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Rezension zu
Der Duft der Blumen bei Nacht

Starkes, persönliches Essay über Literatur, Kunst und das Leben zwischen zwei Welten

Von: derMüller
10.03.2022

Zum Inhalt: Das Buch handelt von einer Nacht, die Slimani in der Punta della Dogana verbracht hat. Das Projekt "Meine Nacht im Museum" hat ihr die Gelegenheit dazu gegeben. Slimani beschreibt das Angebot ihrer Lektorin, ihre Anreise nach Venedig und die eigentliche Übernachtung im Museum für moderne Kunst. Die aktuelle Ausstellung trägt den Titel "Ort und Zeichen". Sie zeigt Werke, die das Verhältnis des Menschen zur Natur erforschen, und legt ihren Schwerpunkt auf die Beziehungen zwischen den Künstlerinnen und Künstlern. Die Blume der Nacht ist der Nachtjasmin. Im Museum gibt es eine Installation von Hicham Berrada. Darin wird einem Nachtjasmin vorgegaukelt, dass tagsüber Nacht ist und vice versa. So blüht die Pflanze am Tag für die Besucher und verschließt nachts ihre Blüten. Da Slimani in Rabat in einem Haus lebte, wo dieser Jasmin nur in der Nacht blühte und den stärksten Duft verströmte, erscheint ihr das total verdreht und durcheinander. Meine Meinung: Mit zeitgenössischer Kunst kann ich wenig anfangen. Vorwissen ist aber nicht nötig. Die Kunstwerke, die Slimani entdeckt, erforscht und mit ihren Erinnerungen verbindet, werden präzise von ihr beschrieben. Sie liefert Informationen zu den Künstlern und reichert diese um ihren eigenen Blickwinkel an. Slimani schreibt wunderschön. Poetisch, in glasklaren Sätzen. Das ist bei ihr kein Widerspruch. Dabei zitiert sich Slimani einmal quer durch die Literatur. Camus, Tschechow, Virginia Woolf, Paul Morands Venises, Milan Kunderas Der Scherz, Paul Morands Gehetzer Mann, ... Um nur wenige Beispiele zu nennen. Man hat definitiv mehr von diesem Buch, je mehr der zitierten Klassiker man kennt. Stark ist der Duft der Blumen der Nacht, wenn Slimani persönlich wird. Als sie nebenher anvertraut, dass sie im Vorortzug von einem Mann belästigt wurde, schockierte mich das. Belustigt haben mich ihre waghalsigen Aktionen, um eine Zigarette zu rauchen. Und Slimanis Erinnerungen an ihren Vater berühren. Sie denkt viel an ihn, da er am Ende seines Lebens zum Maler wurde. Ihr Vater erfuhr so viel Ungerechtigkeit. Er war Jahre im Gefängnis, nachdem er in einem der größten Finanzskandale Marokkos schuldig gesprochen wurde. Das erlittene Unrecht hat Slimani inspiriert, Autorin zu werden. Sie möchte den Opfern von Ungerechtigkeit eine Stimme geben. Mein Fazit: Erst schien mir der Text sprunghaft. Slimani fällt der Zugang zu den modernen Kunstwerken schwer. Sie stöbert durch die Ausstellungsräume, entdeckt dies und das. Sie verknüpft das mit ihren Erinnerungen und Zitaten berühmter Autoren. Und dennoch fügt sich das nach und nach zu einem organischen Ganzen. Zu einem tiefen Einblick in das Leben einer starken Frau mit schwieriger Vergangenheit. Beeindruckt hat mich die Offenheit, dass sie einen so nah an sich ran lässt. Dabei hat sie mich zum Nachdenken über das Leben zwischen zwei Welten gebracht. Gefehlt haben mir nur Fotos der geschilderten Kunstwerke und ein Literaturverzeichnis, das die tollen Zitate dieses Buchs auflistet.

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