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Rezension zu
Im Krieg

Im Krieg

Von: Elena_liest
24.02.2024

Kurz nachdem Russland am 24. Februar 2022 einen erneuten, nicht provozierten militärischen Großangriff auf die Ukraine startete, nahm Nora Krug Kontakt zu K., einer Journalistin aus Kyjiw und D., einem Künstler aus St. Petersburg auf. Sie erkundigte sich, wie es ihnen ging - und entwickelte nach deren offenen, verletzlichen Antworten die Idee, ein illustriertes wöchentliches Tagebuch zu gestalten. Die beiden Personen stimmten dem Projekt zu und Nora Krug befragte sie jedes Wochenende zu ihren Gedanken, ihrem Befinden, ihren Alltagserfahrungen im Krieg. Ihre Textnachrichten fasste sie zu einer zusammenhängenden Erzählung zusammen, änderte einige Details, um die Anonymität von K. und D. zu wahren, sprach die Endfassung mit den beiden ab und zeichnete letztlich auf Grundlage einer Mischung aus Recherchen und Fantasie die dazugehörigen Illustrationen. Die Tagebucheinträge wurden großteils wöchentlich zwischen Februar 2022 und Februar 2023 in der Los Angeles Times veröffentlicht. In "Im Krieg: Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg", aus dem Englischen übersetzt von Alexander Weber, versammelt Nora Krug all diese Tagebucheinträge und versieht sie mit einem einordnenden Vorwort. Auf der linken Seite des Buches sind jeweils die Beiträge der Ukrainerin K., auf der rechten Seite die des Russen D. dargestellt, in visuell hervorgehobenen und mit Bildern unterstützten Texten. Nora Krug schafft es, sehr nah an den beiden Erzählenden zu bleiben, sie nimmt selbst keine Bewertung vor, distanziert sich aber durch das Vorwort von einigen von D. getroffenen Aussagen. Entstanden ist ein erschütternder Echtzeitbericht aus zwei sehr unterschiedlichen Perspektiven. Ich finde Nora Krugs neue Graphic Novel sehr lesenswert, da sie eine ganz neue Form der Auseinandersetzung mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine durch bildlich unterstützte persönliche Erzählungen bietet. Allerdings sehe ich die Darstellungsform des direkten Nebeneinanderlegens, des Erzeugens einer Parallelität der Tagebucheinträge durchaus auch kritisch. Ist es in Ordnung, ukrainische direkt neben russische Perspektiven zu platzieren? Ich denke, diese Frage können weder ich, noch Nora Krug aus unserer westeuropäischen Sichtweise abschließend beantworten. Mir persönlich ging "Im Krieg: Zwei illustrierte Tagebücher aus Kiew und St. Petersburg" sehr nahe, es hat mir einen Einblick in den Kriegsalltag und viele neue Denkanstöße gegeben.

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