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Rezension zu
Wie die Schweden das Träumen erfanden

So gut amüsiert, wie schon lange nicht mehr mit einem Buch!

Von: Andreas
21.11.2023

Wer es nicht versucht, kann auch nicht gewinnen. Nach diesem Motto stürzt sich Julia Bäck, die frisch gebackene Bürgermeisterin des kleinen schwedischen Ortes Halstaholm, in einen Wettbewerb, den sie doch eigentlich gar nicht gewinnen kann. Halstaholm ist so etwas wie eine sterbende Stadt, nachdem vor mehr als zehn Jahren der einzig bedeutende Betrieb zusperren musste. Achthundert Arbeitsplätze sind weg, aber das Industriegelände samt modernem Gebäude sind noch da. Hundert Kilometer von Stockholm entfernt, mit dem Auto fährt man eine Stunde zur Hauptstadt und die meisten Leute sind schon weggezogen, die meisten Geschäfte haben geschlossen. Wenig mehr als 8.000 Menschen wohnen noch im Ort und die werden auch immer weniger. Es kann also nur noch bergab gehen. Julia Bäck liest davon, dass sich der weltgrößte Bettenhersteller, der den blumigen Namen Traumbett als Marke führt, sich mit einem neuen Werk in Schweden ansiedeln möchte. Zwar hat sich bisher nur Stockholm als Standort dafür empfohlen, aber Julia … siehe oben: Sie versucht es. Ihre erste telefonische Kontaktaufnahme mit Konrad Kaltenbacher jr., dem Juniorchef des Bettenriesen, ist so urkomisch, dieser Dialog ist schon verbaler Slapstick im besten Sinn. Da habe ich bei Lesen ein Bild im Kopf, wie der Autor Jonas Jonasson beim Schreiben vor Lachen kaum mehr die Tasten findet. Bestens gelaunt und mit Freude auf das noch zu lesende: es ist ein überaus passender und nicht zu vielversprechender Auftakt für einen unglaublich amüsanten Roman. Julia Bäck zaubert mithilfe einiger Mitbürgerinnen und Mitbürger, die natürlich sofort Feuer und Flamme für das Projekt sind, so etwas wie ein Potemkinsches Dorf. Eine perfekte Fassade wird für den angekündigten Besuch des Firmenchefs aufgebaut und darum herum so etwas wie eine lebendige Stadt inszeniert. Der Gast ist dann zwar von dem, was ihm geboten wird, weit beeindruckter, als er es sich vorstellen konnte; vor allem aber von Julia. Während sich der kleine Ort Halstaholm mit bescheidenen, manchen nicht ganz rechtmäßigen, aber eben durchaus wirkungsvollen Mitteln einen Weg ins Herz von Herrn Kaltenbach findet, werkt in Stockholm ein um teures Geld engagierter Berater daran, die Investition in Stockholm zu sichern. Wirklich großartig charakterisiert Jonasson dieses toughen Konsulenten namens Kenneth Carlander, der sehr gerne mit Anglizismen um sich wirft, sich auch insgesamt für den Nabel der Schöpfung hält. In den nun folgenden Verwicklungen und Intrigen darf natürlich auch ein finsterer Gegenspieler von Julia Bäck nicht fehlen. Der sitzt im Gemeinderat von Halstaholm und ist grundsätzlich gegen alles, was die Bürgermeisterin plant. Um ihr zu schaden, würde er so ziemlich alles tun … Eine turbulente Komödie, bei der ich mich so gut amüsiert habe, wie schon lange nicht mehr mit einem Buch. Es umfasst nur übersichtliche 160 Seiten, was es perfekt für einen unterhaltsamen November-Nachmittag (als Kontrastprogramm zum Nebel draußen) macht :-)

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