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Rezension zu
Der Tod der Jane Lawrence

Die Berechnung des Horrors

Von: Thebootedkat
11.03.2024

Der Krieg ist vorbei und hat Jane Shoringfield als Waise zurückgelassen. Als die Cunninghams, die sie bei sich aufgenommen haben, Larrenton verlassen und nach Camhurst ziehen wollen, trifft die mathematikbegeisterte junge Frau eigene Vorkehrungen, um sich ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Jane hat ihre Chancen auf dem Heiratsmarkt genau berechnet und sich selbst um einen geeigneten potenziellen Ehepartner für sich gekümmert. Dr. August Lawrence ist zunächst nicht sonderlich an Jane als Person interessiert, willigt aber dennoch in eine Ehe mit ihr ein. Noch am Hochzeitstag eröffnet er ihr jedoch, dass sie sein Anwesen Lindridge Hall nicht gemeinsam bewohnen werden, da Jane auf gar keinen Fall dort übernachten dürfe. Jane willigt in die getrennte Wohnsituation ein, jedoch ist ihre Neugier zu erfahren, was nachts auf Lindridge Hall passiert, geweckt. Passt es doch überhaupt nicht in ihr wissenschaftliches rationales Weltbild. Eigentlich ist „Der Tod der Jane Lawrence“ ein klassischer Schauerroman. Ein düsteres Grundsetting, schließlich spielt die Geschichte nach dem Ende eines Krieges, die Wissenschaft als Gegenkomponente, ein dunkles Geheimnis, und auch die Sprache versetzt einen direkt in die Hochzeit der Schauerliteratur. Wie gesagt, eigentlich. Denn die Geschichte spielt in dem fiktiven Land Großbeltrain, Ähnlichkeiten mit existierenden Ländern sind in diesem Fall vermutlich nicht zufällig, denn schließlich steht die Wiege der Schauerliteratur in Großbritannien. Und auch die Sprache ist an die ebenjener Schauerromane angelehnt, die dort Anfang des 19. Jahrhunderts ihre Blütezeit erlebten. Wobei man der Übersetzerin Charlotte Lungstrass-Kapfer ein großes Lob aussprechen muss, schließlich trifft sie den archaischen Erzählton wirklich perfekt. Was im ersten Moment nicht so ganz hineinpasst, ist die auf dem Klappentext beworbene Nachkriegszeit, die unweigerlich die Assoziation mit den 1920ern oder den späten 1940ern hervorruft. Beides trifft auf die Geschichte allerdings nicht zu, dazu erinnert das Setting mit seinen Landsitzen, dem Stand der Wissenschaft, insbesondere der Medizin und auch die Sprache der Figuren zu sehr an das georgianische Zeitalter. Im Gegensatz zu Dr. Augustin Lawrence, der sich als „creepy husband“ perfekt in dieses Setting einfügt, ist Jane eine eher moderne Protagonistin. Sie ist unabhängig, hat eine besondere Begeisterung (und Begabung) für Mathematik und ist, wie man bereits im ersten Kapitel lernt, offenbar völlig unerschrocken. Spannenderweise fällt die Berechnung der Welt durch Jane im Verlauf der Handlung völlig auseinander, schließlich balanciert die Handlung auf dem schmalen Grat zwischen Romanze und Horror und kommt um ein paar übernatürliche Zutaten nicht drumherum. Das Jane die Gefahr zunächst nicht sieht und geradewegs darauf zusteuert und als sie sie dann realisiert, schon viel tief in die Ereignisse verstrickt ist, macht genau den Reiz aus der die Leser*innen ebenso in die Geschichte hineinzieht.

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