Rezension zu
Die nicht sterben
Der etwas andere Vampirroman
Von: Kate RappEin Vampirroman der etwas anderen Art. Atmosphärisch,surreal und politisch: Als die junge Ich-Erzählerin und Künstlerin aus Paris zurück in den kleinen Ort B. in Rumänien kommt, mit dem sie wunderschöne Kindheitserinnerungen verbindet, findet sie bei einer Beerdigung die grauenvoll verstümmelte Leichen eines ehemaligen Kindheitsfreundes. Ihre Großtante wurde im Kommunismus enteignet und bekam später ihre heruntergekommene Villa mit knarzenden Dielen und verwildertem Garten zurück. Die Erzählerin hatte das einfache, authentische Leben hier geliebt, doch sie hatte sich davon entfernt und beginnt nur allmählich die schwierige Situation der Nachbarn und Freunde im postkommunistischen Rumänien zu begreifen: Dass das Gespenst des brutalen Diktators Ceaucescu noch ebenso präsent, doch langfristig prägender für das Land ist als Dracula, und dass neue Karrieristen wie der Bürgermeister noch immer bestrebt sind, dieses Land auszusaugen. Als dann angeblich das Grab von Vlad dem Pfähler entdeckt wird, gerät der Mord in den Hintergrund, der Bürgermeister spielt sich auf, eine alte Telefonzelle wird mit Vampirromanen gefüllt und die Zelte der Touristen sprießen auf den wilden Wiesen zwischen den alten und neuen Hausruinen. Ein Dracula Park soll entstehen, als die junge Frau an sich eine nächtliche Verwandlung zur Vampirin bemerkt. Eine große, tragisch-romantische Liebe zu diesem Land spricht aus diesen Zeilen, die immer wieder Bram Stoker oder auch Stefanie Meyer zitieren. Dabei lässt sich eine gewisse Ironie, mit der die Rückkehr zur Folklore dargestellt wird, nicht übersehen und auch die teilweise altertümelnde Sprache scheint ein Hinweis auf sich anbahnenden Extremismus und rechtes Traditionsbewusstsein zu sein. „Einzig Vlad der Pfähler habe unsere Geschichte markiert, punktiert, eben gepfählt mit aller Entschlossenheit. Vor ihm und nach ihm, leider auch jetzt, sei Rumäniens Geschichte nur eine öde Welle voller Dummheit und Herdentrieb.“ Ein wilder Flug durch Rumänische Kultur und Geschichte, die den Schauder der Vergangenheit hinter sich lassen will und gerade deshalb Draculas Erbe beschwört. Originell, sprachlich großartig und sehr besonders! Penguin 2021
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