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Rezension zu
Im Krieg

Schmerzhaftes Alltagsleben im Krieg

Von: Martina
19.05.2024

„Im Krieg: Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg“ von Nora Krug greift ein Thema von höchster Aktualität und Tragik auf, das die europäische Sicherheits- und Friedensordnung seit 2022 erschüttert. Nora Krug, bereits bekannt für ihre subtilen visuellen Narrationen in dem Buch „Heimat. Ein deutsches Familienalbun“ wagt sich in die unmittelbaren psychischen und physischen Kriegslandschaften der Ukraine und Russlands vor. Ihr Buch ist eine künstlerische Auseinandersetzung, die den Alltag in einem Konflikt beleuchtet, der in den Medien oft nur in seinen groben Zügen verhandelt wird. Die Autorin wählt hierfür eine Form des visuellen Journalismus, indem sie Einblicke in das Leben einer ukrainischen Journalistin und eines russischen Künstlers während des ersten Kriegsjahres gibt. Diese persönlichen Perspektiven sind tiefgreifend, da sie das individuelle Leid, den täglichen Überlebenskampf, aber auch Momente stiller Auflehnung und stummer Akzeptanz erfassen. Krug dokumentiert nicht nur; sie illustriert und transformiert die Berichte in ein mehrdimensionales, visuell eindrucksvolles Tagebuch. Die Stärke des Buches liegt in seiner Fähigkeit, emotionale Tiefe zu erzeugen ohne dabei voyeuristisch zu werden. Krug zeigt auf, wie komplexe und widersprüchliche Gefühle nebenbei in der Normalität des Lebens während des Krieges Platz finden. Ihre Illustrationen sind dabei nicht nur Begleitmaterial, sondern essentielle narrative Bestandteile, die Empfindungen und Stimmungen oft besser einfangen als es Worte vermögen. Die künstlerische Umsetzung hebt „Im Krieg“ aus der Masse vergleichbarer Werke hervor. Dies ist keine distanzierte Dokumentation, sondern ein empathisches, bildgewaltiges Werk, das den Betrachter unfreiwillig zum Zeugen macht. Nora Krug versteht es ausgezeichnet, die Zwiespältigkeit ihrer Protagonisten – eingekeilt zwischen nationaler Identität und persönlicher Integrität – herauszuarbeiten. Sie zeigt auf, wie der Krieg sowohl ein physischer als auch ein psychologischer Zustand ist, der die Landschaft und die Seelenlandschaft seiner Opfer verändert. Die Publikation dieses Werkes könnte nicht zeitgemäßer sein. Angesichts zunehmender internationaler Spannungen liefert „Im Krieg“ nicht nur einen bedeutsamen künstlerischen Beitrag, sondern auch ein bedeutsames historisches Dokument, das die Dringlichkeit und die menschliche Dimension des andauernden Konflikts begreiflich macht.

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