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Rezension zu
Therapiert

Sehr spannend und aufwühlend

Von: Myrcella
23.02.2023

Meine persönliche Meinung   Das Cover: Das Cover wirkt leicht bedrohlich und die rote Farbe wirkt auf mich leicht aggressiv. Anfangs wusste ich nicht, was das umgedrehte Haus mit dem Inhalt des Buches zu tun hat, jedoch wird das im Verlauf des Buches klar. Daher finde ich die Covergestaltung sehr passend.   Der Inhalt: Der Einstieg gelang mir sehr leicht. Ich lernte sogleich Ira kennen aus der Ich-Perspektive. Ich bekam sogleich Zugang zu ihren Gedanken und war live bei einem Mord dabei. Mit allen Details beschreibt Ira den Mord an einem älteren wohlhabenden Mann und was sie bei diesem scheußlichen Vergehen fühlt – nämlich nichts. Nur ein paar wenige Seiten später lernte ich die Therapeutin Clarissa kennen. Eine selbstbewusste und kluge Frau um die 50, die ihre Intelligenz gerne mit knappen Outfits und ihrem schönen Äußeren überspielt um die Männerwelt nicht einzuschüchtern. Nach außen hin wirkt Clarissas Leben einfach perfekt, jedoch hat auch sie ihre Geheimnisse, die nach und nach in der Geschichte aufgedeckt werden. Dann gibt es da noch die weiteren Perspektiven von dem Journalisten Arto mit seinen Alkoholproblemen und dann auch noch Clarissas Mann Pekka. Lange Zeit wusste ich gar nicht, welche Rolle die beiden Nebencharaktere in dem Buch spielen und wieso man so oft ihre Perspektive liest. Die Kapitel sind allesamt sehr kurz und gehen kaum über 5 bis 6 Seiten. Das hat einerseits den Spannungsbogen stets oben gehalten, jedoch hat mich der ständige Perspektivenwechsel irgendwann richtig aggressiv gemacht. Gerade als es in der einen Perspektive sehr spannend wird, schwenkt die Autorin einfach um zur nächsten. Am liebsten hätte ich dann einfach weitergeblättert und mich somit gespoilert, aber ich konnte mich gerade noch am Riemen reißen und habe das dann unterlassen.   Ich muss sagen, die erste Hälfte des Buches ist wirklich zäh. Man bekommt immer nur häppchenweise Andeutungen von Ira und Clarissa hingeworfen. Und ich fragte mich auch, wieviel von dem was Ira berichtet ist wahr? Der Schreibstil ist etwas ungewöhnlich. Es fühlte sie für mich so an wie ein Interview der 4 Charaktere. Sie sprechen den Leser zudem auch alle mit „Du“ an, so als würden sie alle Geschehnisse einem guten Freund berichten. Jedoch hat mir gerade diese persönliche Anrede gut gefallen und auch geholfen, eine tiefere Verbindung zu den Protagonisten aufzubauen, zumindest zu Ira und Clarissa. Bevor die Geschichte beginnt hätte ich mir von der Autorin oder vom Verlag eine Triggerwarnung auf der ersten Seite gewünscht. Es werden Themen aufgegriffen wie Missbrauch, Anorexie und seelische Gewalt. Ich musste mehrmals wirklich schlucken und gegen Ende war ich sogar eine Mischung zwischen emotional aufgewühlt und einfach nur unfassbar wütend. Ich musste das Gelesene erstmal verarbeiten.   Ab der zweiten Hälfte konnte ich dann das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Es wurde von Kapitel zu Kapitel spannender und irgendwann wurde mir klar, dass die Autorin hier einem roten Fade folgt. Ist die erste Hälfte auch etwas langatmig, so kann ich euch Lesern nur den einen Tipp geben: Bleibt am Ball, es lohnt sich wirklich! Die Charaktere waren mir alle nicht sonderlich sympathisch. Am meisten war ich von Clarissas Ehemann genervt, der scheinbar eifersüchtig auf die Patientin Ira zu sein scheint und in den Unterlagen seiner Frau herumschnüffelt. Die Therapiesitzungen zwischen Ira und Clarissa werden anfangs nicht zu sehr vertieft. Da ist Ira, die scheinbar mordende, psychopathische Serienkillerin, die eigentlich nur eine Therapie beginnt, damit sie glimpflich davonkommt, wenn sie geschnappt werden sollte. Und dann ist da Clarissa, die versuchen möchte, der jungen Frau zu helfen. So entwickelt sich teilweise eine recht toxische Beziehung zwischen beiden und man weiß zunächst nicht, in welche Richtung sich diese entwickeln wird. Was ich persönlich höchst interessant fand, waren die Einblicke in die menschliche Psyche. So werden in einzelnen Kapiteln mehrere Tests beschrieben, die auf Depression und auch psychopathisches Verhalten hinweisen. Diese Tests gibt es wirklich, ich habe sie gegoogelt.   Das Ende war für mich sehr rasant. Die Ereignisse überschlagen sich und es wird nochmal sehr spannend. In den ketzten Kapiteln wird man dann mit einer Wendung überrascht, mit der man nie gerechnet hätte und gleichzeitig macht es "Klick" und viele lose Puzzleteile finden plötzlich ihren Platz. Rückblickend betrachtet macht so vieles nun Sinn, was vorher Fragen aufgeworfen hat. Zum Schluss konnte ich das Buch dann mit einer gewissen Genugtuung beenden.   Mein Fazit: Hier ist der Autorin ein äußerst perfider und spannender Thriller gelungen, über den ich auch Stunden nach Beendigung des Buches noch nachgrübeln musste. Geschickt gewährt die Autorin ihrem Publikum tiefe Einblicke in eine sehr kranke und kaputte Psyche. Mich konnte das Buch wirklich überzeugen mit 5 Büchersternchen.

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