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Rezension zu
Beklaute Frauen

Beklaute Frauen

Von: Manuela Hahn
12.03.2024

An einer Stelle im Buch fragt die Autorin, ob man 10 Wissenschaftlerinnen nennen könnte. Ich kam nach längerem Nachdenken auf 6, bei männlichen Wissenschaftlern wären es mehr gewesen, viel mehr. Bei Künstlerinnen und Künstlern sah das Ergebnis noch viel schlechter aus, bei Schriftstellerinnen viel besser, auch bei denen, die zu ihrer Zeit unter einem männlichen Pseudonym schreiben mussten, weil ihre oft gesellschaftskritischen Romane wohl nicht gelesen worden wären. Nur woran liegt es, das Frauen nicht so präsent in der Geschichte sind, wie es ihnen eigentlich gebührt? »Das liegt daran, dass Frauen schon seit der Steinzeit für die Kinderpflege und die Versorgung der Männer, die auf die Jagt gingen und die Sippe beschützen, zuständig waren, sie waren ja nur dafür geeignet.« »Es gab halt nicht soviel bedeutende Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen, Kämpferinnen, Schriftstellerinnen...« Diese Antwort kommt bei vielen noch wie aus der Pistole geschossen, wenn man sie fragt. Das ist natürlich absoluter Quatsch, schon in der Steinzeit wurde jeder nach seinen Fähigkeiten eingesetzt, denn nur zusammen konnte die Sippe überleben. Irgendwann allerdings wurde aus »Jeder nach seinen Fähigkeiten« »Männer an die Macht, Frauen an den Herd.« Und das dauert bis heute an. Leonie Schöler führt uns in ihrem Buch durch die Geschichte, der Menschheit, in der Einleitung schreibt sie das bei archäologischen Grabungen die Bestatteten nach ihren Grabbeigaben zugeordnet wurden. Waffen = Mann Schmuck = Frau Nur wurde genau das mit neuen wissenschaftlichen Methoden widerlegt und es stellte sich heraus das 30–50 % der untersuchten Skelette biologische Frauen waren. Wir müssen also unser Weltbild von Beginn an revidieren. Ich könnte euch noch seitenweise über die einzelnen Abschnitte erzählen, mich hat ehrlicherweise am meisten der Abschnitt »Noch nie gehört. Frauen hinter männlichen Pseudonymen« interessiert. Vor längerer Zeit habe ich viele Science-Fiction-Romane gelesen und auch wenn mir die Namen nicht mehr in Erinnerung geblieben sind, hatte ich die feste Meinung »Frauen können das nicht schreiben«. Weil die zwei Bücher, die offensichtlich nicht von Männern geschrieben waren, nicht meinem persönlichen Geschmack entsprachen. Was ich damals nicht wusste, auch viele der Bücher, die ich großartig fand, waren von Frauen, nur stand auf dem Buchdeckel ein männliches oder geschlechtsneutrales Pseudonym. Heute weiß ich, dass Frauen großartiges zu Papier bringen, egal in welchem Genre. So können Vorurteile entstehen. Ich habe das Buch von Leonie Schöler innerhalb kürzester Zeit durchgelesen, manches zieht sich ein bisschen, aber zu 98 % hat mich sowohl ihr Schreibstil, der mal humorvoll und mal sehr ernst ist, als natürlich auch der Inhalt begeistert. Sie zeigt auf, wie Frauen systematisch unsichtbar gemacht wurden, schlimmer noch wie sie gedemütigt und verleugnet wurden, von Kollegen und oft auch von ihren eigenen Ehemännern. Dieses Buch lässt mich mit einem neuen Blick auf die Geschichte zurück wie ich sie in der Schule gelernt habe. Einstein ist der Erfinder der Relativitätstheorie, von der Arbeit seiner 1. Frau Mileva Marić, die wohl einen großen Anteil an seinem Erfolg hatte, ist wenig bekannt. Ach ja und Jeanne d`Arc war ein Mann. Das behauptete zumindest der deutsche Historiker Walter Rost im Jahr 1983, als ich dieses Kapitel las, wusste ich nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Von mir gibt es auf jeden Fall eine klare Leseempfehlung.

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