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Rezension zu
Die Legende von Sleepy Hollow - Im Bann des kopflosen Reiters

Eine spannende Eigeninterpretation von Christina Henry

Von: Der Büchernarr
19.10.2022

„Die Legende von Sleepy Hollow“ hieß auf Deutsch „Die Sage von der schläfrigen Schlucht“ (wer auch immer diesen Titel erfunden hat, denn übersetzt wurde er ja nicht). Ursprünglich wurde diese Erzählung 1820 von Washington Irving als Teil eines Sammelbands veröffentlicht. Angeblich geht die Geschichte von dem Reiter ohne Kopf auf das deutsche Märchen „Rübezahl“ zurück, aber das ist eine andere Geschichte. Ich erzähle deswegen so ausführlich von der Vorlage, weil ich zum einen glaube, dass viele Leser diese gar nicht kennen und zum anderen, weil sich Christina Henry für ihren Roman sehr dicht an dieser orientiert. Es gibt den Lehrer Ichabod Crane, der ein Auge auf Katrina van Tassel wirft, die aber auch schon in der Gunst von Abraham van Brunt, genannt „Brom Bones“ steht. Auf dieser Basis schafft Christina Henry ihr ganz eigenes verschlafenes Dörfchen Sleppy Hollow, in dem die Menschen deutlich abergläubiger sind als anderswo in den USA. Und platziert zusätzlich die Hauptfigur Bente „Ben“ Van Brunt, ein 14-Jähriger oder eine 14-Jährige. Sie ist biologisch gesehen die Enkelin von Brom und Katrina und befindet sich in einem Coming-In-Prozess. Im Gegensatz zu einem Coming-Out handelt es sich um einen längeren Prozess, in dem sich die Betroffenen über sich selbst und ihrer eigenen Identität im Klaren werden (wollen oder müssen). Und dieser Findungsprozess nimmt einen vergleichsweise großen Raum in dem Buch ein. Dass dieses Coming-In nicht bei jedem auf Gegenliebe stößt, merkt man an den Kritiken, die dies ankreiden. Darüber hinaus packt Henry aber auch eine gehörige Portion Grusel-Faktor und ein bisschen Übersinnliches in dieses Buch, so dass es zwar (in meinen Augen) nicht direkt ein Horror-Buch ist, aber doch hier und da ein paar „spuckige“ Momente enthält. Also genau richtig für Halloween. In diesem Zusammenhang kann ich es mir nicht erklären, weshalb manche dieses Buch als Jugendbuch anpreisen. Abgetrennte Hände und Köpfe sind in meinen Augen dann doch etwas zu heftig, vor allem weil Henry dies an der ein oder anderen Stelle gern etwas ausführlicher beschreibt. Es wird zwar kein Gemetzel beschrieben aber hier und da doch das ein oder andere zu detailliert für zart beseelte Menschen. Fazit Christina Henry hat wieder mal bewiesen, dass sie ein gutes Händchen dafür hat, bekannten Geschichten bzw. Erzählungen den eigenen Anstrich zu verleihen, so dass am Ende eine ganz eigene Kreation entstanden ist, die aber dennoch noch den Geist des Originals in sich trägt. Trotz aller Kritik habe ich Gefallen an diesem Buch gefunden und empfehle es gern weiter, so lange sich niemand an den Gedankengängen von „Ben Bente“ im Zuge ihres Coming-Ins stört.

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