Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Die Legende von Sleepy Hollow - Im Bann des kopflosen Reiters

Was im Verborgenen wartet

Von: Libertine Literatur
25.11.2022

In Bens Welt ist das Leben der Männer freier und wilder als das der Frauen. Sie geben den Ton an, vertreten die Interessen der Familien in der Öffentlichkeit, dürfen sich prügeln und werden gerufen, wenn etwas im Ort nicht mit rechten Dingen zugeht. Das Leben als Frau findet weniger in der Öffentlichkeit statt. Sittsamkeit und Ehre dürfen keinen Gefahren ausgesetzt werden. Auch der Vorwurf der Hexerei geht noch allzu leicht über die Lippen. Vor allem in einem Ort wie Sleepy Hollow. Wer die Verfilmung mit Johnny Depp und Christina Ricci von 1999 oder die Serie mit Tom Mison kennt, weiß um die Besonderheiten dieses Ortes. Aberglaube, unheimliche Geschehnisse und uralte Geheimnisse. Auch wer die Erzählung The Legend of Sleepy Hollow (1820) von Washington Irving gelesen hat, dürfte den Namen Ichabod Crane noch in Erinnerung haben. »Ich hatte keine Hexen oder Kobolde oder den kopflosen Reiter zu Gesicht bekommen. Aber ich hatte jemanden meinen Namen flüstern gehört und gespürt, wie mich etwas an der Schulter berührte, kalt wie der Wind, der im Herbst den Schnee ankündigt.« Christina Henrys ›Die Legende von Sleepy Hollow‹ setzt 30 Jahre nach Ichabod Cranes Verschwinden ein. Einige der Figuren sind Kenner:innen des Stoffes bereits vertraut, alle anderen dürfen sich darüber freuen, sie kennenlernen zu können. Ob es sich um Bens besten Freund Sander handelt oder um Bens Großeltern Brom und Katrina – Henry hat ein wunderbares Händchen für markante, authentische und liebenswerte Figuren. Doch nicht nur für Figuren, ›Die Legende von Sleepy Hollow‹ ist super atmosphärisch, düster und geheimnisvoll. »Anderswo mochte so etwas kaltherzig klingen, aber in Sleepy Hollow wurde viel Seltsames Wirklichkeit, und manchmal streckte dieses Seltsame seine Klauen nach uns aus. Es war den Leuten nicht gleichgültig, aber sie akzeptierten den Schrecken im Tausch gegen das Wunder.« Doch mit ›Die Legende von Sleepy Hollow‹ geht Henry weit über die vielleicht bekannten vorherigen Adaptionen des Stoffes hinaus. Denn Ben muss nicht nur gegen die Geheimnisse des Ortes kämpfen, sondern auch gegen dessen Normen. Ein Kampf um Identität und das Leben, das im tiefsten Innern zu einem passt und gehört. Gut, wenn man dabei so liebenswerte Verbündete hat wie Ben, doch auch die Gefahren von Sleepy Hollow sind nicht zu unterschätzen. »Für einen Moment hatte ich den Eindruck, als sähe ich Augen, die mich anblickten, Augen, die nicht da sein konnten, weil da kein Mensch war und kein Mensch solche Augen haben konnte – Augen, die glühten, Augen, die zogen, Augen, die an meiner Seele zerrten und sie aus meinem Mund herauszuziehen schienen.« ›Die Legende von Sleepy Hollow‹ ist für mich zweifellos das beste Buch von Henry, das ich bislang gelesen habe. Das Setting, die Geheimnisse, der düstere Ort und die besonderen Figuren führen immer tiefer hinein in die Geschehnisse Sleepy Hollow von vor 30 Jahren und von heute.

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.