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Rezension zu
Sleeping Beauties

„Sleeping Beauties“ von Stephen & Owen King (Heyne)

Von: Christian Funke
21.12.2017

Die Familie King meint es nicht gut mit der Menschheit! Erst ließ Joe Hill Dragonscale, eine Seuche, die zur Selbstentzündung führte, auf die Menschen los, nun kommen Owen und Stephen King, also der jüngste Spross und der Vater mit einem ebenso schwergewichtigen Sleeping Beauties. Hier befinden wir uns in der Kleinstadt Dooling, wo sich mehrere merkwürdige Dinge ereignen. Sheriff Lila Norcross muss in einem Fall ermitteln, wo eine wahnsinnig anmutende Frau einen Wohnwagentrailer mit dem Kopf des Besitzers zerlegt hat, während ihr Mann, Psychiater Clinton Norcross im örtlichen Frauengefängnis den dortigen Gefangenen hilft. Währenddessen breitet sich eine merkwürdige Seuche, Aurora genannt, aus, die nur den weiblichen Teil der Menschheit befällt. Den Frauen wächst, während sie schlafen, ein netzartiger Kokon aus den Körperöffnungen des Kopfes, der sie umhüllt. Versucht man, diesen zu entfernen, verwandeln sich die Betroffenen in rasende, gewalttätige Furien. Doch das ist erst der Anfang... Sleeping Beauties wirft, man kennt die bereits aus anderen King - Büchern, spannende Fragen auf! Da wird der Feminismus, beziehungsweise die Rolle der Frau in der modernen Gesellschaft beleuchtet, Stellvertretend haben wir hier Evie Black, die die moderne Bewegung anführt, und des Lesers Blick auf die alltägliche physische und psychische Gewalt gegen Frauen richtet. Gleichzeitig betrachten die Autoren das moderne Strafsystem anhand des Mikrokosmos der Frauenhaftanstalt Dooling, werfen einen Blick auf die allgemeine mediale Berichterstattung und sparen nicht mit gezielten Spitzen gegen die gegenwärtige politische Situation in Amerika. Dadurch wird Sleeping Beauties der wahrscheinlich politischste Roman Kings, der sich hier die Arbeit mit seinem Sohn teilte. Dieser hatte die Idee, jeder schrieb jeweils einen Abschnitt, übergab diesen dem jeweils anderen, der ihn dann fortführte. So ist nur schwer zu erkennen, wer für welche Passage letztendlich verantwortlich ist. Herausgekommen ist ein Roman, der sich sehr viel Zeit lässt, seine Figuren – und davon gibt es viele – aufzubauen. Das ist trotz einer gewissen erzählerischen Temporeduzierung sehr gut lesbar und in seiner Detailverliebtheit spannend. Komplex, auf verschiedenen ebenen spielend, erleben wir ein Buch, welches stellenweise brillant, stellenweise auf der Stelle tretend ist. Es werden Erinnerungen an The Stand wach, der sich in seinem Aufbau auf ähnlichem Terrain bewegte, diesem aber in seinem Gesamteindruck nicht ganz das Wasser reichen kann. Trotzdem ist Sleeping Beauties eine faszinierende, spannende und äußerst komplexe Dystopie, die die Gratwanderung zwischen Authentizität und Mystery sehr gut meistert. Sleeping Beauties (Originaltitel: Sleeping Beauties, USA 2017) erscheint in einer Übersetzung aus dem Amerikanischen von Bernhard Kleinschmidt als schwergewichtige, gebundene Ausgabe bei Heyne (960 Seiten, €28,00). Im Anhang befindet sich eine Danksagung der beiden Autoren, während sich der Geschichte vorangestellt, ein Personenregister der Charaktere im Buch befindet. Sleeping Beauties ist ein, trotz der enormen Komplexität, größtenteils sehr kurzweiliger, ziemlich unterhaltsamer und auf humorvoll-bissige Weise gesellschaftskritischer Horror-/Fantasy-Roman, der gekonnt die Souveränität des Vaters mit der Frische des Sohnes kombiniert. Ein in seinem Umfang epischer und sehr lesenswerter Roman für die winterlichen Abende auf der heimischen Couch! Christian Funke

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