Rezension zu
Die Vorhersage

Nikki Erlick hat eine interessante Welt geschaffen, in der das Wissen bzw. Nichtwissen der eigenen Lebensdauer das Leben der Menschheit in eine Waagschale wirft. Binnen kürzester Zeit ist die Menschheit in "Langfäden" und "Kurzfäden gespalten, wobei die "Kurzfäden" einer immer stärkeren Diskriminierung ausgesetzt sind. Denn wo ist der Sinn diesen kurzlebingen Mitmenschen Arbeit zu geben oder gar Beziehungen mit ihnen einzugehen, wenn sie ohnehin alsbald versterben werden? Sollte man als "Kurzfaden" überhaupt noch versichert oder gar bei Krankheit behandelt werden? Was "lohnt" sich in diese Leben zu investieren ? Erlick katapultiert uns in die Abgründe menschlichen Denkens, unserer Vorurteile und Klassendenkens. Man bekommt als Leser Schubladendenken deluxe präsentiert, anwendbar auf all unsere aktuellen Themen, in denen unsere bekannte Denkweise zum Einsatz kommt : Rassismus, Frauenfeindlichkeit, Ausländerhass etc... Mir hat gut gefallen, dass Erlick einen utopischen Weg geht, um mit diesen gesellschaftlichen Problemen zu spielen und nicht anhand der offenkundigen Probleme und Diskriminierungen. Ein spannendes Gedankenexperiment das für mich aber nicht weit genug ging, zu viele Fragen unbeantwortet lies und vor allem manchmal etwas zäh zu lesen war. Der Schreibstil erinnert an reine Beobachtungen oder gar einen Zeitungsartikel, was mir im Endeffekt die fantastische Grundidee der Geschichte etwas mürbe gemacht hat. Nichts desto trotz ein gutes solides Buch und sicherlich eine Leseempfehlung meinerseits. 3.5*/5*