Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Agnes geht

Irgendetwas fehlte

Von: Verena
25.04.2023

Obwohl „Agnes geht“ mich gut unterhalten hat, konnte der neue Roman leider nicht mit Keweritschs „Die Reise der Bienen“ mithalten. Agnes läuft einfach los, nachdem sie sich mit ihrem Mann Tom gestritten hat. Erst planlos, dann raus aus Hamburg mit Berlin als Ziel. Beim Gehen beginnt das Gedankenkarussell: Scheitert ihre Ehe gerade bzw. schon länger? Wer ist sie eigentlich als Person und was haben Kinder/Haushalt/Familie mit dieser Person und ihren (beruflichen) Träumen gemacht? Wie will sie weitermachen? „… Liebe, das Glück des Alleinseins in der Natur und die Träume, die uns beflügeln“ – all das verspricht „Agnes geht“. Mental Load, Mutterschaft, Körperwahrnehmung, Gleichberechtigung, etc. werden thematisiert und größtenteils gut dargestellt. Allerdings fehlte mir irgendwas; der Roman wirkte irgendwie unfertig. Ich hatte das Gefühl, dass Agnes und Tom nie versuchen, wirklich zu kommunizieren. Das ist zwar sicher die Realität vieler Paare, aber definitiv unbefriedigend. Auch das „Glück des Alleinseins“ geht eher unter, den Agnes trifft auf ihrem Weg einen anderen Mann, beginnt eine Affäre und ist eigentlich nie so richtig allein, sondern hat dadurch Probleme mit gleich zwei Männern. Kein Elternteil versucht, die sicher beängstigende Situation den beiden Kindern zu erklären – mit Sicherheit auch realistisch, aber was ist die Message? Dadurch blieb irgendwie alles in der Luft hängen. Beabsichtigt oder nicht - genial ist die Darstellung von Toms Verhalten, als er plötzlich für Kinder, Haushalt & Familie verantwortlich ist. Er versucht nicht mal, es mit seinem Job zu vereinbaren, sondern nimmt direkt Urlaub. Care Arbeit, die für Agnes – wie für sehr viele Frauen – Alltag ist, hat nach wie vor keine Priorität für ihn. Stattdessen macht er Dinge, die ihm Freude bereiten, sonst aber zu kurz kommen. Das erinnerte mich an die Elternzeitpläne eines gewissen Politikers (Bücher schreiben, promovieren, jagen, fischen, imkern). Zwar gibt es eine Art Happy End, das Ehepaar geht Kompromisse ein, aber hat Tom je wirklich Agnes‘ Problem verstanden?

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.