Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland

Sarah Brooks

»Es heißt, diese Reise habe ihren Preis. Einen Preis, der über die Kosten des Tickets hinausgeht.«
Es ist das Ende des 19. Jahrhunderts, und nichts fasziniert die Menschen so sehr wie die geheimnisvollen und angsteinflößenden Wunder des Ödlands. Nichts berührt diese riesige, verlassene Wildnis zwischen China und Russland außer dem Transsibirien-Express, der jeden befördert, der es wagt, das Ödland zu durchqueren. Es gibt jedoch Gerüchte, dass der Zug nicht mehr sicher ist. Wer sich nun auf diese Reise begibt, hat seine ganz eigenen, verborgenen Gründe dafür: eine trauernde Frau mit fremdem Namen, ein Kind, das im Zug geboren wurde, und ein in Ungnade gefallener Naturforscher. Doch mehr und mehr scheint es, als würden die Gefahren des Ödlands ihren Weg ins Innere finden …

Lassen Sie sich verzaubern und gehen Sie mit Sarah Brooks auf eine Reise, die sie so schnell nicht vergessen werden. Doch sehen Sie sich vor – das Ödland ist heimtückischer, als man meinen könnte.

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Buchtrailer

Einleitung aus dem Handbuch von Valentin Rostow, Moskau 1880

Der Zug selbst ist ein Wunder seiner Zeit, ein Beweis für den Erfindungsreichtum des Menschen und sein unablässiges Streben nach Herrschaft über die Erde. Zwanzig Wagen lang und so hoch wie das Portal der St.-Andrei-Kathedrale, mit Türmen an beiden Enden; eine gepanzerte Festung, unterwegs auf jener mächtigen Schienenstraße – ihrerseits ein Wunder der Ingenieurskunst –, die es uns wieder ermöglicht, diese fast unvorstellbaren Entfernungen zu durchmessen. Der Transsibirien-Kompanie ist gelungen, woran so viele andere gescheitert sind. Sie hat ein Projekt verwirklicht, das von derart unwägbaren Gefahren bedroht war, dass selbst die größten Ingenieure des Landes schworen, es sei nicht machbar: Land zu durchqueren, das sich seit dem Ende des letzten Jahrhunderts gegen seine Bewohner gewendet hat; es mit einer Fremdartigkeit aufzunehmen, die zu beschreiben uns die Worte fehlen; eine Eisenbahnverbindung zu bauen, die uns sicher durch diese bedrohlichen Weiten bringt.

Der vorsichtige Reisende mag allein bei der Erwähnung des Großsibirischen Ödlands zurückschrecken, eines so weiten, unwirtlichen Gebiets, um das sich zahllose Geschichten ranken, die allem widersprechen, was wir als gut und anständig und menschlich empfinden. Doch der Autor hat es sich in aller Bescheidenheit zum Ziel gesetzt, den Reisenden an die Hand zu nehmen und ihm als treuer Gefährte zur Seite zu stehen. Und wenn ich bisweilen selbst zu zaudern scheine, so deshalb, weil ich von meiner Wesensart ebenfalls vorsichtig bin und weil es während meiner Reise Augenblicke gab, da die Gräuel dort draußen mich zu überwältigen drohten und die Vernunft angesichts des Unbegreiflichen ins Wanken geriet.

Abbildung Zugabteil

Es ist besser, in Bewegung zu sein, sagen die Zugleute.

Gut, dass das Warten ein Ende hat. Und diesmal war das Warten sehr lang. Zehn Monate erzwungener Stillstand.

Zhang Weiwei, sechzehn Jahre alt, steht am Fenster des kleinen Vorraums, der zum Arbeitsbereich des Zuges führt. Hier, im vorderen Teil des Zuges – dem Quartier der Crew, dem Gartenwagen, dem Lager – haben Passagiere keinen Zutritt; nur die Porter und Stewards eilen vorbei, zu beschäftigt, um sie zu beachten. Sie sieht zu, wie das Steingebäude des Bahnhofs hinter ihnen verschwindet ...

Abbildung Zug Cover

Zu früh. Zu früh, um die Fahrt wieder anzutreten.

Doch nun, da sie wieder in Bewegung sind, vibriert die Luft vor Anspannung. Sie hat das Geflüster der Crew gehört. Zu früh. Zu früh, um die Fahrt wieder anzutreten. Warum nicht bis zum Winter warten, wenn das Land träge von der Kälte ist und die Gefahr sich nicht zwischen den Bäumen verstecken kann? Im Sommer ist das Land wach, hungrig. Es ist zu früh, um das Risiko einzugehen.

Nicht für sie. Ihr kann es gar nicht früh genug sein. Aber sie liebt das Risiko ja auch zu sehr, wie Alexei immer sagt.

Sarah Brooks
© Alex Krook

Sarah Brooks

Sarah Brooks hat in China, Japan und Italien gearbeitet und ist nun an der Universität von Leeds tätig. Für ihren Debütroman »Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland«, der schon vor Veröffentlichung für große Begeisterung gesorgt hat, wurde sie mit dem Lucy Cavendish Fiction Prize ausgezeichnet. Der Roman erscheint in über 15 Ländern.