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Rezension zu
Lightseekers

Kult

Von: Myriade
28.08.2022

Dieser Thriller des nigerianischen Psychologen Femi Kayode beruht auf einer wahren Begebenheit, Lynchmorden an Studenten. Kayode beherrscht das Handwerk: die Handlung ist spannend, bis zum letzten Moment, linear erzählt, aber es gibt auch einen zunächst nicht identifizierbaren Ich-Erzähler in einem Parallelstrang. Die handelnden Personen sind glaubwürdig charakterisiert. Dem Protagonisten, einem Psychologen, der sich auf die Analyse von Kriminalfällen spezialisiert hat, ist ein Assistent zur Seite gestellt, der zunächst etwas zwielichtig wirkt. Das Buch ist beim btb-Verlag erschienen und als erster Roman einer Reihe gekennzeichnet. Mit großer Wahrscheinlichkeit werde ich auch den zweiten lesen. Der Protagonist samt Familie ist zu Beginn der Handlung erst vor kurzem aus den USA nach Nigeria zurückgekehrt: „Zum millionsten Mal verfluche ich es, meiner Frau zurück nach Nigeria gefolgt zu sein.Ich habe damals gute Miene zum bösen Spiel gemacht, als sie mir ihre Gründe für unsere Rückkehr auseinanderlegte, aber in Wirklichkeit hat sie mich unter Druck gesetzt, und deswegen hege ich immer noch einen tiefen Groll gegen sie. „Schatz, die Jungs werden dieses Jahr fünfzehn. Ich will, dass wir hier weggehen, bevor sie glauben, dass sie ihre Hautfarbe sind. Sie hatte natürlich recht. (…) überall konnte man Berichte über Gewalt gegen People of Color lesen. Als wir zu einem Elternabend eingeladen wurden, bei dem ein ganzer Katalog von Verhaltensregeln für schwarze Jungen ausgegeben wurde, für den Fall, dass sie von der Polizei angehalten werden, war Folake außer sich vor Wut und zugleich tief verstört. Die Ereignisse in Seattle brachten das Fass schließlich zum Überlaufen. Sie war entschlossen, die Staaten zu verlassen, ob mit mir oder ohne mich.“ S 191 Es ist kein Buch in einer schillernden, literarischen Sprache mit starken Bildern. Das muss ein Thriller aber auch nicht sein. Seine Stärke für mit Nigeria nicht vertraute Leser*innen besteht in der Schilderung gesellschaftlicher und politischer Verhältnisse in diesem Land. Es ist geschickt, dass der Protagonist selbst als jemand beschrieben wird, der lange nicht in Nigeria gelebt und daher eine gewisse Außensicht hat: „Die Neigung der Menschen hier in Nigeria, auf fast alles sofort mit Gewalt zu reagieren, ist etwas, woran ich mich nicht gewöhnen kann. Es liegt so viel Aggression und Wut in der Luft“S 240 Nigeria ist wie viele afrikanische Länder reich an Rohstoffen, in diesem Fall Öl, aber die daraus erzielten Gewinne, kommen beim Volk nicht wirklich an. Ein höchst interessantes gesellschaftliches Phänomen, von dem ich noch nicht gehört habe und das in diesem Buch eine große Rolle spielt, sind an den Unis gegründete geheime Bruderschaften, die „Kult“ genannt werden. Die allererste dieser Bruderschaften wurde von sieben Studenten des University College Ibadan gegründet, einer von ihnen der Nobelpreisträger Wole Soyinka. Zu Beginn waren es einfach Studentenverbindungen, die den status quo im Land und an der Uni infrage stellten, doch in den nächsten Generationen entwickelten sie sich zu mafiösen Vereinigungen, die am Klima der Gewalt maßgeblich beteiligt sind. Innerhalb dieses Szenarios entwickelt sich die spannende Recherche, in die eine Menge weiterer bunter Akteure verwickelt sind, die sich als untereinander auf verschiedene Arten vernetzt erweisen. Hat mir gut gefallen. Allerdings bleibt der Nachgeschmack, dass die aktuellen Verhältnisse in Nigeria nicht viel anders oder gar genauso sind, wie in diesem Thriller beschrieben, was kein Anlass zur Freude ist.

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