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Rezension zu
Klytämnestra

Klytämnestra als Heldin ist eine ungewöhnliche Wahl...

Von: Book Butterflies
07.07.2024

In "Klytämestra" entführt uns Constanza Casati in die Welt der antiken griechischen Mythen und fokussiert sich dabei auf eine der faszinierendsten, aber oft vernachlässigten Figuren: Klytämnestra, die Tochter des Königs von Sparta. Als ihr Ehemann Agamemnon ihre Tochter den Göttern opfert, um günstige Winde zu erhalten, beginnt Klytämnestra, gegen ihn zu intrigieren – ein Rachefeldzug, der sich als zentrales Thema durch das Buch zieht. Klytämnestra als Heldin ist eine ungewöhnliche Wahl. Von ihrer Schwester Helena und den trojanischen Kriegen hat man natürlich schon viel gehört und gelesen, aber ich kannte Klytämnestras tragische und von Leid durchzogene Lebensgeschichte bisher nicht. So war ich gespannt auf diese Geschichte einer Frau aus der griechischen Mythologie. Es erinnert an "Circe" von Madeline Miller, das mich zurück zu den griechischen Mythen brachte. Feministische Neuerzählungen, welche Frauenfiguren in den Mittelpunkt stellen, sind ja gerade absolut im Trend. Im Vergleich zu "Circe" ist Casatis Schreibstil allerdings weniger poetisch und melodisch. Er wirkt schlichter und erzählender, manchmal fast sprunghaft, wenn sie von einer Szene zur nächsten hüpft. Dieses Stilmittel lässt die Geschichte zwar zügig voranschreiten, doch hätte ich mir stellenweise mehr Tiefe und Verweilen in bestimmten Szenen gewünscht. Für mich gab es zu wenige Einblick in die menschliche Natur, das allgemeine Leben der Frauen in Sparta und dem griechischen Leben. Ein Punkt, der mir weniger gefiel, war das übermäßige Name-Dropping. Auch wenn Klytämnestra im Mittelpunkt bleibt, merkt man, dass die Autorin das Fachgebiet studiert hat. Für die Story wäre es vielleicht besser gewesen, weniger wichtige Randfiguren und ihre Verbindungen untereinander wegzulassen. Eine schöne Landkarte ist vorhanden, aber leider sind nicht alle erwähnten Orte darauf zu finden. Der Stammbaum ist zwar hilfreich, spoilert jedoch gleichzeitig, falls man Klytämnestras Geschichte nicht bereits kennt. Die Geschichte wird chronologisch erzählt, was ich als angenehm empfand. Allerdings konnte ich den Figuren nicht so nahe kommen, da die Erzählweise oft distanziert wirkt – im Stile alter Sagenerzählungen, was für mich nicht immer passend war. Trotzdem gab es einige schön geschriebene Stellen, die ich mir markiert habe. Klytämnestras Leidensgeschichte ist besonders bewegend: Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen? Hauptthemen des Buches sind Familie, Rache und Gerechtigkeit. Klytämnestra selbst ist wahnsinnig vielschichtig und eine komplexe Figur. Ich habe viel über ihre Geschichte gelernt, die es wert ist, erzählt zu werden. In vielen Erzählungen wird sie als grausame und rachsüchtige Frau dargestellt. Casati schafft es jedoch, dass man eine große Sympathie für sie empfindet und die meisten ihrer Handlungen durchaus nachvollziehen kann. Es gibt eben oft zwei Seiten einer Medaille, und die Welt ist nicht nur schwarz und weiß. Alles in allem ist "Klytämestra" von Constanza Casati eine lohnenswerte Lektüre für alle, die sich für griechische Mythologie und starke Frauenfiguren interessieren. Trotz einiger stilistischer Schwächen bietet das Buch eine tiefgehende und menschliche Perspektive auf eine der faszinierendsten Figuren der antiken Literatur. Vielen Dank an den Goldmann Verlag für das Rezensionsexemplar

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