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Rezension zu
Das Versprechen

Versprochen ist versprochen und wird nicht gebrochen?!

Von: buchlesenliebe
13.01.2022

1986 auf der Farm der Weißen Familie Swart vor den Toren Pretorias. Am Anfang war das Versprechen: ein Versprechen, welches die 40-jährige, krebskranke Rachel ihrem alkoholkranken, bigotten und treulosen Ehemann Manie am Sterbebett abnimmt. Als Anerkennung für ihre langjährigen Dienste soll der Schwarzen Haushälterin Salome das von ihr und ihrem Sohn bewohnte kleine Lombard-Haus als Eigentum überschrieben werden. Die zum damaligen Zeitpunkt zwölfjährige feinfühlige Amor ist die einzige heimliche Zeugin dieser für den Romanverlauf entscheidenden und schwerwiegenden Szene. Unermüdlich wird sie die nächsten Jahre und Jahrzehnte ihren Vater sowie ihre beiden Geschwister Astrid und Anton an die Einlösung des letzten Wunsches ihrer Mutter erinnern und dabei auf erheblichen Widerstand stoßen. Eine Reihe von tragischen und makabren Todesfällen folgen. Amor wird das letzte überlebende Familienmitglied sein, das für Gerechtigkeit, Versöhnung und Ausgleich sorgen kann. Wird sie den letzten Wunsch ihrer Mutter letztendlich erfüllen? Oder bleibt sie ebenso unsichtbar wie Salome, der in diesem Buch nur eine (stimmige) Nebenrolle zukommt? Wann ist es zu spät Gutes zu tun? Vor dem Hintergrund der Geschichte Südafrikas, beginnend bei den letzten Jahren der Apartheid bis zur Präsidentschaft von Jacob Zuma, spannt Damon Galgut mit „Das Versprechen“ eine eindringliche Familiensaga und eine kritische gesellschaftspolitische Parabel über mehrere Jahrzehnte in vier Akten. Die dysfunktionale Burenfamilie Swart fungiert dabei als Projektionsfläche und Spiegelbild einer Gesellschaft im Übergang des repressiven Apartheidsystems zur sogenannten, vermeintlich demokratischen „Regenbogennation“. Das Lesen von „Das Versprechen“ erfordert enorme Konzentration und Aufmerksamkeit. Eine literarische, scheinbar nie endende Achterbahnfahrt, die atemlos zurücklässt und keine Pause gönnt. Ein unaufhörlicher „Stream of Consciousness“, vielstimmige und wechselnde Erzählperspektiven, moralische und allwissende Erzählinstanzen, der erzählerische Geist Rachels, die direkte Ansprache in der „Du-Perspektive“. Der Roman gleicht einer Art Drehbuch, das auf Tragikkomik beruht, metaphorisch und thematisch unglaublich dicht geschrieben ist und von einer gelungen eingestreuten Prise Humor, Ironie und Groteske umrahmt wird. Kritisch anzumerken ist das Phänomen des Bodyshamings und die aufgrund ihres körperlichen Erscheinungsbilds diskriminierende Abwertung vieler Figuren. Aus meiner Sicht nicht notwendig, um zu verstehen, wen oder was die Figuren verkörpern sollen. Gleichzeitig zeigt diese Zeichnung authentisch, wie verachtend und destruktiv Menschen leider miteinander umgehen können. Gewünscht hätte ich mir natürlich auch die Perspektive von Salome - allerdings hätte der Roman dann nicht mehr als solches Sinnbild und Gleichnis funktionieren können, wie er das tut. Für mich insgesamt ein sehr lesenswertes Highlight! Und vor allem ein Buch, bei dem ich mir sicher bin, dass ich es eines Tages nochmal lesen möchte. Das spricht wohl für sich. Aus dem südafrikanischen Englisch von Thomas Mohr.

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