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Rezension zu
Der verschollene Prinz

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein neuer Blick auf das Genre mit für mich teils zu viel Sex

Von: Sonne
20.07.2015

Adrastus erbleichte und trat einen Schritt zurück. "Knebelt ihn", befahl er, und erneut war jeder Widerstand zwecklos. Mit geübten Handgriffen zwang man Damens Kiefer auseinander und stopfte ihm ein dick mit Stoff umwickeltes Stück Eisen in den Mund, das sogleich festgebunden wurde. Damen gab jetzt nur noch erstickte Laute von sich, warf Adrastus aber herausfordernde Blicke zu. "Du verstehst es noch nicht", sagte Adrastus, "aber lange kann es nicht mehr dauern. Bald schon wirst du einsehen, dass alles, was man im Palast, in den Tavernen und auf den Straßen über dich sagt, stimmt. Du bist ein Sklave. Du bist nichts wert. Prinz Damianos ist tot." -- INHALT: Damen lebt als Prinz von Akielos ein sorgenfreies Leben - bis sein Halbbruder Kastor den größtmöglichen Verrat begeht: Er tötet ihren gemeinsamen Vater und verschenkt Damen selbst als Sklaven an die Königsfamilie des verfeindeten Reiches Vere. Nun ist er der Leibeigene des arroganten und grausamen Prinzen Laurent, der ihm das Leben zur Hölle macht. Doch Damen gibt nicht auf, weil er weiß, dass Kastor sein Heimatland zu Grunde richten wird. Um entkommen und seine Untertanen retten zu können, braucht er fatalerweise jedoch ausgerechnet Laurents Hilfe... MEINE MEINUNG: C.S. Pascat nimmt das High Fantasy-Genre in ihrer "Captive Prince"-Trilogie mal von einer anderen Seite aus in Augenschein. Natürlich, die üblichen Motive sind vorhanden: Es gibt Prinzen und Könige, verfeindete Länder, Sklaven und drohende Kriege. Anders ist jedoch, dass man in "Der verschollene Prinz" gemeinsam mit dem Protagonisten, und nun Sklaven, Damen fast nur das Land Vere selbst kennen lernt, mit dem sein Heimatort Akielos einen recht brüchigen Frieden eingegangen ist. Auf diese Weise lassen sich schnell Vergleiche der sehr unterschiedlichen Sitten anstellen und daher auch die unterschiedlichen Denkweisen von Damen und Laurent nachvollziehen. Damen wirkt von seinen Gedanken und Taten her relativ naiv. Dass er seinen Halbbruder Kastor in all den Jahren zuvor nicht durchschaut und auch das Elend seiner als Sklaven verschifften Landsleute nicht bemerkt hat, sagt einiges über ihn aucs Gleichzeitig sorgt er sich jedoch auch um seine Heimat und hat einen angenehmen Sinn für Humor, was ihn sympathisch macht. Laurent ist dagegen ein Mann, der einen mit seiner arroganten, bösartigen und beherrschten Art nicht für sich einnehmen kann. Er behandelt andere Menschen schlecht, schert sich aber auch nicht darum, was sie von ihm halten. Die meiste Zeit über wirkt er wie ein Ekelpaket, erst wenige Seiten vor Ende lernt man in kurzen Momenten auch eine andere Seite kennen. Weniger undurchschaubar, dafür überzeugend beschrieben sind dann noch die Nebenfiguren, wie etwa der intrigante Nicaise und der schwache Erasmus, die immer wieder für Wendungen sorgen. Von der Geschichte her hält sich der Roman nicht lange mit Nichtigkeiten auf, sondern kommt schnell zur Sache: Damen wird nach Vere verschifft und trifft dort, nachdem er als Sklave zurecht gemacht wurde, auf den Prinzen Laurent. Dieser lässt ihn schnell seine gesamte Abneigung spüren, er verachtet und demütigt ihn, und fügt ihm mehr als einmal auch körperliche Schmerzen zu. Kein Wunder also, dass man sich als Leser fragt, wie sich daraus eine Liebesgeschichte entwickeln soll. Hier ist der Klappentext etwas missverständlich, denn auf sehr glaubwürdige Weise dauert es natürlich deutlich länger als 300 Seiten, bis die beiden sich auch nur ansatzweise näher kommen. Dies macht aber auch die Spannung aus, denn es ist ungemein interessant zu sehen, wie sie ganz langsam ihre Vorurteile ablegen. Weniger spannend ist dagegen das viele Hofgeplänkel. Es dreht sich einiges um die Intrigen und die Sitten des Adels und selten um Damens Pläne zur Flucht. Erst im letzten Drittel des Buches geht es in diesem Bereich wieder vorwärts und ab da zieht das Tempo auch erneut deutlich an. Sehr befremdlich sind allerdings auch dann noch die freizügigen Beschreibungen des vielen, vielen Geschlechtsverkehrs, der hier stattfindet. Damit, dass dieser fast ausschließlich gleichgeschlechtlich ist, hatte ich weniger Probleme als damit, dass sich auch so gut wie jeder Dialog darum dreht - das wurde mir dann teilweise doch etwas zu viel. Der Schluss des ersten Bandes ist dafür dann jedoch gut gewählt und macht durch die Aussicht auf den Fortgang der Geschichte große Lust auf mehr. "Das Duell der Prinzen" erscheint bereits im Januar 2016 auf Deutsch und verspricht mit seinen 400 Seiten deutlich mehr Charakterentwicklung. FAZIT: "Der verschollene Prinz" kann mit einer interessanten Ausgangssituation und spannenden Figuren aufwarten, zudem ist eine homosexuelle Liebesgeschichte insbesondere in diesem Genre etwas Neues - auch, wenn diese in diesem Band noch so gut wie nicht zutage tritt. Leider lässt das viele Hofgeplänkel den Spannungsbogen zwischenzeitlich ziemlich abflauen, und die Menge an Sex war mit nicht ganz geheuer. Band 2 könnte da jedoch mit einer neuen Lage Abhilfe schaffen. Für den Auftakt gibt es von mir jedoch erstmal gute 3 Punkte!

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