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Rezension zu
13 Stufen

Eines der wichtigsten Bücher des Jahres!

Von: Die Leserin
19.11.2017

Eigentlich ist die Zahl Vier in Japan und China die Unglückszahl. Aber im Debütroman des Japaners Kazuaki Takano ist es eindeutig die 13. Denn es sind 13 Stufen, die Verurteilte von dem Galgen trennen und 13 Beamte, die für die Vollstreckung zustimmen müssen. Ryō Kihara ist so ein Verurteilter. Seit sieben Jahren sitzt er in der Todeszelle des „Nullbezirks“ in der Justizvollzugsanstalt Tokyo. In seiner 5m² kleinen Zelle gibt es gerade mal Platz für einen Waschtrog, eine Kloschüssel und eine Tatamimatte. Den ganzen Tag leuchtet eine Neonröhre von der Decke und auch nachts wird es nicht dunkel, denn durch die nächtliche 10-Watt-Birne ist sichergestellt, dass die Gefangenen durchwegs beobachtet werden können. Jetzt ist es so, dass Kazuaki Takano gleich mal alle Register zieht. Denn Ryō Kihara hat einfach Pech. Pech, weil er sich nicht an den Tatabend - aufgrund einer Kopfverletzung und einer daraus entstandenen retrograder Amnesie - erinnern kann. Das Gesetz sieht vor, dass nur die Verbrecher Begnadigung erhalten können, die Reue zeigen. Aber ohne Erinnerung kann keine Reue entstehen. „Man wird mich hinrichten. Für eine Tat, an die ich mich überhaupt nicht erinnern kann.“ Zitat S. 10 Anders ergeht es Jun’ichi Mikami, der vorzeitig aus seiner Haft entlassen wird. Aber auch das schildert Takano mit einigen Schauderelementen. Jun’ichi würde man als den netten Jungen von nebenan bezeichnen. Er ist höflich, er fühlt sich verantwortlich, aber insgeheim bereut er seine Tat nicht. Warum, wird erst gegen Ende der Geschichte klar und als Leser wird man mit der Frage konfrontiert, ob manche Morde nicht doch gerecht seien. Erschreckend, oder? Vom Gefängniswärter Shōji Nangō wird Jun’ichi angeheuert, die Unschuld Kiharas zu beweisen und ihn dadurch vor dem Galgen zu retten. Die Story zeigt einerseits wie ungerecht manche Todesstrafen vollzogen werden, wie erschreckend Bürokratie und Gesetz ausgelegt werden, aber andererseits gibt es auch eine vertrackte Story mit vielen falschen Fährten und Geheimniskrämerei. Leser, die Sinn und Tiefe in Geschichten suchen, kommen hier voll in den Genuss. Takano beleuchtet die Todesstrafe von allen Seiten: Von Verurteilten, die zitternd auf den Spruch der Todesboten warten, von Henkern, die das Urteil vollziehen müssen und zwischen Mitleid und dem Gefühl von Ungerechtigkeit und Abscheu und dem Gefühl von Gerechtigkeit hin- und hergerissen sind. Auch die Angehörigen der Opfer werden verschiedenen beleuchtet: Die einen, die trotz der Tat eine Begnadigung für den Täter fordern, und anderen, die unbedingt Rache in Form des Todes möchten. Aber auch Leser, die eine gute Unterhaltung suchen, werden mit vielen falschen Fährten und einer Handlung, die sich langsam steigert und schließlich thrillerartig endet, belohnt. Der Stil ist an manchen Stellen sehr japanisch. Sehr nüchtern, stellenweise sehr höflich, manchmal aber auch trocken. Der Stil zeigt aber auch, den kulturellen Unterschied zwischen uns und den Japanern. Emotionen werden verborgen, sind zwischen den Zeilen zu finden, ganz anders als bei uns. Anfangs befremdlich zu lesen, doch mit ein paar gelesenen Seiten gewöhnt man sich daran und lässt sich ein, in japanisches Denken und Leben. Was Takano hier vorgelegt hat, ist ein Roman, der einen am Ende nicht mehr loslässt. Der die Frage, ob eine Todesstrafe gerecht ist oder nicht, nicht beantwortet. Der aber dazu anregt, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, weil es den Leser nicht mehr loslässt. So einfach sind Lebens- oder wie in diesem Fall - Todesfragen nicht zu beantworten. Von daher sehr glaubwürdig, sehr erschreckend, sehr nachwirkend. Ohne zu urteilen oder zu bewerten, wird der Leser sich seine Antwort auf die Frage nach der Gerechtigkeit der Todesstrafe selbst suchen müssen.

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