Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die Buchbinderin von Oxford

Zwischen den Zeilen einer neuen Zeit

Von: Thebootedkat
13.11.2023

Peggy hat einen großen Traum: Eines Tages studieren zu können. Allerdings ist das zu Beginn des Ersten Weltkrieges so gut wie unmöglich. Die Männer sind im Krieg, die Frauen werden gebraucht, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Außerdem braucht ihre Zwillingsschwester Maude sie. Also falzt Peggy weiterhin Druckbögen, so wie es ihre Mutter bereits getan hat. Nur mit dem Träumen hört sie nicht auf, denn vielleicht besteht ja doch noch die klitzekleine Chance, sie wahr werden zu lassen. Mit Peggy erschafft Pip Williams eine kluge und wissbegierige junge Frau, die vor Neugier fast platzt, wenn sie nicht weiß, wie ein Satz, der auf ihrem Falzbogen beginnt, weitergeht. Obwohl sie sich jedesmal Ärger einhandelt, muss sie wissen, wie der Satz endet. Und obwohl sie davon träumt, eines Tages mehr zu lernen, studieren zu können gibt die Autorin ihrer Protagonistin eine tiefe Liebe für das Buch und das Lesen mit. Aber auch eine innere Zerrissenheit, denn Peggy kümmert sich seit dem Tod der Mutter um ihre Zwillingsschwester Maude, die ein wenig langsamer und verträumt ist. Ihren Träumen zu folgen, hieße nicht mehr wie bisher auf Maude aufpassen zu können. Durch die lebendige Sprache und die Ich-Erzählerin wird man beim Lesen in die Buchbinderei mitgenommen und bekommt zwischenzeitlich das Gefühl Peggy bei der Arbeit über die Schulter zu schauen. Hinzu kommt, dass die einzelnen Schritte bis zur Fertigung eines Buches in die Geschichte hineingewoben werden. Allerdings spürt man ebenso die zwiespältige Stimmung zu Beginn des Ersten Weltkrieges. Einerseits herrschen große Begeisterung und Hoffnung, dass schon Weihnachten alles vorbei sein könnte (wie wir heute wissen, war es das nicht), andererseits aber auch die Sorge um Ehemänner, Väter und Söhne, die sich voll von eben dieser Begeisterung für die Armee gemeldet hatten. Inmitten dieses Settings erzählt Pip Williams nicht nur eine Geschichte von Träumen, Emanzipation und der Liebe zu Büchern, sondern auch eine Geschichte von Angst, Armut und Gesellschaft.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.