Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Das Unrecht

Kennst du die Realität?

Von: Nadine Schmidt
27.11.2022

Mit ihrem neuen Roman “Das Unrecht” weicht die Autorin Ellen Sandberg, (zum Glück) etwas von ihrem üblichen Schema ab. Das heißt natürlich nicht, dass sie ihre äußert ausgefeilte, psychologische Taktik aufgibt. Nein, sie geht nur dieses Mal viel dichter ans Werk und noch konsequenter. Tod, Intrige, Eifersucht und Neid, all diese Eigenschaften wurden aus bisher nicht ausgespart in ihren zahlreichen Romanen. Aber noch noch nie hat Ellen Sandberg ihre Figuren so perfide agieren lassen und so bedrückend realistisch inszeniert. Auch “Das Unrecht” wird auf mehreren Zeitebenen erzählt, alles startete Ende der Achtzigerjahre in der ehemaligen DDR. Mischa und seine Freundin Annett finden einen Ausweg aus den Zwängen des Staates, scheitern allerdings mit ihrem kühnen Plan. Wem kannst du vertrauen? Ellen Sandberg konzentriert sich mit “Das Unrecht” auf eine wesentlich genutzte Eigenschaft der damaligen Zeit während der Teilung Deutschland, nämlich dem Denunzieren. Dass diese nie ausgestorben ist und immer aus niederen Motiven entstehen, erfahren wir nach und nach. Ebenso wie die Protagonistin Annett, die mit ihrem Ehemann Volker eine gute Ehe führt, aus der zwei, mittlerweile erwachsene Kinder hervorgegangen sind. Nach und nach stürzt das harmonische Kartenhaus zusammen und Annett merkt, dass sich vieles gar nicht so zugetragen hat, wie sie ursprünglich dachte. Immer mehr werden ihr die Verwirrungen der letzten Jahre klar. Dass und an welchen Stellen sie manipuliert wurde, war ihr gar nicht bewusst. Ellen Sandberg spart auch die Verhörmethoden der DDR nicht aus und führt uns vor Augen, wie damals mit denen umgesprungen wurden, die auf der Flucht in die Freiheit aufgegriffen wurden. Unfassbar, dass dieser Teil unserer Geschichte so wenig thematisiert wird und ebenso unglaublich, was Menschen riskiert haben, um außerhalb des Systems selbstbestimmt leben zu können. Sandbergs fiesester Roman Annett merkt in “Das Unrecht” von Ellen Sandberg, dass vermeintliche Freunde ihre Feinde sind, und umgekehrt. Und genau am tiefsten Punkt, als sie beinahe an den Erkenntnissen zerbricht, dreht sie den Spieß um. Die Geschichte ist extrem spannend, nicht minder komplex, aber trotzdem deutlich dichter und deshalb packender, als alles, was Ellen Sandberg jemals veröffentlicht hat. Es liegt daran, dass sie deutlich düsterer erzählt und vieles im Subtext ablaufen lässt. So wird den Leserinnen und Lesern nach und nach klar, dass man sich auf die vermeintliche Realität eigentlich nicht verlassen kann und hinterm Glück der (Selbst-)Betrug lauern kann. Das lässt eine unangenehme Spannung entstehen, die Ellen Sandberg in “Das Unrecht” wunderbar orchestriert und zu einem unerwarteten Ende bringt.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.