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Rezension zu
Monster auf der Couch

Eine originelle Idee

Von: Marie
27.03.2022

Wie hätte sich die Geschichte um Viktor Frankenstein, seiner Verlobten Elisabeth und das von Frankenstein erschaffene Monster entwickelt, wenn die drei eine Therapie gemacht hätten? Diese Frage haben sich die Autoren Jenny Jägerfeld und Mats Strandberg gestellt und daraus Monster auf der Couch entwickelt. Wer nun denkt, dass sich hinter diesem Buch eine schnöde Fantasy- bzw. Gruselgeschichte versteckt, der irrt. Tatsächlich hat mich Monster auf der Couch sehr überrascht. Jenny Jägerfeld und Mats Strandberg haben hier eine originäre Idee gehabt und toll umgesetzt. Eine Frau wendet sich an die schwedische Polizei. Ihre Frau, eine Psychologin, ist seit einem knappen Monat verschwunden. Die Polizei durchsucht das Büro der Psychologin und findet blutbefleckte Akten über Therapiesitzungen mit sehr besonderen Menschen: Viktor Frankenstein, Dorian Gray, Dr. Jekyll und die Vampirin Carmilla – sie alle waren bei der in Stockholm arbeitenden Psychologin in Therapie. Nun ist sie verschwunden. Was ist passiert? Geschickt spielt Monster auf der Couch mit der Idee, dass es sich um eine wahre Geschichte handeln könnte. Alle Namen, bis auf die der bekannten Figuren, sind geschwärzt. Es gibt Gesprächsnotizen mit Randbemerkungen, Fotos, Skizzen und Briefe bzw. E-Mails. Auch ist ein Fachartikel der Autorin Jenny Jägerfeld enthalten. Überhaupt ist der Roman sehr liebevoll gestaltet. Immer wieder variieren das Schriftbild und die Aufmachung der Seiten, was das Buch sehr abwechslungsreich macht. Die Idee, den meist aus der viktorianischen Epoche stammenden Romanfiguren mit einer modernen Therapie helfen zu wollen, ist klasse. Der Narzissmus des Dorian Gray, Dr. Jekyll, der mit Sigmund Freud konfrontiert wird, Carmilla, die sich mit ihrer Unsterblichkeit und ihrer sterblichen Geliebten auseinandersetzen muss … Geschlechterrollen, Homosexualität und überhaupt eine veränderte Weltanschauung werden ebenfalls thematisiert. Die Gesprächsnotizen geben Einblick in die therapeutische Arbeit. Wer sich für Psychologie interessiert, kann hier sicher einiges mitnehmen. Gerade, weil die Autorin Jenny Jägerfeld selbst Psychologin ist und demnach weiß, wovon sie schreibt. Monster auf der Couch empfiehlt sich vor allem für diejenigen, die diese Literaturklassiker kennen und wissen, warum Dorian Gray ein Bild versteckt hat oder wer Mr. Hyde nun eigentlich ist. Daraus ergibt sich auch die Spannung, da die Psychologin diese Kenntnisse nicht hat und erst im Laufe der Gespräche darauf kommt, mit welchen Problemen sich die Charaktere rumschlagen. Allerdings wird hier nicht ganz klar, warum die Psychologin nicht weiß, wer da wirklich vor ihr sitzt. Da das Buch ja ein wenig mit der Idee spielt, es könnte sich um eine reale Geschichte handeln, passt die Unkenntnis der Psychologin nicht so ganz. Sofern man darüber hinwegsieht, ist das Buch ein spannender Einblick in die Psyche (vermeintlicher) Monster. Fazit: Monster auf der Couch ist eine raffinierte Geschichte um literarische (Horror-)Figuren des 19. Jahrhunderts, die sich bei einer schwedischen Psychologin in Therapie begeben. Originell und liebevoll aufgemacht – ein lesenswertes Buch.

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