension zu
Die Tage des Wals

Weibliche Selbstbestimmung

Von: Franziska J
07.07.2024

1938: Die achtzehnjährige Manod lebt auf einer abgeschiedenen, dem Wetter und den Gezeiten ausgesetzten walisischen Insel und träumt von einem ganz anderen Leben. Als über Nacht ein Wal an der Küste strandet, wird eine Reihe von Ereignissen in Gang gesetzt, die in Manod den Drang wecken, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und die Insel zu verlassen. In ihrem Debütroman Die Tage des Wals (erschienen 2024 bei Blessing) erzählt Elizabeth O´Connor die kraftvolle Geschichte einer weiblichen Selbstbefreiung zu einer Zeit, in der die Lebenswege von Frauen qua ihres Geschlechts bereits vorherbestimmt waren. Mit der jungen Manod hat O´Connor eine beeindruckende und psychologisch hochinteressante Hauptprotagonistin geschaffen, die hin- und hergerissen ist zwischen den Pflichten, die sie innerhalb ihrer Familie übernehmen muss und dem Drang nach Wissen und einem selbstbestimmten Leben. Als zwei Ethnologen auf die Insel kommen, die ihren Wissensdurst und ihre hervorragenden Sprachkenntnisse bemerken, bieten diese ihr eine Stelle als Assistentin und Übersetzerin an, so dass Manods Neugierde weiter gefördert wird. Für welche Seite wird sie sich schließlich entscheiden: Die Tradition und ihre Familie oder ein Leben voller Wissen und Abenteuer auf dem Festland? Die Tage des Wals ist aber ein Roman, in dem es um so vieles mehr geht, als bloß um weibliche Selbstbestimmung. Ein wichtiges Thema ist auch das abgeschiedene Leben auf einer kleinen walisischen Insel, das geprägt ist durch das Auf und Ab der Gezeiten, durch alten Aberglaube und Mythen. Man merkt deutlich, dass die Autorin auch Lyrikerin ist: Schnörkellos, aber absolut poetisch erzählt, kann man die Einsamkeit der Insel förmlich fühlen. Gekonnt transportiert O´Connor eben diese Stimmung aus Einsamkeit und Melancholie, aber auch aus einer Zuversicht, die aus einem einfachen Leben erwächst, wie es die Menschen auf der Insel führen.

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