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Rezension zu
Bevor ich dich sah

REZENSION

Von: familie_buecherwurm
14.07.2021

Bevor ich dich sah von Emily Houghton (Rezensionsexemplar) „Unsere Narben sind nur die Spuren unserer Geschichte. Sie zeigen, dass wir unser Leben gelebt haben, und vor allem, das wir ÜBERLEBT haben.“ Alice und Alfie haben überlebt, schwerverletzte, gebrochen und stark gezeichnet von ihrem Unglück. Seit Alice mit schweren Verbrennungen ins Krankenhaus eingeliefert wurde, spricht sie mit niemanden, vermeidet es, sich selbst zu betrachten und isoliert sich mittels ihres festverschlossenen Vorhangs vom Rest der Reha-Station. Als sie jedoch Nacht für Nacht mitbekommt, wie ihr Bettnachbar Alfie schreckliche Albträume hat, wird ihr klar, dass sie nicht die Einzige ist, die mit ihrem Schicksal hadert. Von nun an teilen die beiden nachts ihre Sorgen und Ängste und finden heraus, dass man sich in einen Menschen verlieben kann, ohne ihn je gesehen zu haben. Ein angenehm leichter, erfrischender und flüssiger Schreibstil nimmt den Leser mit in einen nur wenige Quadratmeter großen Raum, in dem mehr als nur eine persönliche Geschichte auf ihn wartet. Ein personaler Erzähler wechselt von Kapitel zu Kapitel die Erzählperspektiven, um sowohl aus Alices, als auch aus Alfies Sicht zu erzählen. Er kennt Gefühle, Gedanken und Handlungen aller Figuren und kann diese emotional, lebensnah und spannend herüberbringen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass trotz des sehr kleinen Handlungsspielraums und einer wenig aufwendigen, dafür realitätsgetreuen Kulisse, keine Langeweile aufkommt. Das Leben auf der Station wird authentisch und nachvollziehbar beschrieben. Man lernt als Leser nicht nur die Protagonisten, ihre Angehörigen und das Pflegepersonal kennen, sondern lebt, leidet und lacht auch mit den weiteren Zimmernachbarn der beiden. Vor allem Mr. P, Ruby und Schwester Angel wachsen einem schnell, durch ihre herzliche und zugleich sarkastische Art, direkt ans Herz. Während Alfie von Beginn an lebhaft, humorvoll und offen dargestellt wird, scheint die verschlossenen und einsame Alice nur einen Wunsch zu haben, zu sterben. Klar, dass die beiden Protagonisten es sich zur Aufgabe machen, sich gegenseitig zu„retten“. Gemeinsam und doch irgendwie dauerhaft getrennt, erleben sie ihre Unglücke, Vergangenheit und Gegenwart für die nächsten Wochen zusammen. Die Story selbst nimmt mehrere Wochen bzw. Monate ein, die Entwicklung der Protagonisten verläuft sehr zäh und langsam und selbst die im Klappentext angekündigte Liebesgeschichte lässt gefühlt ewig auf sich warten. Dafür lebt ein Großteil der Geschichte von der Enthüllung mehrerer Individueller Schicksale, von Neckereien untereinander und herzergreifenden Dialogen. Themen wie Trauerbewältigung, Posttraumatische Belastungsstörungen und Depressionen werden von der Autorin ernsthaft, verständnisvoll und emotional angesprochen und in einer unterhaltsame Geschichte gebettet.

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