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Rezension zu
Girl on the Train - Du kennst sie nicht, aber sie kennt dich.

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Großartig gelungene Charaktere

Von: Lesen ist
04.08.2015

Rachel ist eine von drei Hauptcharakteren, sie ist das »Girl on the Train«. Sie fährt morgens mit dem Zug nach London, und abends natürlich wieder nach Hause. Am Freitag den 5. Juli 2013, morgens, sieht sie ein Häufchen Kleidung neben den Gleisen und spekuliert darüber, woher diese Gegenstände kommen, das macht sie oft. Der Zug bleibt fast täglich beim gleichen Signal stehen und Rachel schaut zu den Häusern entlang der Strecke. Sie sitzt immer so, dass sie ein bestimmtes Haus und seine Bewohner sehen kann, Nummer 15. Hier wohnt ein Pärchen, das sie Jess und Jason nennt, sie glaubt zu wissen, dass sie glücklich sind, und beneidet sie. Am Freitag auf dem Weg nach Hause trinkt sie bereits Gin und Tonic auf der Dose. Sie freut sich nicht auf das Wochenende, die 48 leeren Stunden vor sich. Rachel ist krank, das bekommt man relativ schnell mit. Viele Leser finden sie sehr nervig, können sie nicht verstehen. Sie ist Alkoholikerin, depressiv, emotional am Ende. Nach und nach erfahren wir mehr darüber, wie es so weit kommen konnte, über ihre derzeitige Situation und wie glücklich sie selbst einmal war. Ich empfand tiefes Mitleid mit ihr. Obwohl ich selbst nie in so einer Situation war, fast nie Alkohol trinke und auch niemals depressiv war, konnte ich sie verstehen. Manche Menschen neigen mehr zur Alkoholsucht als andere und es ist eine Krankheit. Ich konnte auch ihre Motivation für ihre Handlungen während dieser Geschichte verstehen. Ich finde, Paula Hawkins hat sie sehr erfolgreich gezeichnet, die Verzweiflung, Scham und Trauer greifbar gemacht. Die Frau, die Rachel beobachtet und Jess nennt, heißt Megan. Sie hat ihre eigenen Probleme, ist nicht glücklich, kein Unschuldsengel oder eine treusorgende Ehefrau. Ihre Vergangenheit ist sehr bewegt und sie hat ihre eigenen Geister, die sie verfolgen. Die kurzen Augenblicke, in denen Rachel sie mit ihrem Mann beobachten kann, zeigen eine Fassade die zerbröckelt, wenn man genauer hinsieht. Und dann gibt es Anna, die im Haus Nummer 23 lebt, mit ihrem Ehemann Tom und ihren kleinem Mädchen. Rachel kennt sie und glaubt sogar Tom in- und auswendig zu kennen. Zu sagen, ich mochte Anna von Anfang an nicht, ist vielleicht untertrieben. Ich empfand sie als kaltschnäuzig, egoistisch und eingebildet und so voll Hass. Ihre Motivation für das, was sie tut, nehme ich ihr nicht ab, sie ist nicht mal zu sich selbst ehrlich. Diese drei Frauen erzählen abwechselnd aus der Ich-Perspektive, Megan etwas zeitversetzt in der Vergangenheit, und wir bekommen einen Einblick in die jeweiligen Gedankenwelt. Sie könnten gar nicht unterschiedlicher sein. Die Charakterisierung ist absolute gelungen! Eines Tages ist Megan verschwunden. Doch Rachel hat am Tag davor etwas beobachtet, dass sie unbedingt der Polizei erzählen muss. Und so verstrickt sie sich immer tiefer in die Geschichte. Die Handlung ist nicht aktionsreich, es gibt keine rasante Jagd nach einem Mörder und die Polizei spielt kaum eine Rolle. Die Geschichte zieht den Leser in die Welt hinter der Fassade, dort wo die Psychospielchen stattfinden, in den Schrank, wo die Leichen versteckt sind, in die Gedankenwelt der Frauen, dorthin wo sie ihre Geheimnisse hüten. Bis zwölf Kapitel vor dem Ende tappte ich im Dunkeln. Doch dann hatte ich einen starken Verdacht, der sich auch bestätigt hat, aber es blieb spannend bis zum Schluss! Drei sehr schwierige Charaktere, die in meinen Augen großartig gelungen sind. Man will keine von ihnen zur Freundin haben und eigentlich kennen sie sich gegenseitig nicht, doch ihre Schicksale sind miteinander verbunden. Es gibt niemanden in diesem Buch, den man mögen kann, manche sind richtig grauenerregend. Lug und Trug, Sein und Schein, wem kann man noch glauben, wem kann man vertrauen? Und was verbirgt sich hinter der Fassade? Ein beachtenswerter Psychothriller, der einen mitreißt, hinabzieht, erschüttert und wieder ausspuckt. Vor allem braucht dieses Buch/Hörbuch keine Vergleiche scheuen! Die Sprecherinnen Eigentlich sind mir männliche Sprecher lieber, aber hier geht das nicht. Clare Corbett spricht Rachel und macht ihre Sache hervorragend, überzeugend und mit einer sehr angenehmen und auch passenden Stimme. Louise Brealey spricht Megan aber ich empfand sie manchmal als etwas zu lallend, das hätte dann doch eher zu Rachel gepasst. Im Großen und Ganzen bringt sie aber doch die kindliche Unsicherheit von Megan gut rüber. India Fisher spricht Anna und ich bin fast erschrocken, als ich sie hörte! Laut wie eine Reporterin die einem dramatischen Bericht in den Nachrichten bringt, fast emotionslos, wenn sie nicht gerade über Rachel schimpft. Die Stimme liegt mir persönlich nicht.

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