Rezension zu
Aufs Land

Sadie Jones' "Aufs Land" erzählt die Geschichte von Amy und Lan, die auf einer gemeinschaftlichen Farm im ländlichen Herefordshire aufwachsen. Die Erzählung wechselt zwischen den Perspektiven der beiden Kinder und begleitet sie über einen Zeitraum von fünf Jahren, von 2005 bis 2010. Gemeinsam mit ihren Familien und Freunden leben sie auf dem Hof Frith, wo sie das Abenteuer und die Herausforderungen des Landlebens hautnah erleben. Jones' Darstellung des Lebens auf Frith Farm ist lebendig und fesselnd. Der Alltag auf der Farm, geprägt von Selbstversorgung, Tierhaltung und der Renovierung des alten Bauernhofs, wird detailreich und authentisch geschildert. Die Idylle des Landlebens wird jedoch nicht romantisiert; die Härten und Brutalitäten des bäuerlichen Lebens bleiben ebenso präsent wie die magischen Momente. Besonders eindrücklich sind die Beschreibungen der Tiere, wie die verwaiste Kuh Gabriella Weihnacht, die für die Kinder ein besonderes Highlight darstellt. Die Erzählstruktur, die abwechselnd aus den Augen von Amy und Lan berichtet, schafft eine tiefe Verbindung zu den Protagonisten. Obwohl die Stimmen der Kinder manchmal schwer zu unterscheiden sind, verstärkt dies das Gefühl, dass sie zwei Hälften eines Ganzen sind. Diese Erzählweise fängt die unschuldige und zugleich scharfsinnige Sichtweise der Kinder auf die Erwachsenenwelt ein und betont die Unklarheiten und Missverständnisse, die aus ihrer kindlichen Perspektive entstehen. Die Erwachsenen in der Geschichte, darunter Amy und Lans Eltern sowie ihre Nachbarn, sind oft schwer greifbar und wirken manchmal stereotyp. Dennoch gelingt es Jones, die Dynamiken und Spannungen innerhalb der Gemeinschaft authentisch darzustellen. Die Konflikte, die durch finanzielle Engpässe und unterschiedliche Lebensziele entstehen, bringen eine dunklere Note in die sonst heitere Erzählung. Das Buch wechselt gekonnt zwischen heiteren und ernsten Tönen. Es bietet humorvolle und rührende Szenen, wie die kindlichen Streiche und Entdeckungen auf der Farm, und wird gleichzeitig von einer unterschwelligen Melancholie durchzogen, die das Erwachsenwerden und den Verlust der kindlichen Unbeschwertheit thematisiert. Insgesamt ist "Aufs Land" ein bezaubernder Roman, der das ländliche Leben mit all seinen Höhen und Tiefen einfängt. Sadie Jones beweist sich als meisterhafte Erzählerin, die es versteht, sowohl die Schönheit als auch die Härte des Lebens auf dem Land eindrucksvoll darzustellen.