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Rezension zu
Miss you

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Eine Geschichte, die das Leben schreibt

Von: Martinas Buchwelten
19.10.2016

Hier haben wir es leider eindeutig wieder mit einem Roman zu tun, der durch den irreführenden Klappentext dem Leser völlig andere Erwartungen vorspiegelt. Das finde ich sehr schade, da die Geschichte wirklich wunderbar erzählt wird. Den Liebesroman, den sich die meisten erwarten, gibt es nicht bzw. erst auf den letzten Seiten. Und das führt durch den Klappentext unweigerlich zu Enttäuschungen.... Da ich selbst aber lieber "kitschfrei" lese und eine Liebesgeschichte bei mir lieber im Hintergrund sein sollte, war ich von "Miss You" positiv überrascht. Man lernt hier zwei sehr individuelle Menschen kennen, die beide kein leichtes Leben haben und sich schuldig fühlen. Schuldig am Tod des Bruders oder am Tod der Mutter. Gus und Tess haben so viel gemeinsam und trotzdem finden sie erst nach etwa 500 Seiten zueinander. Sie begegnen sich das allererste Mal im Jahr 1997 in einer Kirche in Florenz. Tess und ihre Freundin Doll feiern den Schulabschluss mit einer Interrail-Tour. Während Doll als Friseurin arbeitet, wird Tess an der Londoner University aufgenommen. Doch als sie nach ihrer Reise Hause kommt, ist alles anders. Sie muss sich fortan alleine um ihre fünfjährige Schwester Hope kümmern und ihre Zukunftspläne zerplatzen wie eine Seifenblase. Auch Gus hat mit dem Schicksal zu kämpfen. Sein beliebter Bruder Ross findet beim Schifahren den Tod und während Gus ihm schon zu Lebzeiten nicht gerecht werden konnte, kann er das nach seinem Tod überhaupt nicht mehr. Die Eltern versinken in Trauer und ignorieren ihren zweiten Sohn noch mehr als zuvor. Gus beginnt sich abzunabeln und beginnt ein Studium an der Londoner University, wo er den Tod seines Bruder geheim hält und als Assistenzarzt zuerst in der Notaufnahme seinen Platz findet. Doch immer wieder zweifelt Gus an sich selbst.... Das Schicksal der Beiden ließ mich die ganzen 576 Seiten über nie kalt. Es berührt sehr und man wünscht sich für Gus und Tess, dass sie endlich etwas Glück erfahren. Jeder verliert sich in einer Aufgabe, der er/sie nicht gerecht werden kann. Gefallen hat mir, wie der Titel "Miss You" kombiniert mit den Rolling Stones Konzert, das Beide alleine besuchen, verbunden wird und den Inhalt so schön wiedergibt......man vermisst etwas oder jemand und weiß eigentlich nicht genau was oder wen. Obwohl ich bereits wusste, dass sich Tess und Gus erst sehr spät finden werden, hätte ich im Laufe der Geschichte trotzdem mit mehr Berührungspunkten gerechnet. Das Ende kam dann, obwohl man indirekt dem Aufeinandertreffen der Beiden entgegenfiebert, etwas zu schnell und lässt schlussendlich noch einige Fragen offen. Das war für mich leider der Punkt, an dem ich für mich keine 5 Sterne mehr geben kann. Charaktere: Die Nebencharaktere, wie Hope, Doll oder Nash, fand ich großartig beschrieben. Hope, die am Asperger Syndrom leidet und für die Musik lebt oder Doll, die auf der einen Seite ihre Naivität hervorkehrt und andererseits eine knallharte Geschäftsfrau wird, die weiß was sie will, fand ich realitätsnah und sehr lebendig dargestellt. Aber auch von allen anderen Personen konnte ich mir ein hervorragendes Bild machen. Es sind Menschen wie du und ich, mit großen und kleinen Problemen, Fehlern und ewigen Selbstzweifeln, die auch oft die falsche Entscheidung treffen. Trotzdem entwickeln sie sich im Laufe der Geschichte weiter. Schreibstil: Kate Eberlen schreibt detailliert, sehr bildhaft und lebendig. Der Roman liest sich sehr flüssig und leicht und ich war sofort mitten in der Geschichte, die 16 Jahre umspannt. Das Geschehen wird abwechselnd aus der Sicht der beiden Protagonisten erzählt. Die Autorin punktet mit einer sehr liebevollen Beschreibungen der Umgebung und der Landschaft. Man fühlt sich in der Toskana, als auch in London wie zuhause und falls man selbst schon einmal da war, überlegt man, ob man diese Plätze oder Straßen ebenfalls bereits besucht hat. Fazit : Ein wunderbarer leiser Roman über zwei Menschen voller Selbstzweifel, die füreinder bestimmt sind und ihren Platz im Leben suchen. Eine Geschichte, die das Leben schreibt.

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