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Rezension zu
Der Tod der Jane Lawrence

Ein Highlight der Schauerliteratur

Von: Barbaras Bücherbox
11.06.2024

»Ein Leben war mehr wert als eine Summe auf einem Stück Papier, und gleichzeitig war es eben doch nicht mehr wert als das.« Jane Shoringfield ist Mitte zwanzig, lebt im London der Nachkriegszeit, hegt eine Liebe für die Mathematik und ist etwas, was zur damaligen Zeit häufig für Frauen zu einem Problem wurde: unverheiratet. Um einem Umzug und ihrer düsteren Vergangenheit zu entgehen, plant Jane eine Hochzeit – eine Liste der vielversprechendsten Kandidaten hat sie bereits aufgestellt. Männern, die für ihren Beruf leben und, beruhend auf ihrer Teilnahme an gesellschaftlichen Ereignissen (bzw. das Fehlen eben jener), romantische Interessen nicht an vordere Front stellen. Dass bereits der erste und vielversprechendste Kandidat dann ihrem Ehevorschlag (wobei Ehe hier mehr ein arbeitsähnliches Verhältnis sein sollte) zustimmt, überrascht sie dann doch. So heiraten der Arzt Augustin Lawrence und Jane Shoringfield wenige Zeit nach ihrem Kennenlernen – jedoch unter der Bedingung, dass Jane niemals das Familienanwesen der Lawrences – Lindrige Hall – betritt, während Augustin selbst jede Nacht dort verbringen muss. Doch ein Missgeschick führt dazu, dass Jane Lindrige Hall nicht nur betritt, sondern es für längere Zeit nicht mehr verlässt. Und es dauert nicht lange, da erfährt Jane, weshalb ihr Ehegatte sie von seinem Familiensitz fernhalten wollte … »Der Tod der Jane Lawrence« ist – in vielerlei Hinsicht – ein klassischer Schauerroman. Besonders »Rebecca« sowie »Spuk im Hill House« kamen mir häufig in den Sinn, denn beide Klassiker spielen in einem herrschaftlichen Herrenhaus, in dem – aus dem ein oder anderen Grund – ein gewisser Spuk umgeht, dem sich die Protagonistin stellen muss. Jane Lawrence ist eine rationale Frau, der bewusst ist, dass eine Ehe aus Liebe für sie nicht in Frage kommt. Umso überraschter ist sie, dass zwischen ihr und Augustin – trotz anfänglicher Geschäftsmäßigkeit – eine zarte Zuneigung erwächst. Er schätzt ihre Standfestigkeit und ihr Talent, sich schnell und umsichtig den äußeren Umständen anzupassen, sie bewundert sein ärztliches Talent und seine Aufopferung für seine Patienten. Ich muss zugeben – ich habe mich beinah mit den beiden ineinander verliebt, besonders Jane ist eine Frau, die ich ab der ersten Seite richtiggehend bewundert habe. Über die erste Hälfte hinweg baut die Geschichte einen enormen Spannungsbogen auf. Wir begleiten Jane durch die ersten Tage ihrer Ehe und den – teilweise unheimlichen - Aufenthalt in Lindrige Hall, während wir immer skeptischer gegenüber Augustin und seiner Vergangenheit werden. Geister scheinen in den alten Gemäuern umzugehen und Augustins Geisteszustand sich zu verschlechtern. Es fiel mir schwer, das Buch aus der Hand zu legen und die ersten dreihundert Seiten habe ich verschlungen, um zu erfahren, was in Lindrige Hall umgeht. Und – hier kann ich viele Leser verstehen – was dort umgeht, wird nicht jedem gefallen. Denn Caitlin Starling wandert in der zweiten Hälfte tief in einen lovecraftschen Dschungel, der für einen Leser teilweise schwer zu greifen ist. Die Geschichte wird „verrückter“ und abstrakter – und das muss man mögen. (Wir regelmäßigen Horrorleser kennen das aber, oder?) Und auch, wenn ich die erste Hälfte der Geschichte besser fand (solange man nicht weiß, was um einen passiert, ist man nun einmal noch um einiges gespannter), habe ich das Buch insgesamt geliebt, was mitunter auch an dem wirklich großartigen Schreibstil lag, der sich nicht nur wunderbar lesen lässt, sondern einen schnurstracks ins London zu Beginn des 20. Jahrhunderts katapultiert. Absoluter Lesetipp, wenn auch nicht für jeden, aber für alle, die Schauerromane lieben und auch gerne zu dem ein oder anderen Klassiker greifen.

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