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Rezension zu
Was im Verborgenen ruht

Wieder ein spannender Krimi mit einem wichtigen Thema

Von: Aleshanee, Weltenwanderer
05.04.2022

Diese Reihe verfolge ich ja schon seit vielen, vielen Jahren und letztens hab ich sogar die ersten Bände nochmal gelesen, um wieder reinzufinden und endlich auch die neueren Teile zu lesen. Ich mag vor allem die Spannung, die sich in den Krimis immer wieder aufbaut und steigert und mich die Bücher nicht mehr aus der Hand legen lässt! Dieses Mal gibt es wieder eine Menge Protagonisten. Neben den bekannten Figuren des etwas antiquierten Inspektor Lynley und seiner skurrilen Kollegin Havers spielt auch Deborah eine wichtige Rolle. Eine langjährige Freundin von Lynley und berufliche Fotografin. Ihr neuer Auftrag führt sie zum Orchid House, einer Organisation, die sich zum Schutz von Mädchen und Frauen einsetzt. Explizit nigerianische und somalische, da diese noch immer der Tradition von FGM ausgesetzt sind: der Verstümmelung der Genitalien. Ich muss gestehen, dass ich darüber nicht viel weiß und auch schockiert war, dass dieses grausame Ritual noch immer durchgeführt, obwohl es verboten ist. Meist in Hinterzimmern von dubiosen Frauen mit den primitivsten Mitteln, wodurch die Mädchen ein Leben lang Schmerzen haben, zu keiner Lust mehr fähig sind und nicht selten auch an den Nachwirkungen sterben. Ebenfalls im Fokus steht die Familie Bankole, deren Tochter Simi genau dieses Schicksal droht. Außerdem Mark Phinney, ein Polizist, dessen Arbeit sich mit diesen Problemen auseinandersetzt. Dass diese Thematik hier zur Sprache kommt finde ich eine sehr gute Sache, da darüber sehr wenig geredet wird und ich tatsächlich kaum etwas davon höre. Da müsste wirklich mehr Aufklärung betrieben werden. Die Autorin erklärt im Nachwort, dass sie viel Recherche betrieben hat, was die Polizeiarbeit angeht, aber auch, was sich in den betroffenen Familien abspielt. Die Unterdrückung der Frau ist hier traditionell und anerzogen. Der Mann hat das Sagen, das Geld und kann im Prinzip machen, was er will. Frauen haben zu dienen und beim Sex keine Lust zu empfinden - auch um keine Ambitionen zu entwickeln, Erfahrungen sammeln zu wollen oder evtl fremdzugehen. Was mich ein bisschen gestört hat war die übertriebene political correctness im Hinblick auf das Schlagwort Diskriminierung. Leider ja immer noch ein Thema und wahrscheinlich hat die Autorin deshalb so konsequent das Misstrauen und die Abneigung dargestellt, das viele Schwarze der weißen Bevölkerung entgegenbringen. Ich benutze hier extra die Wortwahl aus dem Buch! Hier gibt es einige somalische Frauen, die einen regelrechten Hass auf "die Weißen" haben - teilweise durchaus verständlich, andererseits hat es mich in dem Kontext auch etwas gewundert, da es im Zusammenhang mit FGM eigentlich ja ein Problem aus dem Heimatland ist. Da es für mich aber schwierig nachzuvollziehen ist, da ich die Ängste und Erfahrungen dieser Menschen nicht geteilt habe, hab ich es einfach mal so stehenlassen und mich darauf verlassen, dass die Autorin hier die Szenen aus der Familiengemeinschaft bzw. der Somalier einigermaßen authentisch wiedergegeben hat. Es war jedenfalls wieder relativ kurzweilig und auch wenn ein paar Wiederholungen dabei waren und Passagen, die man ruhig hätte kürzen können, konnte ich das Buch schlecht aus der Hand legen. Man fliegt wirklich recht schnell durch die Seiten und ist gespannt, was dahintersteckt - denn natürlich passiert ein Mord und es mangelt nicht an Verdächtigen. Manche Gespräche wirken forciert bzw. etwas hölzern, was ich eigentlich nicht gewohnt bin aus der Reihe und grade Lynley in seiner etwas altbackenen Art was Beziehungen betrifft, könnte gerne auch mal etwas moderner werden mittlerweile. Auch der Abschluss war etwas unspektakulär - da hatte ich mir mehr erwartet. Insgesamt hat es mir trotz der kleinen Kritikpunkte wieder sehr gut gefallen und die ausgefeilten Charakterzeichnungen und komplexen Zusammenhänge waren gut aufgebaut! Noch ein schönes Zitat von S. 691 "... Wir müssen den Menschen als Ganzes nehmen, auch wenn es bequemer wäre, sich nur die Teile auszusuchen, die uns gefallen."

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