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Rezension zu
Das Tal der Blumen

Das Tal der Blumen

Von: Letteratura
20.11.2023

Für die Ich-Erzählerin in „Das Tal der Blumen“ steht eine große Veränderung an: In Kürze wird sie Grönland verlassen, um in Dänemark zu studieren. Sie geht mit gemischten Gefühlen, vor allem, weil sie doch gerade mit Maliina eine Beziehung aufgebaut hat, sich geöffnet, ihre Gefühle zum Ausdruck gebracht hat, was ihr nicht leicht fiel. In Dänemark fällt es ihr schließlich schwer, Fuß zu fassen, Grönländer:innen werden hier misstrauisch beäugt, zumindest herrscht Konsens, dass sie „anders“ sind. Schon zu Beginn des Romans macht Niviaq Korneliussen deutlich, dass das hier keine einfache Coming-of-Age-Geschichte ist: Jedem Kapitel steht eine kurze Aufzählung vor: Alter und Geschlecht eines Menschen – und die Art und Weise, wie sie/er sich das Leben genommen hat. In Grönland, so erfahren wir, ist die Suizidrate besonders hoch, was auch (aber nicht nur) mit dem fehlenden Licht, den sehr langen Wintern dort zu tun hat. Der Roman biegt schließlich ab, als Maliinas Cousine sich zu Hause in Grönland das Leben nimmt und die Ich-Erzählerin beschließt, ihrer Freundin beizustehen. So reist sie in die Heimat und beide versuchen verzweifelt, herauszufinden, wie es zu diesem neuen Suizid kommen konnte. Schließlich hat „Das Tal der Blumen“, übrigens die Bezeichnung eines Friedhofs mit namenlosen Gräbern, noch einen dritten Teil, der sich erneut von den beiden anderen unterscheidet. Mir hat gut gefallen, dass Korneliussens Protagonistin sehr direkt aus ihrem Leben erzählt, hier wird kein Blatt vor den Mund genommen, zum Beispiel die körperliche Seite ihrer Beziehung betreffend. Das mag kurz gewöhnungsbedürftig sein, ist aber auch erfrischend. Der Autorin gelingt es außerdem sehr gut, die etwas merkwürdig anmutenden Familienverhältnisse ihrer Heldin auszuleuchten, denn ihre Eltern benehmen sich zuweilen durchaus etwas seltsam ihrer Tochter gegenüber. Nach und nach wird der Roman immer mehr zu einem Psychogramm der Protagonistin, vor allem im letzten Teil, über den ich aber nicht mehr verraten möchte. „Das Tal der Blumen“ beschäftigt sich mit einem wichtigen, einem sehr ernsten, erschütternden Thema: den so häufigen Suiziden in Grönland, den Umgang damit, auch von staatlicher Seite. Letztlich ging das Romankonstrukt für mich nicht komplett auf, fehlte mir ein wenig die Konsequenz vor allem auf der Plotebene, obwohl ich auf der anderen Seite erkenne, dass eine Geschichte wie diese keinen Regeln folgen muss – im Gegenteil. So kann ich nicht ganz genau sagen, weshalb „Das Tal der Blumen“ bei mir nicht ganz einschlagen konnte. In jedem Fall ist es ein wichtiger, lesenswerter Roman.

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