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Rezension zu
Finderlohn

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Empfehlenswert

Von: Devona
07.11.2015

Normalerweise sage ich zum Klappentext nichts, ich lasse ihn als das stehen, wofür er gedacht ist: den Leser einzustimmen auf das Buch, seine Neugier auf das Buch zu wecken, indem Handlungsteile ANGEDEUTET werden. Der Klappentext von “Finderlohn” hat mir allerdings derartig die Petersilie verhagelt, dass das Lesevergnügen letztendlich ziemlich getrübt war. Das kann ich natürlich nicht dem Autor anlasten. Mein Klappentext hätte in etwa so ausgesehen: John Rothstein hat in den Sechzigern drei berühmte Romane veröffentlicht, seither aber nichts mehr. Morris Bellamy, ein psychopathischer Verehrer, ermordet den Autor aus Wut über dessen »Verrat«. Seine Beute besteht aus einer großen Menge Geld und einer wahren Fundgrube an Notizbüchern, die auch unveröffentlichte Romane enthalten. Bellamy vergräbt vorerst alles – und wandert dummerweise für ein völlig anderes Verbrechen in den Knast. Nach seiner Haftentlassung 34 Jahre später findet er das Versteck seiner Beute geplündert vor. Auf der Jagd nach dem Dieb kreuzt Bill Hodges, den wir als Detective a. D. aus Mr. Mercedes kennen, Morris`Weg. Kann er den Wahnsinnigen stoppen? Das hätte gereicht, um die Neugier des Lesers zu wecken. Der Klappentext, so wie er da steht, deckt ungefähr zwei Drittel der Handlung des -kingtypisch umfangreichen- Buchs ab. Nach diesen zwei Dritteln steigt auch Hodges mit seiner Crew erst aktiv in die Handlung ein, vorher erfährt er auf wenigen Seiten lediglich Erwähnung, um den Bezug zum vorherigen Band ( “Mr.Mercedes”) herzustellen. Aber bis zu diesem Punkt geht es in perspektivisch wechselnden Kapiteln nur um die Vorgeschichten von Morris Bellamy und Pete Saubers. Wer King kennt, weiß, dass er das gründlich und in aller möglichen Breite und Tiefe tut. Was völlig okay wäre, wenn man nicht schon aus dem Klappentext wüsste, worauf es hinaus läuft. Man wäre neugierig auf Pete gewesen, hätte er im Klappentext überhaupt keine Erwähnung gefunden. Man wäre ebenso neugierig auf den weiteren Verlauf der Handlung gewesen, würde man sie nicht kennen. So weiß man: Morris wird Pete jagen, Hodges soll`s richten. Und fragt sich beim Lesen andauernd: wann geht`s denn nun los. Ansonsten gibt es nichts zu meckern. King entwickelt die aus “Mr.Mercedes” bekannten Protagonisten weiter, die allerdings in diesem Band wirklich nur späte “Nebenrollen” einnehmen. Holly und Hodges betreiben mittlerweile eine kleine, aber einträgliche Detektei, der chaotische Hodges hat sich diszipliniert und achtet nun auf einen geregelten Tagesablauf, Gewicht und Ernährung. Holly konnte als mittlerweile eigenständiger Mensch ihre psychischen Defizite auf ein paar liebenswerte Macken reduzieren und ihr Selbstbewusstsein erheblich aufbessern. Jerome taucht in diesem Band noch später auf und gibt weiterhin den Sunnyboy. Wie von ihm gewohnt stellt King auch hier durch Involvierung handelnder Personen in die Handlungen vorherige Bücher (hier: Petes Vater in die Katastrophe aus “Mr.Mercedes”) Verbindungen her, die dem Leser Vertrautheit vermitteln. Das ist eines der Kingschen Markenzeichen, die ich sehr mag. Morris und Pete sind die Hauptprotagonisten dieses Buches, beide verfallen den Büchern von John Rothstein. Während man es bei Pete Leseleidenschaft nennen könnte, ist bei Morris die Grenze vom fanatischen Fan zur Besessenheit weit überschritten. Hier kann der Leser sich auch selbst hinterfragen: wie weit würde man für Dinge gehen, die man mit Leidenschaft praktiziert, wo sind die Grenzen? Ich fand diese Fixierung auf das geschriebene Wort eines Dritten von zwei so völlig unterschiedlichen Menschen wie Morris und Pete absolut faszinierend. Das aus dem Koffer verschwundene Geld ist Morris nicht wichtig. Er will Rothsteins Bücher. Hat man dann den Klappentext in der ausführlichen Form gelesen, kommt`s dank gradliniger Plotausrichtung auch schon zum großen Showdown. Der ist spannend, der ist rasant, der ist richtig, richtig gut. Und im allerletzten Kapitel war ich dann wieder versöhnt: ein grandioser Cliffhanger macht Lust auf den dritten Hodges-Band. „Finderlohn“ fühlt sich nach diesem letzten Kapitel wie ein Intermezzo zwischen Band 1 und Band 3 an, wie eine Brücke, über die man zurück in die Vergangenheit zu „Mr.Mercedes“ geht. Ich wünsche mir aber für den dritten Band , dass Bill Hodges und sein Team wieder mehr im Mittelpunkt stehen. Fazit: Klappentext versaut Spannung, trotzdem ein sehr empfehlenswertes Bill-Hodges-Buch.

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