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Rezension zu
Girl on the Train - Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich.

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Wie ein Regionalexpress, der erst in Fahrt kommen muss, aber dann überrascht

Von: RedSydney
26.09.2015

Inhalt Ihr Leben ist trost- und ereignislos und voller Probleme. Sie müsste es dringend neu ordnen, aber sie tut sich schwer damit, alte Gewohnheiten abzulegen. Bis etwas Schreckliches passiert. Rachel hätte sich für ihre Zukunft etwas viel Schöneres vorgestellt als die aussichtslose Gegenwart. Ihr Vorbild in der Hinsicht ist das scheinbar so glückliche Pärchen, das sie auf ihrer täglichen Zugfahrt nach London immer wieder beobachten kann. Felsenfest davon überzeugt, dass Jess und Jason, wie sie die beiden nennt, die perfekte Ehe führen, muss sie eines Morgens etwas Schockierendes beobachten. Tage später wird "Jess" vermisst und Rachel hat das drängende Gefühl, dass sie zur Aufklärung des Falles beitragen kann. Doch auf dem Polizeirevier verstrickt sie sich dermaßen in ihren Halbwahrheiten, dass ihr niemand Glauben schenken will. Allerdings ist ihre Ahnung, dass sie mehr weiß als gedacht, gar nicht so unbegründet. Meinung Girl on the Train wurde regelrecht als DAS Ereignis des Jahres gefeiert, da wollte ich mir unbedingt eine eigene Meinung dazu bilden. Und obwohl ich den Hype nicht ganz nachvollziehen kann, konnte mich das Buch in gewissen Punkten überraschen. Einer dieser Punkte waren die Charaktere. Ich muss gestehen, ich habe es in letzter Zeit selten erlebt, dass mir Figuren derart unsympathisch waren und mir gleichzeitig so lebensecht erschienen. Paula Hawkins zeigt Antihelden der schmerzlichsten Sorte, die egoistisch, selbstsüchtig und voller Selbstmitleid sein können. Die sich und andere verletzen, weil sie nicht wissen, was sie wollen und was ihnen wichtig ist. Die gedankenlos und unverantwortlich handeln, da sie sich ihren Ängsten nicht stellen wollen und nach außen hin lieber so tun, als wären sie glücklich. Und dennoch schafft es die Autorin, eine emotionale Nähe herzustellen, sodass man mit ihren Protagonisten mitfühlt und sich darauf einlässt herauszufinden, was sie antreibt oder davon abhält, bestimmte Dinge zu unternehmen. Manchmal ist das recht beängstigend mitzuerleben, doch auf der anderen Seite bleiben gewisse Beweggründe auch im Dunkeln, die man vielleicht gar nicht nachvollziehen könnte, obwohl sie in der Realität durchaus vorkommen. Der Schreibstil und die Gliederungen erinnern an diejenigen eines Tagebuchs: Mit dem jeweiligen Datum als Titel beschreiben die Frauen, zwischen denen die Perspektive hin- und herwechselt, ihren jeweiligen Tagesablauf beziehungsweise wichtige Ereignisse. Meist stehen dabei ihre Gefühle, Träume und Ängste im Vordergrund und verleihen dem Roman eher die Atmosphäre eines Dramas. Dadurch lernt man die Personen näher kennen und kann sich besser in sie hineinzuversetzen, sodass man nicht den Eindruck hat, einem 0815-Thriller mit wandelnden Stereotypen vor sich zu haben. Allerdings kommt dadurch die Handlung nur sehr gemächlich in Fahrt und lässt die oft angepriesene Spannung vermissen. Erst zum Ende hin wird man von unerwarteten Wendungen überrascht und mitgerissen, doch solange muss man sich gedulden. Dabei können auch die Zeitensprünge hin und wieder verwirrend sein, wenn man sie nicht genau nachverfolgt oder von der Geschichte derart gefangen ist, dass man die Überschrift überliest. Fazit Mit Girl on the Train ist Paula Hawkins ein überdurchschnittliches Werk gelungen, das zum größten Teil überzeugen kann. Die realistischen, wenn auch nicht sehr sympathischen Figuren, die durch ihre Schwächen und ihr Fehlverhalten bestechen, ihre tiefgründige Darstellung und der rasante Schluss sprechen ganz eindeutig für den Roman. Leider braucht dieser mehrere Kapitel, um in Schwung zu kommen, und die Atmosphäre erinnert anfangs eher an ein Drama als an einen Thriller. Außerdem sollte man die Zeitsprünge genau im Auge behalten, um nicht den Überblick zu verlieren. Wer gerne Geschichten über nachvollziehbare Antihelden liest, besonders über weibliche, und nach dem Lesen der Inhaltsangabe nicht unbedingt eine durchweg actiongeladene Handlung erwartet, der kann diesem Buch sofort eine Chance geben.

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