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Rezension zu
Nomaden der Ozeane – Das Geheimnis der Meeresschildkröten

360° Blick auf die Meeresschildkröten

Von: Mo
25.04.2023

Das Hardcoverbuch ist toll. Den Schutzumschlag habe ich beim Lesen ganz abgemacht und darunter kommt ein schlichtes Babyblau mit weißem Titel zum Vorschein. Die Ausgestaltung des Innenlebens ist durchdacht und sehr gelungen. Im vorderen Einband gibt es eine Zeichnung über „Die verlorenen Jahre“ der Meeresschildkröten, in denen ich die Reiseroute von ihnen auf eine Karte gezeichnet sehen kann. Im hinteren Einband sind die Wege von Plastikmüll ins Meer anschaulich präsentiert und kurz erläutert. Sehr erschreckend, auf welchen Wegen unser Müll den Weg ins Meer findet. Aufgeteilt ist dieses Sachbuch neben einem Vorwort, einer Danksagung sowie die Aufführung des Bildnachweises und der Quellen mit weiterführenden Informationen in sechs große betitelte Abschnitte. Diese wiederum sind untergliedert in Kapitel. Die Kapitelnamen geben eine erste Richtung, eine Ahnung vor, was mich erwarten wird. Schon das Vorwort berührt mich. Ist es nicht traurig, dass alle sieben Arten von Meeresschildkröten, die schon seit der Zeit der Dinosaurier auf der Erde sind, gefährdet oder teilweise sogar stark bedroht sind? Die Ursache dafür ist klar und stellt für mich keine Überraschung da: Der Mensch. Doch Frauke Bagusche weiß trotz dieser düsteren Erkenntnis Freude auf das Buch zu wecken und mit viel spannenden Wissen rund um diese faszinierenden Tiere zu locken. Frauke Bagusche gelingt es mir in Erzählform die spannenden Fakten rund um die Nomaden der Ozeane näher zu bringen. Dabei geht sie sehr strukturiert vor, indem sie als Erstes die Entwicklung der heutigen Meeresschildkröten beleuchtet. Der Abstecher in die Uhrzeit ist spannend, ebenso wie die Forschung dazu. Fachliche Begriffe werden sofort erklärt, sodass dieses Sachbuch Leichtigkeit erfährt. Interessant ist auch, wie Meeresschildkröten sich orientieren, Nahrung finden, hören sowie sehen können und wie unterschiedlich sie auf ihren jeweiligen Lebensraum angepasst sind. Ebenso erklärt Frauke Bagusche weshalb Plastikmüll so oft in den Mägen verschiedenster maritimer Lebewesen landet. Es ist traurig und erschreckend zugleich. Besonders ansprechend finde ich die Vorstellung der einzelnen sieben Meeresschildkrötenarten, wo sie leben, wie sie nisten und wie sie aussehen. Auch welche Besonderheiten sie jeweils haben, ist sehr ansprechend geschildert. Außerdem freue ich mich, dass Frauke Bagusche erklärt, warum die unechte Karettschildkröte eigentlich diesen Namen trägt. Wenig erstaunt hat mich die Erkenntnis, dass Meeresschildkröten durchs Abweiden von Seegraswiesen die Artenvielfalt fördern. Dafür habe ich ein Aha-Erlebnis, denn Meeresschildkröten können ziemlich tief tauchen, aber sogar an der Taucherkrankheit leiden. Richtig faszinierend finde ich, dass unechte Karettschildkröten mit ihren Panzern wahre schwimmenden Metropolen sind. Mehr als 100 verschiedene Arten von Algen über Seepocken bis hin zu kleineren Krebsen können auf dem Panzer einer unechten Karettschildkröte leben. Unglaublich. Noch superheldenhafter erscheint mir die echte Karettschildkröte, denn diese können fluoreszieren. Warum sie leuchten können, ist noch nicht abschließend geklärt, aber Frauke Bagusche erklärt die aktuellen Vermutungen und Theorien dazu. Unterstützt wird dieses vielfältige Wissen durch passende Illustrationen, wunderschöne Bilder im Mittelteil, Anschauungsmaterial in Form von oftmals YouTube-Links sowie von Kartenabbildungen. Das lockert zusätzlich das Sachbuch auf und macht es visuell ebenfalls zu einem Highlight. Es gibt aber auch nützliche Tipps im Umgang mit Meeresschildkröten, beispielsweise was zu beachten ist, wenn wir auf ein Eier legendes Weibchen oder ins Meer wandernde Jungtiere treffen. Obwohl es in „Nomaden der Ozeane“ natürlich hauptsächlich um Meeresschildkröten geht, beleuchtet Frauke Bagusche nebenbei auch andere Meeresbewohner, wie zum Beispiel Schwämme. Auch hier wird kurz auf deren Evolution, ihren Aufbau und ihre Nahrungsaufnahme, sowie die Bedeutung für die Umwelt und insbesondere für die Schildkröten eingegangen. Wusstet ihr, dass es Schwämme schon seit 600 Millionen Jahren gibt? Oder dass Quallen gern von Schildkröten gefressen werden? Auch die Nahrungsquelle wird eigenständig beleuchtet. So kann ich neben meinem Wissen für mehrere Schildkröten dieses auch auf andere maritime Lebewesen erweitern. Bei all diesen wunderschönen Details werden auch die Schattenseiten nicht vernachlässigt. Diese sind gigantisch. Der Schaden, den der Mensch anrichtet, ist beispiellos und wirklich zum Weinen. In „Nomaden der Ozeane“ erzählt Frauke Bagusche eindringlich von den Gefahren, welche auf die sieben Meeresschildkrötenarten, so wie vielen anderen maritimen Bewohnern lauern. Von Wilderei über herrenlose, im Meer treibende alte Fischereigeräte, wie Netze bis hin zur Fischerei selbst und die erschreckende Zunahme von Plastikmüll im Meer reißt dieser Strom an menschengemachtem Unheil kaum ab. Mit Zahlen untermauert wird mir beim Lesen schlecht. Trotz all dieser düsteren Aufklärung schenkt Frauke Bagusche auch Hoffnungsschimmer. So wird beleuchtet, wie wichtig und wie gut Artenschutz funktioniert. Aber auch wie ambitionierte Menschen richtige Krankenhäuser für Schildkröten aufbauen, um sie nach Möglichkeit so weit zu heilen, dass sie wieder ins Meer entlassen werden können. Der Klimawandel wird ebenfalls thematisiert, besonders im Kontext zu den Meeresschildkröten. Dieser 360 Grad Blick auf die sieben Meeresschildkrötenarten macht das Buch „Nomaden der Ozeane“ zu einem sehr gelungenen, anschaulich in Bild und Schrift geschriebenen Werk, welches Wissen leicht verständlich, mit viel Empathie und besonders mit einem tollen Erzählton vermittelt. Fazit: Volle Leseempfehlung. Im Fokus stehen die Meeresschildkröten, die auf vielfältige Weise beleuchtet werden. Locker erzählt gehen die Fakten tief unter die Haut und hallen lange sowie intensiv nach.

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