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Rezension zu
Girl, Goddess, Queen: Mein Name ist Persephone

Greek Mythology meets Feminism

Von: vielleicht.aberdoch
19.06.2024

GIRL, GODDESS, QUEEN von Bea Fitzgerald hat mich als Fan der griechischen Mythologie sofort begeistert. Gleichzeitig bin ich auch schwieriges Publikum, weil ich diese ganzen Geschichten mal studiert (also definitiv zu viel Zeit mit Vasen – pardon: Amphoren – mit Zeus’ Gesicht drauf verbracht) habe & daher minimal voreingenommener als eigentlich fair wäre. Das vorweg gesagt: Bea Fitzgeralds Neuerzählung der Persephone & Hades Geschichte ist vermutlich meine liebste. Die Geschichte schöpft das Potenzial der klassischen Stoffe voll aus und bietet frische Perspektiven. Statt oberflächlicher Interpretationen erleben wir eine tiefgründige und emanzipatorische Geschichte über Persephone, die von der kontrollierten Kore zur selbstbewussten Göttin heranwächst. Neben der Titelheldin hat mich besonders die Darstellung von Hades beeindruckt – er ist kein typischer Badboy, sondern ein komplexer und verletzlicher Charakter, der gelernt hat, seine Masken bewusst zu wählen. Bea Fitzgerald hat hier alles genommen, was die Mythologie ihr zu bieten hatte, und einen absolut nachvollziehbaren Charakter mit 100% Greenflag-Energy geschaffen. Für mich ein fantastisches Beispiel, wie eine gute Enemies-To- Lovers- Story ohne manipulativen Main Character funktionieren kann: Die Enemies-to-Lovers-Dynamik zwischen Persephone und Hades ist spannend und emotional packend. Ihre Beziehung entwickelt sich langsam und nachvollziehbar. Die Beschreibungen geben trotz Persephones Einzelperspektive überraschend auch viel Einblick in die Gedankenwelt von Hades und wie sie sich beide, ganz unterschiedlich und doch so ähnlich, in den vielen Schichten ihres Fake-Dating-Arrangements verheddern. Denn sie machen das ja alles nur, um Zeus zu ärgern. Oder um Persephone vor einer Zwangsheirat an den Höchstbietenden zu schützen. Oder? Das Level an Schmerz und Missverständnissen ist dabei nachvollziehbar und spannend, aber nicht over-the-top. Besonders gut hat mir auch gefallen, wie intensiv Persephones Prozess der Selbstfindung und Emanzipation dargestellt wird. Ihre Auseinandersetzung mit ihrer Mutter und die schrittweise Rebellion gegen die patriarchalen Strukturen des Olymps und die Unterdrückung (vor allem der Göttinnen) durch ihren Vater, sowie das Selbstverständnis der Olympianer, sind fantastische Eckpfeiler der Handlung – ob eingeflochten in die vielen Dialoge mit Hades oder der (absolut umwerfenden!) Styx, ihres Zeichens Göttin des gleichnamigen Flusses in der Unterwelt. Die tiefen Einblicke in Persephones Entwicklung haben gleichermaßen etwas Heilsames als auch etwas unfassbar Empowerndes. Und als einige der Göttinnen ihrem Beispiel folgen und ganz kleine erst eigene Rebellionen starten, standen mir die Tränen in den Augen. Die Parallelen zu unserer heutigen Zeit, unserer heutigen Gesellschaft sind irgendwie erschütternd in ihrer Klarheit aber dann eben auch wieder nicht überraschend. Die Kritik am Patriarchat und der toxischen Männlichkeit ist durchgehend präsent und zeigt sich in verschiedenen Ebenen sowohl in der Art, wie sich Persephone emanzipiert und dabei mit ihren inneren Dämonen, in Form der Beziehung zu ihrer Mutter, kämpft – aber auch in den Spuren von Hades’ Seele, die er Persephone nach und nach offen legt. Es macht wütend und nachdenklich. Es ist griechische Mythologie – und was genau hätte ich anderes von Zeus erwarten sollen – aber dann eben auch wieder nicht, denn dafür ist es zu aktuell und allgegenwärtig. Der Humor des Buches sorgt dennoch für eine angenehme Leichtigkeit trotz der ernsten Themen. Die Banter zwischen den Charakteren, die faszinierende Interpretation von Styx, und die vielen kleinen Verweise auf andere Figuren und Geschichten der Mythologie machen dieses kluge Buch zu einem absoluten Highlight. "Girls, Goddess, Queen" ist ein Muss für alle, die mythologische Geschichten lieben, aber sich mehr Feminismus in eben jenen wünschen.

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