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Rezension zu
Beklaute Frauen

Ein hervorragend recherchiertes Sachbuch - so packend wie ein Thriller!

Von: Wandern zwischen Büchern
12.03.2024

Dass Frauen bis heute leider weniger sichtbar sind als Männer, dass sie oftmals weniger Anerkennung bekommen und härter arbeiten müssen, um eine hohe Position zu erreichen – das wissen wir und das ist traurig genug. Weil es zeigt, dass wir im Jahr 2024 immer noch weit von einer Gleichstellung der Geschlechter entfernt sind. Dass Frauen aber bis heute nicht einfach „nur“ unsichtbar sind, sondern bis in die jüngste Vergangenheit hinein immer wieder um ihre Erfolge, ihre Stimme und ihre Kunst gebracht wurden – genau das zeigt Leonie Schöler (heyleonie) sehr eindrucksvoll in ihrem Buch „Beklaute Frauen“. Und eines kann ich verraten: Der Titel ist Programm! Denn in insgesamt sechs großen Kapiteln mit unterschiedlichen Themenschwerpunkten geht es, um es vereinfacht auszudrücken, um den Diebstahl von Männern an Frauen. Oder komplizierter: Um den Betrug eines von Männern gemachten und auf den Erfolg von Männern abzielenden Systems an Frauen. Leonie Schöler beschränkt sich dabei auf die jüngere Geschichte (ab dem 19. Jh.) in Europa – denn andernfalls würde sie das Buch wahrscheinlich noch lange nicht beendet haben, so viele Seiten könnte man mit der systemischen Benachteiligung von Frauen überall auf der Welt füllen. Reich an beeindruckenden und zugleich schockierenden Biografien ist „Beklaute Frauen“ trotzdem. Wir lernen Frauen kennen, die essenzielle Beiträge in der Wissenschaft geleistet, die Revolutionen und Kriege wesentlich mitgetragen haben, die großen Anteil haben an dem Erfolg bis heute berühmter Männer und die großartige Kunst und Literatur geschaffen haben – und doch unsichtbar blieben, übergangen oder schlichtweg vergessen wurden. So erfährt man vieles über die jüngere Geschichte von Frauen, aber auch über so „geniale“ Köpfe wie Karl Marx, Albert Einstein, Bertolt Brecht und Pablo Picasso. Ich kann sagen: Das macht absolut nicht immer Spaß. Im Gegenteil: Wut im Bauch garantiert! Aber es sind so wichtige Biografien so großer Frauen wie Rosalind Franklin, Mileva Maric, Lise Meitner, Jocelyn Bell Burnell und Noor Inayat Khan, um nur einige zu nennen, die man unbedingt kennen sollte. Schöler konzentriert sich dabei aber nicht vorrangig auf Einzelschicksale, auch wenn uns im Buch viele begegnen, sondern schaut sich genau an, in welchen Bereichen Frauen in der Vergangenheit beklaut, diffamiert und übergangen wurden (Spoiler: eigentlich in allen) und spürt dabei einem System nach, das uns bis heute im Klammergriff hält. Sie schreibt dabei sehr gut verständlich und trotzdem wissenschaftlich fundiert und man merkt man dem Buch an, dass es hervorragend recherchiert und glänzend strukturiert wurde. Infokästen mit Hintergrundinformationen und zahlreiche Abbildungen ergänzen den sehr gehaltvollen und trotzdem gut verständlichen Text – was „Beklaute Frauen“ zu einem der besten Sachbücher macht, die ich in den letzten Jahren gelesen habe. Und sicherlich zu einem der wichtigsten: Denn nur, wenn wir uns bewusst machen, wie systematisch Frauen, BIPOC und Menschen aus der LGBTQIA+-Community jahrhunderte-, jartausendelang marginalisiert, verfolgt und teils sogar getötet wurden, können wir es in Zukunft besser machen. Ich sage deshalb: Lest dieses Buch, unbedingt!

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